Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
246 - Am Ende aller Zeit

246 - Am Ende aller Zeit

Titel: 246 - Am Ende aller Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
Vom Netzwerk:
Glatze. Vor fast genau zweieinhalb Jahren hatte er ihn verhört. Damals hatte er entschieden, Hacker durch das Feuer hinrichten zu lassen. Der Vertraute Blacks hatte einen seiner Rev’rends auf ungebührliche Art angesprochen. [3] Rage verzog abfällig die Lippen.
    Dieser schwarze Kahlkopf ist eine Schande für ganz Waashton! Seine widernatürliche Liebe zu Männern erregt den Zorn des HERRN!
    Der Erzbischof sah misstrauisch zu, wie sich Hacker um einen jungen blonden Mann kümmerte, dem Abzeichen nach ein Corporal. Auch der blonde Corporal hatte Insekten-Stichwunden, wie Rage selbst und viele seiner Leute.
    Rage versuchte das Jucken und Brennen seiner Haut zu ignorieren. Er war froh, dass Torture das Heft in die Hand genommen hatte und hinter ihm zu den verstörten Gläubigen sprach. Einige von ihnen weinten noch immer leise vor sich hin. Besonders die Frauen waren am Ende ihrer Kräfte.
    »Was machen Sie hier?«, fragte Rage den schwarzhäutigen Hacker unfreundlich.
    »Hallo erst mal«, meinte Collyn Hacker spöttisch, doch der Rev’rend sah, dass auch ihm das Herz in die Hose gerutscht war. Der Mann war trotz seiner dunklen Haut bleich und konnte das Zittern seiner Hände nicht verbergen. »Wir kommen im Auftrag von Mr. Black, Rev’rend. Ursprünglich hatten wir vor, Ihnen mit Takeos Gleiter zu Hilfe zu kommen, sobald Crow das Tor öffnen würde, um Ihre Streitmacht zu vernichten. Doch dann…« Hacker zuckte die Achseln. »Verdammte Scheiße, wenn ich nur wüsste, was dann geschah… Es gab ein sonderbares Licht- und Energiephänomen…«
    »Der HERR sandte seine Zeichen!«
    Hacker verdrehte die Augen. »Kommen Sie mal einen Moment zu uns Normalsterblichen in die Realität runter, Luder! Es gab ein energetisches Phänomen und nun sind wir umgeben von fremdem Land! Wenn Sie das Tal vor der Anlage verlassen hätten, hätten Sie es sehen können: Um uns herum ist Dschungel! Ein gottverdammtes Niemandsland! Und Waashton kann ich nicht mehr über Funk erreichen! Es scheint fort zu sein. Ausgelöscht.«
    »Was?« Rev’rend Rage war so perplex, dass er gar nicht beanstandete, dass Hacker ihn mit seinem bereits vor Jahren abgelegten bürgerlichen Namen angesprochen hatte. »Waashton ausgelöscht? Was sagen Sie da, Hacker?«
    »Ich hab’s mit eigenen Augen gesehen: Ein verdammter Dschungel wuchert da draußen! Ich schwör’s bei Gott.«
    Rages Augen wurden groß. Der Ungläubige schwor beim Herrn?
    Torture kam zu ihnen. »Was ist hier los?«
    Hacker und seine Männer erzählten den Rev’rends alles, was sie auf dem Weg hierher erlebt hatten.
    »Teufelswerk!«, keuchte Torture. Sein eckiger Mund stand offen, das breite Gesicht war vor Entsetzen verzerrt.
    »Oder Gotteswerk«, bemerkte Rage langsam. »Vielleicht gab es keinen anderen Weg für den HERRN, das Böse zu vernichten!«
    »Rev’rend, wir scheinen an einem ganz anderen Ort zu sein!«, meinte Hacker eindringlich.
    »GOTTES Wunder sind groß, mein Junge. Unermesslich für jene, die nicht sehen und verstehen! Lasset uns anstimmen ein Loblied auf den HERRN!«
    Seine Anhänger, die sich dicht um sie geschart hatten, begannen zu beten. Sie sprachen im Chor eine der Litaneien, die auch während der Predigt aufgesagt wurde. Rage hörte es mit großer Freude und fiel selbst mit ein. Was auch immer hier geschehen sein mochte, es war ohne Zweifel göttliches Wirken.
    Auch Torture sah nun wieder zuversichtlicher aus. Der Mann mit dem Silberblick fiel mit seinem dunklen Bass ein, und bald war die Halle ganz von den Gebeten der Rev’rends und ihrer Anhänger erfüllt.
    ***
    »Was tun die da?« Laurenzo beobachtete über eine Kamera die Leute in der Vorhalle hinter dem Außenschott. Inzwischen war der System-Check beendet und in der Kommandozentrale funktionierte wieder alles einwandfrei. Die Generatoren liefen auf Hochtouren.
    »Sie beten«, meinte Horstie von Kotter knapp. Der Doyzländer verzichtete auf Witze über die Rev’rends und ihre Anhänger. Die letzten Minuten waren nervenaufreibend genug gewesen und von Kotter starrte noch immer bleich auf seine Monitore.
    Laurenzo verzog verächtlich das Gesicht. »Wollen wir die restlichen Warlynnes aktivieren?«
    »Das hat doch alles keinen Sinn…« Von Kotter stand auf. Er hatte Mr. Hacker unter den Männern vorne am Eingangsschott erkannt. Der Oberst war ratlos. Die Bilder der Außenkameras verstörten ihn ebenso wie dieser Insektenangriff. Vielleicht wussten Hacker und die Männer von der WCA mehr. Es war

Weitere Kostenlose Bücher