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2482 - Der ewige Kerker

Titel: 2482 - Der ewige Kerker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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anlässlich des Vorstoßes in die Kernzone Hangay die Stammbesatzung des SOL-Mittelteils aufgestockt", verkündete Vesper Nightingale. „Bewerbungen können ab sofort eingereicht werden."
    Von da an vermochte sich Hajmo kaum mehr aufs Gespräch zu konzentrieren. Zwei Cocktails lang kasperte er noch mit seinem Sparringspartner herum. Das war ein Gebot der Höflichkeit.
    Dann verabschiedete er sich, ein weiteres Mal die eben erst überstandene Infektion als Ausrede vorschiebend.
    Sobald er in seiner Kabine war, meldete er sich via Stützpunkt-Netz als Freiwilliger für das bevorstehende Risiko-Kommando. Als Begründung gab er an, dass dort, auf vollkommen unbekanntem Terrain, seine Erfahrungen im Umgang mit Fremdvölkern von großem Nutzen sein könnten.
     
    *
     
    „Hat was für sich", gestand ihm Atlan zu. Die engeren Anwärter waren zu einem persönlichen Vorsprechen gebeten worden. „Der Kernbereich ist terra incognita. Seltsamste Geschöpfe mögen darin wohnen."
    „Rechtzeitig Kommunikation zu etablieren, Signale richtig zu deuten ...
    So was kann den Ausschlag geben."
    Während er um die Gunst des Arkoniden buhlte, rotierte unablässig, sosehr sich Hajmo dagegen wehrte, immer derselbe Satz in seinem Gehirn: Vor allem aber will ich dir deine Freundin ausspannen.
    „Ich halte viel von dir, Dozent Siderip", sagte Atlan, die Füße lässig auf dem Tisch überkreuzt. „Du hast dich mehrfach bewährt: in der Hölle von Whocain; an der Charon-Wolke; als wir den Grenzwall um Hangay bezwangen.
    Extremsituationen, allesamt. Bist ein guter Mann, gar keine Frage. Erklär mir bitte: Weshalb ist mir trotzdem nicht wohl bei der Sache?"
    Sein Extrasinn!, dachte Hajmo, gegen die aufsteigende Panik ankämpfend. Er entlarvt mich, bemerkt meine wahren Interessen! – Unfug, Atlan besitzt keine telepathischen Fähigkeiten.
    Laut sagte er: „Ich gebe zu, dass ich körperlich nicht auf der Höhe bin.
    Nachwirkungen einer Grippe. Bis wir am Rendezvouspunkt sind, sollten sie sich verflüchtigt haben."
    Der Arkonide zog die Beine an, setzte sich gerade hin, stützte die Ellbogen auf den Tisch und fixierte Hajmo mit einem durchdringenden Blick seiner roten Augen. „Hier geht es um sehr viel, junger Mann. Das wird kein Erholungsausflug. Wir begeben uns ins Allerheiligste eines Feindes, dessen Übermacht jeder Beschreibung spottet."
    „Schon klar."
    „Ich muss meinen Gefährten vertrauen können." Für einige Lidschläge horchte der biologisch unsterbliche Zellaktivatorträger in sich hinein, dann befahl er: „Geh in die Medo-Station des Stützpunkts, lass dich von Amanaat-Marmeen durchchecken. Auf Herz und Nieren, hörst du? Ich werde ihr mitteilen, dass ich großen Wert auf eine umfassende Anamnese lege. Sollte die Morann-Wanderpflanze trotz deines aktuell bedauernswerten Zustands grünes Licht geben ..."
    „Ja?"
    „... bist du dabei."
     
     
    Vierte Ebene:
    Der Wachhund
     
    Die Kodewörter stimmten. Gleich nach der Eingabe projizierte das Lesegerät eine Übersicht, der zufolge der Speicherchip drei Dateien enthielt; die umfangreichste befasste sich mit angewandter Kybernetik.
    Sie rief diese im Holo auf und überflog rasch die einzelnen Kapitel: Nach einer knappen theoretischen Einleitung wurde eine Fülle von Modulen besprochen, die in diversen Robotern zum Einsatz kamen. Der Arm als Ganzes, den sie im Kleiderkasten gefunden hatte, war nicht darunter, wohl aber seine Schnittstelle. Außerdem ging es um Hard- und Software, Bedienung wie auch Reparatur verschiedenster Steuergeräte.
    Sie vertiefte sich nicht darin. Falls ihr dieses Manual etwas nützen sollte, dann später. Einstweilen hatte sie ja nur den Cyberarm, und noch nicht einmal eine Energieversorgung dafür.
    Thema der zweiten Datei war Effremitische Musik: Notation, Harmonielehre, Instrumentenkunde, Tonsatz ...
    Sie wollte den Ordner schon wieder schließen, da stach ihr der Begriff „Elfton-Skalen" ins Auge.
    Aus elf Silben hatte die Botschaft bestanden, die sie dazu angeleitet hatte, den Säurebecher ins Aquarium zu entleeren. Sie schauderte beim Gedanken an die Todesqualen der zweiundzwanzig Fische.
    Zweiundzwanzig. Zweimal elf!
    Das sangesfreudige Volk der Effremi, erfuhr sie, verwendete mit Vorliebe monophone Reihen, die aus sämtlichen elf Tönen einer Skala bestanden, wobei jede Stufe nur einmal vorkam. Diese strenge kompositorische Regel variierten sie nur insofern, als eine solche Reihe auch von hinten nach vorn gesungen werden konnte, oder gespiegelt

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