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2472 - TRAICOON 0096

Titel: 2472 - TRAICOON 0096 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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nicht mehr, war wie aus dem kollektiven Gedächtnis aller anderen Wesen gelöscht.
    Leider, dachte Rinka Porol, besteht diese seltsame Gabe – oder dieser Daseinszustand – nicht in Gegenwart nüchterner Maschinen. Kameraaugen durchdringen den Schatten der Joppelaren ohne Probleme.
    Sie nutzten das drei Meter lange und eineinhalb Meter breite Geschöpf, so gut es ging, um sich aus den Sinnen der anderen Fort-Bewohner zu stehlen. Im richtigen Moment schlüpften sie in den Seitengang, verbargen sich zwischen desaktivierten Reinigungsrobotern und schlossen eine hastig errichtete Bildbarriere zwischen sich und der Hauptröhre. Sie spiegelte den Passanten Leere in dem kleinen Kabuff vor.
    „Wir dürfen diese Illusion nicht allzu lange aufrechterhalten", mahnte Wismo Kantelaki. „Die energetischen Kennungen werden von den Prüfsonden des Forts als fremd erkannt."
    Ihnen blieben knapp zwei Minuten, um sich neu zu orientieren, die verstellte und vergessene Tür zum Wartungsgang kurzzuschließen und alles wieder so zu hinterlassen, wie sie es vorgefunden hatten.
    Rinka sicherte mit der Waffe in der Hand die Arbeit der drei Techniker ihres Teams ab. Wenn es notwendig war, würde sie die Aufmerksamkeit auf sich lenken, ein kleines Feuerwerk veranstalten, sich möglichst weit weg vom derzeitigen Standort hetzen lassen und dann den Tod in dem Bewusstsein hinnehmen, einen wertvollen Beitrag zum Gelingen ihrer Mission geleistet zu haben. Mikro-Bestien galten in den Reihen der Kolonnen-Völker als aggressiv und anfällig. Immer wieder ließen sie sich zu Wahnsinnstaten hinreißen und mussten, um in der Terminologie TRAITORS zu bleiben, entsorgt werden. Mit ein wenig Glück übertünchte eine derartige Aktion die Arbeit ihrer Kollegen.
    Alles ging glatt. Nach eineinhalb Minuten schlüpfte Rinka als Letzte des kleinen Stoßtrupps durch die Tür, deren einfach gestrickter Zugangskode ohne Probleme geknackt worden war. Sie verschloss das Tor, nicht ohne einen Marker zu hinterlassen, der ihnen den Rückweg erleichtern würde.
    „Allmählich wird’s brenzlig", sagte Senego Trainz. Er sah sich aufmerksam in dem nach Desinfektionsmitteln riechenden Gang um. „Wir haben noch etwa fünfhundert Meter ungesicherten Geländes vor uns. Dann beginnt das eigentlich gefährliche Terrain für uns.
    Also erhöhte Vorsicht, bitte schön!"
    Er lief vorneweg, leichtfüßig, etwa so schnell wie das Marschtempo eines Terraners. Rinka nahm, ohne lange darüber nachzudenken, den Platz in der Kampfformation ein. Sie kümmerte sich um jenen Part in der routinemäßigen Sicherungsarbeit, der ihr zugeteilt worden war.
    Alles lief automatisiert ab, jeder Handgriff saß. Stunden- und tagelanges Training machte sich nun bezahlt, Frust, Wut und Schmerz waren vergessen.
    Rinka fühlte sich ... glücklich. Ihr genetisches Erbe brach durch, ließ sie diese Minuten der Aufregung mit einer Intensität genießen, die sie niemals zuvor gespürt hatte. Ihr Herz pumpte und pumpte Blut durch den Körper.
    Die Euphorie drängte jenes Unwohlsein, das das Schiffsinnere vermittelte, in den Hintergrund. Die verwirrenden Dreiecksformen, denen man selbst auf diesem kaum benutzten Weg auf Schritt und Tritt begegnete, hatten keinerlei Auswirkungen auf ihre Psyche. Endorphine, euphorisierende Botenstoffe ließen sie glauben, unbesiegbar zu sein, von nichts und niemand am Gelingen dieser Mission gehindert werden zu können ...
    Vorsicht!, mahnte sie sich selbst. Zu viel Selbstbewusstsein ist der Mikro-Bestie Tod ...
    Rinka nahm sich zurück, besann sich auf die Rolle als Gruppenleiterin und ermahnte ihre Leute, sich nicht verführen zu lassen. Noch hatten sie ihr Ziel nicht erreicht, noch hatten sie keine Ahnung, welche weiteren Hindernisse auf sie warteten.
     
    *
     
    „Das war’s", sagte Ladis Lavmar, der durch seine außergewöhnlichen Reflexe bestach und ein herausragender Nahkämpfer geworden war. „Da gibt’s kein Durchkommen."
    Der Servicegang endete einfach. Ein letzter Weg war wenige Meter zuvor nach rechts abgezweigt. Hinter dem Tor warteten Kolonnen-Sicherheitsleute.
    Sie schützten einen jener wenigen Knotenpunkte, an denen das Betreten der inneren Sicherheitszone des Forts möglich war. Rinka maß die Körperwärme eines guten Dutzends Ganschkaren mit aktivierten Waffen an. Dazu kamen Kampfroboter, Ortungs- und Tasteinheiten, umherschwebende Spionsatelliten und rasch aktivierbare Haftbomben, die dem genetischen Bild eines jeden unerlaubten Eindringlings folgten

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