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2470 - Finsternis ÃŒber Terra

Titel: 2470 - Finsternis ÃŒber Terra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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mit ihnen spielte bis in alle Ewigkeit. Dieses riesige Herz würde ewig schlagen, und die Stimme, die er hörte, ohne sie zu verstehen, würde nie verstummen.
    Er war so dumm gewesen! Das zu erkennen, war vielleicht das Schlimmste. Er hatte gewusst, dass es sie beobachtete und testete, ihnen Finten legte und sie steuerte, wohin es sie haben wollte. Er hatte gespürt, dass es sein Tempo und die Grausamkeit des Spiels anzog. Und er hätte wissen müssen, dass Anulyns Stimme niemals aus drei Richtungen zugleich kommen konnte.
    Ihr Zusammenhalt war das Einzige und Wichtigste gewesen, was ihnen noch geblieben war. Nun besaßen sie gar nichts mehr. Jeder von ihnen war allein und mit sich selbst gefangen im eigenen Kosmos des Horrors. Was mit Anulyns Verschwinden begonnen hatte, war vollendet. Sie würden elend krepieren. Vielleicht würde es sie noch sezieren, bei lebendigem Leib ausschlachten und, Zelle für Zelle, im eigenen Verzweiflungsschrei ersticken. Weil es daran Freude hatte, weil es böse war, weil es ...
    Tenpole Opera schrie, auch wenn er keine Luft mehr bekam. Er rannte gegen die Wände an, versank halb darin, schlug, stieß, wälzte sich, fiel und kroch über den Boden, der ihm seine düstersten Schwaden entgegenatmete und ihn anstarrte. Der flüsterte und seufzte: Komm ... Du bist allein ... Keiner braucht dich mehr ...
    Du bist ... allein ...
    Er schrie die Namen seiner Kinder und gab sich selbst die Antwort. Dabei mussten ihn mindestens Arnie und Corsair doch hören, sie waren nicht weiter als ein Dutzend Meter entfernt gewesen, als sich die Wände geschlossen hatten. Wahrscheinlich waren sie ganz genauso hilflos und verzweifelt wie er.
    Und das wummernde Herz des dunklen Gottes schlug, drosch auf ihn ein, hämmerte wie der Pulsschlag der Ewigkeit ...
    Tenpole tobte so lange, bis er ohne jede Kraft im geschundenen Körper in der Mitte des Ganges auf dem Rücken lag und schwer atmete. Wenigstens das konnte er noch.
    Er stellte das Atmen ein. Er hörte es, er hörte sie. Sie waren da, sie riefen nach ihm ... Arnie, Corsair und auch Anulyn!
    Er wusste, dass es ein weiterer Betrug war. Dass es nicht wahr sein konnte. Dass das grausame Spiel weiterging und nochmals verschärft wurde. Dass sich sein Folterstuhl streckte, dass er verrückt wurde und nicht mehr unterscheiden konnte zwischen dem, was real war und was heller Irrsinn.
    Er wünschte es sich. Er verging in der Sehnsucht, die er niemals gekannt oder auch nur für möglich gehalten hatte. Er starb bei dem Gedanken daran, seine Kinder nie wiedersehen zu dürfen. Sie waren sein Alles. Sie waren das, was ihn mit Jeria versöhnen konnte, wenn er gut auf sie aufpasste und ihnen das Leben gab, das sie nicht haben durfte ...
    ... weil er es ihr genommen hatte!
     
    *
     
    Er war sich darüber im Klaren, dass er sich ihre Stimmen nur einbildete, weil er es sich wünschte.
    Keine Sehnsucht war in diesen Minuten stärker als die, sie zu hören und wiederzufinden. Wieder mit ihnen zusammen zu sein, um danach alles besser zu machen. Ein ganz neues Leben vielleicht, kein Streit mehr, keine Fluchten. Sie konnten es schaffen, das wusste er. Sie würden es schaffen, wenn sie hier jemals wieder herauskamen.
    Er wusste, dass sie das niemals erleben würden. Er konnte klar denken.
    Er war gesund im Kopf. Er stand und lauschte, ganz ruhig, ganz locker.
    „Es ist nicht wahr", murmelte er.
    „Ich kann sie nicht hören, das sind sie nicht. Aber ..."
    Es war ein Trug, es musste ein neuer Grad der Folter sein, aber ...
    Er konnte nicht sicher sein!
    Tenpole Opera wusste, dass er wiederum hereingelegt werden sollte.
    Und wenn das Finster, wenn der Dunkle Ermittler, ihn noch tausendundeinmal tötete – es waren seine Kinder! Er hörte die Stimmen, so echt und so lockend. Sie riefen nach ihm, er war ihr Vater. Er war der, den sie brauchten, und er würde gehen.
    Er würde sie nicht im Stich lassen, niemals.
    „Wartet, Kinder!" Seine trockenen, rissigen Lippen schmerzten und schmeckten Blut. „Ich komme. Haltet aus, seid beieinander. Das seid ihr doch, oder? Ich höre euch, ihr seid alle zusammen und ..."
    Er wankte vorwärts, spürte die Schmerzen nicht mehr. Er taumelte in den Gang hinein, aus dem die Stimmen der Kinder kamen. Es gab nur diesen Weg. Er hörte sie, sie waren da. Alle drei und ... zusammen.
    Sie warteten auf ihn ...
    Plötzlich war der Gang zu Ende, und als sich die düsteren Schwaden vor ihm lichteten wie ein Vorhang, der von unsichtbarer Hand aufgezogen

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