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246 - Am Ende aller Zeit

246 - Am Ende aller Zeit

Titel: 246 - Am Ende aller Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
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durchtränkt von Bitterkeit und vergorener Süße. Hacker stutzte. Einen solchen Duft hatte er noch nie gerochen. Woher kam dieser Wind?
    »O mein Gott«, flüsterte Columbu neben ihm. Der blonde Corporal stand mit angelegtem Gewehr über dem Kampfplatz. Seine Arme und Hände zitterten so stark, dass er nicht in der Lage war, ein Ziel anzupeilen.
    Das grelle Licht machte sonderbaren Erscheinungen über ihnen Platz. Bunte Lichter wehten ätherisch über die Ausläufer des Gebirges. Sie tauchten die Szenerie in ihr unwirkliches Gleißen. Rot, orange und weiß tanzten sie über den blassblauen Himmel und schienen auf Büsche, Bäume und Kämpfende. Columbus Gesicht wirkte in ihrem Schein noch bleicher und verstörter.
    »Nordlichter…« Hacker fragte sich, ob er träumte. Das hier konnte, nein, es durfte einfach nicht sein! »Das sieht aus wie… Nordlichter«, stammelte er fassungslos. Er hob das Funkgerät. »Hacker an…«
    Seine Aufmerksamkeit wurde von lautem Jubel ablenkt. Die Stimme von Rev’rend Rage hallte über den Platz unter ihnen. Der Erzbischof stand erhöht auf einem Felshang. Seine Worte waren eine wüste Mischung aus Hass und Triumph. »Sehet! Der HERR hat gerichtet! ER hat sie hernieder gestreckt, die Brut des verderbten Generals! Schauet den Himmel und frohlocket! ER sendet uns SEINE Zeichen!«
    Jubelnde Schreie antworteten ihm.
    Hacker griff nach seinem Binokular, um die zweihundert Meter entfernte Szene noch besser sehen zu können.
    »Was…?«, murmelte Columbu.
    »Die Warlynnes…« Einen Moment vergaß Hacker die sonderbaren Lichter über ihren Köpfen, die langsam verblassten und einem wolkenbedeckten, sonderbar fremd wirkenden Himmel wichen. »Die Warlynnes bewegen sich nicht mehr!«
    ***
    Rev’rend Rage hob das rote Holzkreuz auf und stemmte es in die Luft. »Dies ist die Stunde des HERRN! Vernichtet die Dämonen! Schlagt ihnen die Köpfe ab und zerteilt ihre Leiber, auf dass sie uns niemals mehr heimsuchen!«
    Er sah, wie Rev’rend Torture seinen Worten bereits Folge leistete. Der kräftige Mann mit den schwarz gefärbten Locken hielt ein mächtiges Schwert in beiden Händen und hieb mit aller Macht zu! Seine Armmuskeln traten vor Anstrengung hervor. Es gelang ihm erst nach mehreren Hieben, den Hals des kahlköpfigen männlichen Dämons vor sich zu durchtrennen, doch schließlich fiel der Kopf der noch stehenden Kreatur auf den erdigen Boden. Das schwarze Fleisch unter der dünnen rosigen Haut blutete nicht. Künstliche Wirbel blitzten darin auf.
    Rev’rend Rage fröstelte. Die Warlynnes standen stumm zwischen der Gruppe aus Waashton und dem offenen Tor. Sämtliche männlichen Kampfmaschinen sahen dem verderbten General Crow ähnlich! Auch die weiblichen glichen einander, waren aber nach dem Ebenbild einer hübschen jungen Frau gestaltet – auch sie ohne Haare. Alle trugen sie Anzüge aus Leder.
    »Vernichtet sie!«, verlangte Rage mit heiserer Stimme. »Ja, vernichtet die ganze dämonische Brut!« Entschlossen riss er einem der Warlynnes die Waffe aus der Hand und hängte sie sich selbst um.
    Er sah, wie sich einige der Gläubigen um die Verletzten kümmerten. Etwa neun Menschen hatten Brand- und Schusswunden erlitten. Knapp zwei Dutzend seiner Anhänger waren tot. Der Platz um sie her war mit Blut getränkt. Einige Leichen waren vom Schnellfeuer der Warlynnes regelrecht zerrissen worden.
    Eine Frau mit hellblondem Haar kam zu ihm. »Sollen wir nicht zuerst nach den Verletzten und den Toten sehen, Erzbischof?« Ihr Gesicht war aschgrau, die Schlacht gegen die Warlynnes schien ihr jeglichen Glauben an Gut und Böse genommen zu haben.
    Rev’rend Rage legte seine Hand auf ihre Schulter. »Es reicht, wenn sich einige von uns um die Verletzten kümmern, mein Kind. Die Toten betten wir später zur ewigen Ruhe. Jetzt ist die Stunde des HERRN!« Seine Stimme wurde wieder laut und richtete sich an die verbliebene Schar seiner Anhänger. »Das Tor zur Vorhölle ist offen! Nutzen wir die Gunst der Stunde! Holen wir uns Orguudoos General!«
    Einige stimmten euphorisch ein. Andere, wie die Frau mit den blonden Haaren, wirkten weniger begeistert. Das Massaker der Warlynnes hatte sie aus ihrer euphorischen Stimmung gerissen und auf den Boden der Realität geschmettert.
    Rage kümmerte sich nicht weiter um sie. Er hob das rote Holzkreuz auf und ging voran, auf das schwere Schott zu, das noch immer offen stand.
    Torture schloss sich ihm an. Er hatte das inzwischen stumpfe Schwert fortgeworfen und

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