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248 - Entfesselte Gewalten

248 - Entfesselte Gewalten

Titel: 248 - Entfesselte Gewalten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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fühlen, was er dachte: Hätten wir den Pflanzenmagier und den Daa'muren nur gleich getötet…
    Victorius holte seine Geliebte und sein Kind aus dem Gleiter und stellte beide seinem Vater vor. Derweil wandte sich Hauptmann Lysambwe an Matt. »Wir haben Hilferufe aus dem Dschungel gehört. Seine Exzellenz glaubt die Stimme seiner zukünftigen Gattin erkannt zu haben«, erklärte er. »Der Kaiser wollte selbst ins Dickicht vordringen, aber ich konnte ihn überzeugen, sich keiner weiteren Gefahr auszusetzen. Gerade jetzt braucht Wimereux ihn mehr als je zuvor… lebend. Wir warten auf drei Späher, die die Lage auskundschaften.«
    Matt zog seinen Driller aus dem Holster. Er hatte das dringende Gefühl, etwas tun zu müssen – auch wenn er weder für die Taten seines Sohnes verantwortlich war, noch sie wiedergutmachen konnte. »Soll ich…«
    Doch das war nicht nötig, denn in diesem Augenblick kehrten zwei der Späher zurück. Sie trugen beide Fackeln. »Der Pilz greift nicht mehr an, Eure Exzellenz«, meldete einer der Soldaten. »Wir haben Eure künftige Gattin gefunden. Sie lebt, doch für zwei eurer Weiber kommt jede Hilfe zu spät.«
    An den Spähern vorbei eilte der Kaiser zwischen die Büsche und ins Unterholz. Matt Drax, Aruula, Lysambwe, Rönee und Prinz Victorius folgten ihm. Matt setzte sich an die Spitze und sicherte mit dem Driller, Aruula übernahm mit ihrem Schwert die Nachhut, doch es zeigte sich keine Gefahr. Die Pilzflechten, die überall in den Büschen und Bäumen hingen, wehten nur geisterhaft im Wind, ohne eigene Aktivität.
    Drei Dutzend Schritte hetzten sie durch das Unterholz und standen schließlich vor einem großen hölzernen Trümmerteil, auf dem ohnmächtig Elloa in einem Geflecht aus Pilztentakeln lag. Der dritte Späher kniete neben ihr, hatte ihr seine Jacke unter den Kopf geschoben und tupfte unbeholfen ihre Stirn mit seinem Halstuch.
    »Elloa, meine geliebte Elloa!« Pilatre de Rozier kletterte auf das Bruchstück und ergriff die Hand seiner Zukünftigen. Angewidert zuckte er zurück, als er klebrige Pilzflechten berührte. Er wandte den Kopf. »Nun befreit sie endlich von diesem Geflecht!«, rief er. »Wir müssen sie in Sicherheit bringen!«
    Rönee fasste sich ein Herz, nahm einem der Späher die Fackel aus der Hand, zückte ein Messer und kletterte auf das Trümmerteil. Während er die bewusstlose Frau aus dem Gespinst befreite, rief Lysambwe seinen Kaiser. Mit ernster Miene deutete er auf den Boden. Jemand hielt eine Fackel über einen sich langsam zurückziehenden Pilzfladen. Mit allen anderen beugte sich auch Matt Drax über den unappetitlichen Fund.
    Ein feuchter roter Schleier war dort unten zwischen dem Gestrüpp zu erkennen. Auch einen Ohrring erkannte Matt und einen angedauten Schädelknochen. Ein junger Soldat wandte sich ab und übergab sich. »Ich kenne den Ohrring«, sagte de Rozier traurig. »Ich habe ihn einst meiner Lieblingsfrau geschenkt.«
    Sie brachten Elloa in den Gleiter, wo Aruula ihre oberflächlichen Wunden versorgte. Dort kam sie allmählich wieder zu sich. Die anderen versammelten sich draußen vor dem Fluggerät. Der Kaiser befahl den Aufbau eines Zeltes, von wo aus er die weiteren Maßnahmen planen und koordinieren konnte.
    Boten von der Stadt eilten herbei und berichteten. »Die Angriffe haben ein Ende«, verkündeten sie. »Wir haben das restliche Gas aus den Ballons gelassen und vertreiben den Pilz mit Fackeln. Die Überlebenden der kaiserlichen Garde haben damit begonnen, die letzten Bewohner zu evakuieren und die Toten und Verletzten zu bergen.«
    »Müssen wir viele Menschenleben beklagen?«, fragte der Kaiser mit heiserer Stimme.
    »Nach ersten Schätzungen mehr als zweihundert«, sagte einer der Boten. Alle senkten die Köpfe. Einige Männer wandten sich mit tränenfeuchten Augen ab und eilten in Richtung Stadt davon. Matt nahm an, dass sie um ihre Angehörigen bangten.
    »Wenigstens bist du mir geblieben!« Der Kaiser umarmte seinen Sohn Victorius. »Dem Herrn sei Dank…!« Man hielt einander fest und tröstete sich gegenseitig.
    »Ich bleibe bei dir, Vater«, versprach Victorius. Er winkte seiner Geliebten und nahm sie und ihr Kind mit in die Umarmung auf. Sie ließ es geschehen, wie Matt registrierte. Also schien die Beziehung doch noch eine Chance zu haben.
    Aruula trat aus der Luke des Gleiters ins Freie. »Elloa ist bei Bewusstsein, Kaiser«, sagte sie, ohne die förmliche Anrede zu beachten; das war noch nie ihr Fall gewesen. »Sie

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