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2465 - Nach der Stasis

Titel: 2465 - Nach der Stasis
Autoren: Unbekannt
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geben.
    Sie wussten nicht einmal, was sie zu dem gemacht hatte, was sie waren. Ihre Geschichte, ihre Biografien ... nichts war mehr da, was nicht mit dem GESETZ-Geber und ihrem Beruf zu tun hatte.
    Die Fiktiv-Ankläger von CHEOSTAI.
    Ja, dieses Wissen war ihnen geblieben: die unerbittlichen Inquisitoren, deren Pflicht und Leben es war, die Gesinnung zu den Kosmokraten zu überprüfen.
    Aber war das die ganze Wahrheit?
    Oder nur ein Teil davon? So, wie nur ein Teil der Erinnerung geblieben war?
    Immer verzweifelter fragte er sich, wer er selbst wirklich war. Inkh Selexon – ein Name, mehr nicht. Aber das Wesen, als das er sich fühlte? Sosehr er einer verborgenen Erinnerung nachspürte, es gab eine Grenze, die er nicht zu überschreiten vermochte.
    Inkh Selexon, Fiktiv-Ankläger auf CHEOS-TAI.
    Und davor? Wie oft war sein Gedächtnis gelöscht worden? Nur einmal? Oder lagen längst zehn, fünfzehn oder zwanzig ähnlich qualvolle Vorgänge des Erwachens hinter ihm?
    Und was wuchs in ihm und in vielen anderen Tibirian Melech heran? Ein Parasit, eine fremde Kreatur, die jeden von ihnen steuerte? Eher erschien es ihm, als sei das alles Teil ihrer selbst ...
    Wenn sie wissen wollten, was mit CHEOS-TAI geschehen war, und das wollten sie alle, half es wenig, nur die gerade benötigten Funktionen zu aktivieren. Auf diese Weise wurden weit eher Spuren verwischt.
    Also mussten sie systematisch vorgehen. Nach dem, was den Tibirian Melech logisch erschien, auch wenn die Grundlagen des GESETZ-Gebers anders aufgebaut waren. Vielleicht reichte die Grundprogrammierung sehr viel weiter zurück, in eine Zeit, als weder Thermodyn-Ingenieure noch Tibirian Melech oder Heromet an Bord gewesen waren.
    Inkh Selexon verteilte seine Leute und einige Servos auf die Kontrollstationen. Sie sollten ein Statusbild zeichnen, eine Momentaufnahme, auf der man aufbauen und Vergangenem nachspüren konnte. Wo mochte das überschäumende Leben von einst geblieben sein, das immer wieder in Selexons Erinnerung durchschimmerte? Tausende Völker und viele Millionen Individuen hatten CHEOS-TAI in ihrem Pulsschlag mitschwingen lassen.
    War wirklich von Anfang an vorgesehen gewesen, die Stasisschläfer niemals aufzuwecken?
    Hatten wir eine Bestimmung, die wir niemals erfahren durften?, fragte sich Selexon düster. Sollten wir tatsächlich das Ende dieses Universums erreichen?
    Aber wahrscheinlich hatte einfach nur ein Unfall verhindert, dass die Schläfer rechtzeitig geweckt worden waren.
     
    *
     
    Stunden vergingen ...
    Inkh Selexon erschrak, als er das Gesicht seines Stellvertreters vor sich sah.
    Lindbaks Haut hatte nahezu jede Pigmentierung verloren und wirkte unglaublich straff.
    „Du bist krank!" Instinktiv griff Selexon nach seinem Mundschutz.
    „Unsinn", wehrte Lindbak ab. „Ich habe nur nachgedacht, während alle anderen sich in wirren Spekulationen ergingen."
    Und?, fragte Selexons Blick.
    Lindbak schlug die Hände gegeneinander. Wieder und wieder, als müsse er sich selbst Schmerz zufügen. Dann, von einem Moment zum nächsten, kratzte er sich mit den Fingern durchs Gesicht. Die Haut blutete sofort.
    „Hör auf damit!", herrschte Selexon ihn an.
    „Aufhören?" Lindbak lachte schrill.
    „Ich weiß nicht, ob ich das kann. Hast du dich noch nicht gefragt, wieso die Terraner in der Lage waren, CHEOS-TAI zu steuern?"
    „Sie haben Fehler gemacht. Sonst wäre nicht alles durcheinandergeraten."
    „Und wennschon. Sie haben den GESETZ-Geber in den Hyperraum gebracht. Benötigt man nicht schon dazu einen Status höherer Ordnung? Wenn sie diesen Status hatten ..."
    „Das mag vor Jahrmillionen so gewesen sein", unterbrach Selexon. „Wir kennen die Erfordernisse heute nicht.
    Vielleicht gibt es keine mehr."
    In dem Moment spürte er, was Lindbak bewegte. Es musste die Empfindung sein, gegen Mauern anzurennen. Weil sie alles verloren hatten, was sie jemals besessen zu haben glaubten. Aufzeichnungen, die geholfen hätten, ihr Schicksal zu klären, schien es nicht zu geben. Und falls doch, waren sie zu gut verborgen oder nicht mehr zugänglich. Ihre Aufgabe als Wächter hatten die Tibirian Melech verloren, und von der gegenwärtigen Mission CHEOS-TAIS wussten sie nichts.
    Falls es eine gab.
    Ein nachgerade blasphemischer Gedanke stieg in Inkh Selexon empor: Was, wenn die Kosmokraten gar nicht wussten, dass CHEOS-TAI überhaupt noch existierte?
     
    6.
     
    „Was ist das?", fragte Selexon schroff, als Taffanaro zu ihm aufschaute und offensichtlich mit
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