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2482 - Der ewige Kerker

Titel: 2482 - Der ewige Kerker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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an ihrem linken Unterarm war vermutlich dazu geeignet, den Roboter per Funkbefehl zu deaktivieren. Allerdings konnte sie es nicht gleichzeitig bedienen und sich der pausenlosen Attacken erwehren.
    Während sie kreuz und quer durchs Zimmer flüchtete, ohne ihn abschütteln zu können, verspürte sie ein merkwürdiges Gefühl in ihrer linken Hand. Als hätten sie plötzlich ein Eigenleben entwickelt, koppelten sich zwei der Finger ab!
    Vor Schock entging ihr beinahe der nächste Angriff des Robot-Sauriers.
    Sie parierte ihn gerade noch.
    Aus den Augenwinkeln sah sie, dass ihre beiden abgetrennten Finger wie zuckende Engerlinge übers Handgelenk zum Kontrollfeld des Armbands balancierten. Jetzt bloß keine ruckartige Bewegung, damit sie nicht hinunterfielen!
    Ein Finger aktivierte durch Berührung der entsprechenden Kontaktfläche das Armband. Dann jedoch verharrte er, als warte er auf weitere Befehle.
    Schon stürmte von der anderen Seite wieder das stählerne Saurierskelett an.
    Nachdem sie mit viel Glück die Attacke abgewehrt hatte, sandte sie ihren Fingern, so intensiv und genau sie es vermochte, mentale Anweisungen.
    Hätte sie bloß das kybernetische Manual des Speicherchips zur Gänze durchgelesen!
    Keine Zeit für Selbstvorwürfe. Sie büßte ohnedies genug, bekam mehrere schmerzhafte Bisse in die Schenkel ab, bis sie endlich die Kontrolle über das Kunstvieh erlangte. Mit weit aufgerissenem Maul blieb es stehen wie eingefroren, einige Sekunden nachwippend, immer noch bösartig summend.
    Schwer atmend ließ sich die Frau auf den Diwan fallen. Ihre rechte Hand zitterte, als sie den Fingern der Linken half, ihre frühere Position wieder einzunehmen.
    Allmählich beruhigte sich ihr Herzschlag. Sie fragte sich, ob sie selbst ebenfalls ein künstlich erschaffenes Wesen war. Wie sonst war es möglich, dass ihre Finger in begrenzter Weise autark agieren konnten?
    Oder handelte es sich um biologische Symbionten? Dafür sprach, dass die Steuerung auf mentalem Weg erfolgte; vor allem aber, dass sie bis zum Angriff des Roboters nicht einmal auf die Idee gekommen wäre, dies seien nicht ihre ureigenen Körperglieder.
    Sie riss sich von der Betrachtung ihrer Hände los und widmete sich wieder dem Robot-Saurier. Über die Funkverbindung stellte sie fest, dass die nicht besonders hoch entwickelte Maschine auf die Abwehr von Eindringlingen programmiert gewesen war. Sie dauerhaft auf Passiv-Modus zu schalten und dann beliebig fernzusteuern, sollte keine großen Schwierigkeiten bereiten.
    Vielleicht leistete das garstige Ding ja sogar wertvolle Dienste. Immerhin verfügte es über eine beachtliche physische Stärke.
    Die Gefangene entspannte sich. Ihre Mattigkeit wich neuer Hoffnung.
    Einen Teil der Rätsel hatte sie gelöst; ob mehr oder weniger elegant, spielte keine Rolle. Sie würde es schaffen, das verwünschte Zimmer einigermaßen heil zu verlassen.
    Sie hatte es noch jedes Mal geschafft.
     
     
    Fünfte Ebene:
    Hohe Minne
     
    „Handelt gerissen!", dröhnte DjatoB3. Er umschlang Hajmo und Jawna mit den langen fleischigen Armen und drückte sie beide an sich. Sein Atem roch intensiv nach Zwieblauch.
    „Lasst uns die Gegenseite schröpfen!", vollendete Siderip die traditionelle Abschiedsformel barnitischer Händler. Leiser fügte er an: „Schade, dass du nicht mit von der Partie bist."
    „Mein Platz ist hier. Kümmert sich ja sonst keiner um die täglichen Bedürfnisse unserer Enklave. Außerdem muss ich die orbitale Baustelle aufräumen. Je eher wieder alles fein säuberlich verstaut ist, desto besser. Nun haut schon ab, die SOL wartet nicht!"
    Hajmo schulterte seinen spärlich befüllten Tornister und folgte Major Togoya, die gar kein Gepäck bei sich trug.
    Besaß sie überhaupt persönliche Gegenstände?
    „Und nicht vergessen, Freunde", schrie ihnen Djato nach: „Falls ihr an einer Souvenirbude vorbeikommt, die Schokolade-Spezialitäten führt, bringt mir was mit!"
    „Gebongt!"
     
    *
     
    Im Shuttle sagte Jawna: „Das Konzept des Galgenhumors zählt für mich zu den faszinierendsten Eigenheiten der menschlichen Verbal-Kommunikation. Posbis würden beispielsweise niemals auf die Idee kommen, sich gegenseitig vor einer riskanten Unternehmung Frakturen der Gliedmaßen zu wünschen."
    „Du meinst ›Hals- und Beinbruch‹?
    Woher diese Redewendung stammt, weiß ich zufällig. Unsere Linguistin Roa Kellkem hat mir erklärt, es sei die Verballhornung eines im Jiddischen, einer Sonderform der altteranischen Sprache

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