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2472 - TRAICOON 0096

Titel: 2472 - TRAICOON 0096 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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„dann hast du zwei Sekunden Zeit, Rinka. Du bist dran. Viel Glück!"
    Sie zeigte ihm einen erhobenen Greiffinger, wie sie es sich von den Terranern abgeschaut hatte, zählte die Sekunden mithilfe ihrer Stoppuhr herab. Unmittelbar nach dem nächsten Fauchen riss sie die metallene Klappe auf, schob sich in den dunklen Raum, schaltete die Anzugscheinwerfer zu, blickte kurz in die endlos scheinende Tiefe hinab und richtete das Licht schließlich über das Knie des Entsorgungsschlauches hinweg auf den gegenüberliegenden Bereich aus.
    Zähe Flüssigkeit troff das leichte Gefälle des Schlauchs entlang. Dahinter lagen Kartonagen, bizarr ineinander verdrehte Metallteile, die abgetrennte Hand eines Ganschkaren. Der Schlauch war ungefähr 30 Meter lang und etwa so breit, dass ein Terraner hindurchpasste. Dahinter befand sich Rinkas Ziel.
    Zwei Sekunden hatten ihr zur Orientierung gereicht. Sie aktivierte die mitgebrachten Supermagnete an ihrem Anzug, ließ sich von ihnen an der Innenseite der Klappe verankern. Nur zwei Arme und der Kopf blieben frei und beweglich.
    Sechs Sekunden waren vergangen.
    Sie zog den Nadler, visierte mit den Handlungsarmen das Ziel an, das sich am Ende der Röhre befand.
    Neun. Zehn. Elf.
    Der Gravitationsschub setzte ein. Er riss die Kartonagen mit sich, die Metallteile, die ganschkarische Hand, ließ selbst die Flüssigkeit wie einen festen Körper erscheinen, der sich gegen diese unbändige Kraft nicht wehren konnte und hinab in die Tiefe gezogen wurde.
    Rinka fühlte, wie die Haftmagnete gegen die Zugkraft ankämpften, wie sie ihren Kopf kaum noch gerade halten konnte.
    Für einen Augenblick keimte so etwas wie Angst auf, doch sie ließ sich nicht irritieren. Sie justierte den Nadler neu, hielt ihn aufs Ziel, trotz der Gewalten, die rings um sie tobten. Es wollte ihr schier die Arme ausreißen. Mit aller Kraft kämpfte sie gegen die an ihr zerrende Schwerkraft an, wollte abdrücken ...
    ... und ließ es dann bleiben.
    Der Zug ließ abrupt nach, trügerische Ruhe kehrte ein. Neuer Abfall lag in der Röhre vor ihr. Organische Abfälle, Bekleidungsstücke, unidentifizierbares Zeugs.
    „Alles in Ordnung bei dir?", flüsterte ihr Senego von draußen zu.
    „Ja", sagte Rinka. „Ich war mir nicht sicher ..."
    „Reiß dich gefälligst zusammen!", fuhr er sie an. „Es darf keinen Zweifel geben! Du schaffst es – hast du mich verstanden?"
    „Ja."
    Wiederum waren acht Sekunden vergangen. Gleich würde der nächste Gravitationsstoß einsetzen, sie in diesen Wirbel an vorbeischießendem Gerümpel, irrwitzigen Stürmen, grässlichen Geräuschen und unberechenbaren Schwerkraftvektoren zerren.
    Elf.
    Sie reagierte rechtzeitig, hielt die Waffe bereits im Anschlag, als die riesige, heimtückische Bestie des Entsorgungssystems neuerlich aufbrüllte. Irgendetwas platschte gegen sie, flutschte gleich darauf an ihr hinab in die Tiefe, in den Magen der Konverterkammer.
    Die Arme schmerzten, gehorchten Rinka kaum mehr. Doch sie hatte ihr Ziel im Visier. Sie musste jetzt feuern.
    Für einen dritten Versuch fehlte ihr die Kraft, und sie musste für den Schuss unbedingt die abdeckenden Energien der Gravitationsaggregate ausnutzen.
    Sie wusste, dass sie treffen würde – und feuerte.
    Ruhe. Angenehme, erleichternde Stille. Sie hatte den Schuss im letzten Augenblick gesetzt. Nach einem Moment des Durchatmens löste sie die Körpermagnete, öffnete die Klappe und kletterte in den Hangar zurück, um sich neben Senego Trainz zu hanteln.
    „Blattschuss", sagte sie nüchtern, „alles erledigt. Khiz wird allerdings meine Muskelzerrungen behandeln müssen."
     
    *
     
    Einer nach dem anderen raste in den „stillen" Phasen des Entsorgungssystems den Schlauch entlang und schlüpfte durch das kleine Loch, das Rinka mithilfe ihres Nadlers geschaffen hatte. Ihr Treffer hatte punktgenau die Verbindungsmanschette zweier Schlauchstücke getroffen.
    Dahinter befand sich ein Nichts. Ein toter Winkel, wie es viele an Bord eines Raumschiffs gab. Quetschräume, Toträume ohne nutzbare Funktion im Gefüge eines Riesenkörpers mit zig Milliarden Kubikmetern. Bei aller baulichen Perfektion war es schlichtweg unmöglich, diese Toträume zu vermeiden. Aus Gründen der Statik durften sie auch nicht ausgefüllt, ausgegossen werden. Die Gerüstung und die Hüllenform eines Raumers waren feste Größen. Die Statik durfte unter keinen Umständen gefährdet werden.
    Wismo Kantelaki, einer der geschicktesten Techniker ihres Trupps, schweißte

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