2470 - Finsternis ÃŒber Terra
Anlauf und stürzte sich mitten in die nächste Wand, die vor ihm war.
5.
21. Juni 1347 NGZ
Als Reginald Bull die Fahndung ausschreiben ließ, waren die Uhren gerade auf ein Uhr gesprungen. Mit übermüdetem Gesicht blickte der Terraner auf eine dreidimensionale Aufnahme, die vor ihm im Raum schwebte.
„Es ist eindeutig", sagte die Stimmung der Positronik, die direkt mit dem Mondgehirn NATHAN verbunden war. „Die Familie war genau in der Nähe, als der Botschafter über Atlan Village schwebte. Die Mikrokamera hat Details aufgenommen, die eindeutig sind: Sie sind mit dem Dunklen Ermittler verschwunden, auch wenn wir noch nicht wissen, wie das geschehen ist."
Die Nachricht vom Verschwinden der vierköpfigen Familie in Atlan Village gehörte zu den Aufregungen des neuen Tages, den nicht wenige Menschen nicht nur in der Umgebung des Ministers als „Tag zwei nach G’schogun" bezeichneten.
Der Dunkle Ermittler, der ins Solsystem gekommen war, wuchs in den Augen der Menschen bereits zu einer mythischen Unheilsgestalt heran, die gekommen war, um das Ende Terras einzuläuten.
Bull gab seine Befehle von Bord der LEIF ERIKSSON II aus, die auf dem Weg nach Galapagos war. Isla Bartolomé erwartete voller Ungewissheit die neuerliche Ankunft des Dunklen Ermittlers in der Hoffnung, dass es bei dem einmaligen „Ausflug" blieb und es zu einer Kommunikation zwischen dem Nukleus und dem Geschöpf des Chaos kam.
Noch war G’schogun nicht eingetroffen. Er war auf dem direkten Weg.
Es hatte den Anschein, als habe er gesehen, was er wollte.
Aber er war viel zu langsam, längst nicht so schnell wie bisher. Am Antrieb konnte es nicht liegen, denn die Sprünge, egal ob über lange oder eher kürzere Distanzen hinweg, waren tadellos. Dazwischen allerdings ließ er sich Zeit – gerade so, als sei sich der Ermittler nicht sicher, ob er den Weg fortsetzen solle oder nicht.
Worauf wartete er? Er hatte zahlreiche Orte der Erde gesehen und wieder Kurs auf Galapagos gesetzt – also was hielt ihn noch?
Fawn Suzuke stand fast ununterbrochen mit dem Nukleus in Kontakt und berichtete regelmäßig.
Marc London übernahm es, ihre Auskünfte in Worte zu packen, die auch für den verständlich waren, der nicht auf der Insel und in der Nähe des Nukleus sein konnte. Der nicht, wie er es formulierte, den düsteren Zauber spüren konnte, der über der Isla Bartolomé lag.
Die Meldung aus Terrania musste allerdings nicht unbedingt etwas mit dem Dunklen Ermittler zu tun haben.
Bull wollte sich nicht verrückt machen lassen – es kam vor, dass Menschen spurlos verschwanden.
Seit dem vorigen Tag schien allerdings nicht mehr viel so zu sein wie vorher. Die Zahl der gemeldeten Selbstmorde oder Suizidversuche schnellte jäh in die Höhe, die Ambulanzen rund um den Globus waren im Dauereinsatz, überall schienen die Menschen durchzudrehen oder reagierten mit Krankheit und Anfällen auf die neue Situation. Als psychisch labil bezeichnete Männer, Frauen und Kinder waren extrem hoch gefährdet. Menschen strömten in Unmengen den Predigern zu, die von Anfang an gegen die Gefahr aus dem Chaos gewettert hatten und nun ihre große Stunde gekommen sahen.
Es musste keinen Zusammenhang geben. Seit dem Vorabend war alles anders. Menschen flohen vor der Situation, viele in Alkohol und Drogen, andere aus ihren Häusern, ohne auf die Ausgangssperre zu achten. Sie waren in Panik. Mit der Ankunft des Dunklen Ermittlers auf Terra starb viel von dem, woran sie sich drei Jahre lang geklammert hatten.
Eine Familie verschwunden ... das wäre nicht unbedingt etwas gewesen, was man dem LFT-Minister für Verteidigung hätte melden müssen.
Dass diese Familie in Atlan Village wie von der Bildfläche fortgewischt war, ließ aufhorchen. Und dass dies ausgerechnet zu der Zeit geschehen war, in der sie den Dunklen Ermittler G’schogun vorübergehend aus der Beobachtung verloren hatten, ließ die Alarmglocken endgültig schrillen.
Reginald Bull besaß keine Möglichkeit, von der ERIKSSON aus selbst zur Klärung des Falls beizutragen. Was er tun konnte, war, sofort eine Minister-Vollmacht zu erteilen, die Familie systemweit zur Fahndung auszuschreiben.
Zusätzlich forderte er Spezialisten des Terranischen Liga-Dienstes an, um den Fall möglichst schnell zu klären. Sollte es sich erweisen, dass G’schogun eine terranische Familie gekidnappt hatte, war dies eindeutig als „feindseliger Akt" zu werten.
*
Tenpole Opera rannte mit Schwung in die
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