2480 - Die Prognostiker
die Gebäude bis zur Decke der Plaza, doch durch eine geschickte Bauweise erweckten die Konstrukteure den Eindruck, nur die untersten dreistöckigen Gebäude seien künstlichen Ursprungs; die bis zur Spitze der Kuppel reichenden Wohn- und Geschäftssektionen dahinter und darüber schienen unter nacktem Fels zu liegen, der den gesamten riesigen Platz in einen Talkessel verwandelte.
Atarin bahnte sich den Weg durch die Menge, hielt auf das Garrabo zu.
Nach ein paar Schritten blieb er stehen, ließ eine Datenkarte fallen und ging weiter. Als er sich umdrehte, sah er, dass eine Frau die Karte aufhob und davonging.
Beruhigt schritt er weiter aus. Er hatte nicht erkennen können, ob es Arna oder Oksa gewesen war, doch die beiden achteten genau auf ihn und gaben ihm Rückendeckung.
Das Garrabo lockte potenzielle Kunden mit Holo-Tänzerinnen in grellen Neonfarben, die wenig sittliche Verheißungen flüsterten – mit einer Lautstärke, dass sie noch vier Etablissements weiter zu vernehmen waren.
Warding Atarin betrat den Laden.
Der Hauptraum war bewusst mit schummrigem Licht und rauchverhangener Luft gestaltet; Atarin fragte sich unwillkürlich, welche das Bewusstsein manipulierenden und gewisse Bedürfnisse verstärkenden Substanzen beigemischt waren. Den Besitzern kam es wohl kaum nur auf eine gewisse Atmosphäre an.
Auf mehreren Bühnen gingen Tänzerinnen ihrem Beruf nach, die meisten davon offensichtlich echte Arkonidinnen, die sonst für Kolonialvölker unantastbar waren und deshalb einen besonderen Reiz ausstrahlten. An sämtlichen Tischen und auf dem langen Bartresen, der den Raum beherrschte, waren kleine Holoprojektoren angebracht, mit deren Hilfe man ihre Darbietungen gegen einen kleinen Obolus praktisch hautnah verfolgen konnte.
Er ging zur Bar und bestellte einen Lassarp. Das Getränk hatte zwar eine unnatürliche, giftgrüne Farbe, aber einen Alkoholgehalt von nur drei Prozent und würde ihn nicht so schnell beeinträchtigen wie ein Managara, der Modecocktail der Saison.
Unauffällig sah er sich nach Arna und Oksa um, konnte aber keine von ihnen entdecken. Vielleicht warteten sie noch eine Weile, um keinen Verdacht zu erregen, wenn sie den Schuppen so kurz hinter ihm betraten.
Täuschte er sich, oder bedachte der Barkeeper ihn mit seltsamen, forschenden Blicken? Der Nachtclub war gut besucht, die meisten Tische und fast jeder zweite Platz an der Bar waren besetzt, aber trotzdem sah der Bras’cooi immer wieder zu ihm herüber.
Einmal tuschelte er kurz mit einem Kellner und nickte dabei – unauffällig, wie er sicher glaubte – zu Atarin herüber. Der Helfer verschwand in den dunklen hinteren Gefilden des Etablissements, und der Bartender widmete sich wieder seiner Arbeit.
Atarin hielt noch einmal nach seinen Agentinnen Ausschau, konnte sie aber noch immer nicht entdecken. Verdammt, wo blieben sie? Wenn er hier die falschen Fragen stellte oder sonst wie in Verdacht geriet, konnte er sich Schwierigkeiten einbrocken, aus denen er ohne Hilfe nicht so einfach herauskommen würde.
Der Barkeeper beugte sich zu ihm vor und stellte ihm noch einen Lassarp hin.
„Der geht aufs Haus", sagte er. „Und sie will dich sprechen."
„Sie?", fragte Atarin. „Wer?"
Der Kolonialarkonide deutete auf den Kellner, mit dem er getuschelt hatte und der mittlerweile zurückgekehrt war. „Folge ihm einfach."
Zögernd erhob Atarin sich von seinem Hocker. Er sah sich noch einmal nach den beiden Agentinnen um, doch sie schienen das Garrabo noch immer nicht betreten zu haben.
Wohl oder übel folgte er dem Barkeeper.
Dieser führte ihn durch den Gang zu den Toiletten, aber daran vorbei und öffnete mit einem Kodegeber eine Tür mit der Aufschrift Privat. Ein Tordove wartete dahinter; der Kolonialarkonide war bewaffnet und beäugte die Neuankömmlinge misstrauisch.
Atarin konnte sich denken, wieso der Besitzer des Garrabo einen Wachtposten hier aufstellte; wahrscheinlich befanden sich darüber hinaus in den Wänden verborgene Sensoren, die jeden Fremden auf Herz und Nieren überprüften. Hier begann der Bereich, in dem die eigentlichen Geschäfte gemacht wurden. Hier wurden Drogen und andere verbotene Substanzen gelagert, hier befanden sich die Zimmer, die die Tänzerinnen benutzten, wenn sie den Gästen des Clubs weitergehende Gefälligkeiten erwiesen.
Doch Atarin sah nichts davon. Während er glaubte, hinter der nächsten Tür mehrere Stimmen zu vernehmen, führte der Kellner ihn zu einer Treppe, die durch ein Holo
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