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246 - Am Ende aller Zeit

246 - Am Ende aller Zeit

Titel: 246 - Am Ende aller Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
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Warlynnes zu vernichten. Schließlich waren die Kampfmaschinen für die Rev’rends Dämonen, mit denen sie sich erst vor wenigen Stunden eine erbitterte Schlacht geliefert hatten. Deshalb war er froh, dass die gläubigen Spinner nicht in die Fabrikhalle hinein konnten, in der weitere hundert Maschinenmenschen standen. Diese Halle war verriegelt, unerreichbar für den tollwütigen Torture mit seinem Silberblick, der eigenhändig zehn der inaktiven Modelle vor dem Außentor den Kopf abgeschlagen hatte.
    Das Alpha-Modell mit der Bildübertragungseinheit erreichte nun die Stelle, an der Waashton hätte liegen müssen.
    Aber dort war nichts. Die Ruinenstadt war verschwunden, ebenso wie alles andere. Von Kotter sah, dass sich der Dschungel vor der Warlynne lichtete. Eine braungraue Einöde wurde sichtbar. Schlackehaufen schichteten sich Hügel um Hügel auf, wie die Dünen einer Wüste. Sie wurden flacher, das Land platter. Eine graubraune Trostlosigkeit erstreckte sich auf dem Monitor. Weit voraus erhob sich eine rötlich schimmernde Felswand. Selbst auf dem Monitor wirkte sie überwältigend.
    In der Kommandozentrale der Fertigungsanlage herrschte geschockte Stille. Die Computeranalysen hatten den ersten Eindruck bestätigt: Dieses von himmelhohen Bergen umgebene Gebiet verwandelte den ihnen vertrauten Raum mehr und mehr in ein Biotop. Die Luft war warm und schwül. Der Dschungel war feucht, viele Pflanzen schienen eine Art Asbest zu enthalten. Die Analysen waren verstörend. Alles war fremd, nichts Vertrautes war mehr geblieben.
    »Wenn diese Daten stimmen«, setzte Hacker zögernd an, »dann haben wir nur wenige Tage, bis das gesamte uns bekannte Gebiet von der fremden Vegetation überwuchert wird. Die roten Insekten waren erst der Anfang. Die Flora und Fauna dieses Terrains ist dermaßen aggressiv, dass von unserem Stück Erde hier, mit Verlaub gesagt, ein feuchter Dreck bleiben wird.«
    »Es wirkt, als hätte etwas die fünf Kilometer Land einfach… ausgestanzt«, murmelte von Kotter. »Als hätte irgendeine kosmische Katastrophe das Land in einer runden Fläche erfasst und hierher versetzt.«
    »Aber wo ist hier?«, meldete sich Laurenzo mit tiefen Sorgenfalten auf der Stirn zu Wort. Der Leibarzt ging unruhig auf und ab. Er gehörte zu denen, die bisher noch nicht geschlafen hatten. »Ist das überhaupt noch die Erde?«
    »Es ist die Hölle!«, donnerte Torture. »Die Strafe des HERRN!«
    Von Kotter zog eine Grimasse. »Vor ein paar Stunden war es noch das Paradies…«, murmelte er müde.
    »Es kann das Paradies werden«, versicherte Rev’rend Rage überzeugt. Seine Stimme klang kraftvoll. Von Kotter fragte sich, wie der Schweinehund es geschafft hatte, trotz der aussichtslosen Situation zu neuen Kräften zu kommen. Diese Rev’rends schienen unzerstörbar zu sein. Sowohl in ihrer Konstitution als auch in ihrem Fanatismus.
    Rage trat vor. Die Augen seiner Anhänger richteten sich hoffnungsvoll auf ihn. Der Erzbischof holte tief Luft und sah allen der Reihe nach fest in die Augen.
    »Viele Wunder schaute ich in meinem Leben«, setzte er schließlich zu einer längeren Rede an. »Und auch in den heiligen Schriften liest man immer wieder von großem Unglück, das sich letztlich doch in Wohlgefallen wandelt. So wurde der Diener des HERRN, der erste Rev’rend Rage, dessen Namensnachfolger ich bin, nach einer Verfehlung von einem riesigen Dämonenfisch verschlungen. Sieben Tage und Nächte, so heißt es, befand er sich im Inneren der Bestie, bis brave Bürger den Dämon erlegten und den Rev’rend aus dessen verdorbenen Fleisch herausschnitten. [4] Höret von den Wundern des HERRN! Vertraut auf den HERRN! Ich sage: Rev’rend Torture spricht die Wahrheit! Wie einst der erste Rev’rend Rage, so werden auch wir geprüft! Wir alle haben gefehlt. Viel zu lange haben wir gezaudert, die Anlage der Dämonen anzugreifen und dem Schrecken ein Ende zu bereiten! Doch der HERR ist großzügig! Er vergibt uns all unsere Sünden! Dies ist eine Probe des HERRN! Gemeinsam werden wir uns das von GOTT gegebene Land erschließen und es uns zu eigen machen! Der HERR schenkte uns diese Welt, und wir werden dieses Geschenk annehmen! Wir werden uns diese neue Erde Untertan machen und gemeinsam den einzig richtigen Weg beschreiten: den Weg des HERRN!«
    Horstie von Kotter sah die strahlenden Augen der Rev’rend-Anhänger. Elende Narren, dachte er abfällig. Viel Spaß bei dem Versuch, sich Gottes neue Welt Untertan zu machen. Dieses

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