2483 - Die Nadel des Chaos
verkoppelt, andere wiederum in Bewegung, durch den Raum oder gerade aus ihm hinausrollend.
Savoire zählte die Schnittstellen, die aus den Wänden ragten und nach Belieben von den untergebrachten T-Prognostikern belegt werden konnten. Die meisten der Bewohner waren wohl unterwegs; er schätzte, dass das Schwerpunkt-Wohnzentrum etwa 28 bis 30 Günstlingen des Hyperraums als ständiger Anlaufpunkt diente.
„Ich möchte eigentlich noch einmal Nano-Kolonnen ausschleusen", sagte Isokrain. „Dazu müssten wir allerdings die Ebene wechseln."
Savoire schüttelte den Kopf. „Lass es bleiben, es ist zu gefährlich. Vergiss nicht, die Überwachungsmechanismen haben uns schon beim ersten Mal entdeckt. Und die automatischen Waffen fackeln nicht lange, wenn sie Eindringlinge vor die Rohre bekommen.
Was hoffst du überhaupt herauszufinden?"
Der Kosmitter zögerte kurz. „Was benötigt ESCHER am dringendsten?", fragte er dann.
Savoire musterte den Insektoiden eindringlich. Wollte der Insk-Karew etwa vorschlagen, die T-Prognostiker ...
Er wagte es nicht, den Gedanken zu Ende zu führen. Die Idee, die da in ihm emporstieg, mutete ihm so abwegig, so weit hergeholt an, dass er sie einfach nicht weiterverfolgen konnte.
Er sah zu den T-Prognostikern an den Wänden. Und doch, und doch ...
„Du willst doch nicht etwa ...", sagte er und verstummte wieder.
„Ja?"
Er ignorierte Isokrains fragenden Blick. Andererseits schien ESCHERS Lage im Moment aussichtslos zu sein.
Da mochte solch eine phantastische Idee vielleicht die einzige sein, die einigermaßen Aussicht auf Erfolg versprach.
„Was ist es, das ESCHER so dringend sucht?", wiederholte er schließlich die Worte des Avatars fast wider Willen.
„Eine Verbesserung der Rechenfähigkeit. Der Kapazität."
„Richtig. Anders ausgedrückt ..."
„Zusätzliche Prozessoren", antwortete der Kosmitter wie aus der Pistole geschossen.
Savoire nickte. „Und was haben wir hier in Gestalt der T-Prognostiker vor uns? Darauf willst du doch hinaus, nicht wahr?"
Isokrains Fühler richteten sich abrupt auf.
„Ebenfalls richtig. Von Mathematik und dem Hyperraum besessene Geschöpfe, die für ihre Neigung sogar bereit sind, den eigenen Körper zu opfern.
Nach allem, was wir wissen, sind sie ja freiwillig zu dem geworden, was sie sind."
„Du willst also ..."
„Nicht ich. Du scheinst auf diese Idee gekommen zu sein."
Isokrain schwieg.
„Na schön", fuhr Savoire schließlich fort. „Ja, wir wissen ebenfalls, dass die Prognostiker moralisch indifferent sind.
Sie sind für TRAITOR tätig, weil die Terminale Kolonne ihnen Arbeitsplätze bietet, die sie fordern und befriedigen."
Der Insektoide schwieg noch immer.
„Aber das könnte ESCHER schließlich auch!", fuhr Savoire fort. „Und zwar sehr viel besser, sehr viel direkter. Als Prozessoren der Parapositronik ..."
„Wenn es möglich wäre", überlegte der Kosmitter, „einige Prognostiker als zusätzliche Elemente in die Hyperdim-Matrix einzubinden, könnten wir ESCHERS Defizite damit höchstwahrscheinlich beheben."
„Das ist doch lächerlich! Wie sollten wir solch ein Angebot unterbreiten? Dazu kommen die logistischen Probleme!
Wie wollen wir die T-Progonistiker unbemerkt zu ESCHER ins Fort TRAICOON 06-202a transportieren ... falls sie überhaupt an einer neuen Form der Existenz interessiert sind? Oder wollen wir sie einfach entführen und zwingen?"
Isokrain erwiderte nichts darauf.
„Und wie wollen wir daraufhin ihr Verschwinden aus der Nadel des Chaos vertuschen?", fuhr Savoire schließlich fort. „Die T-Prognostiker sind sehr wichtig für die Terminale Kolonne. Angesichts ihres Wertes wird TRAITOR Nachforschungen betreiben. Sie können nicht einfach so verloren gehen!"
„Ja", sagte der Kosmitter. „Jede Menge Wenn und Aber. Viele ungelöste Fragen. Mit hoher Wahrscheinlichkeit ist dieser Einfall nur ein Hirngespinst."
Entgeistert sah Savoire den Insektoiden an.
„Aber immerhin ist das ein konkreter Vorschlag, der erste, den wir haben."
Nun fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Plötzlich war ihm klar, wieso die Parapositronik sie noch einmal in ein Wohnquartier der T-Prognostiker geschickt hatte.
ESCHER wollte Informationen sammeln ... und vielleicht überprüfen, ob dieser auf den ersten Blick völlig abwegige Plan nicht doch irgendwie realisierbar war.
6.
Atarin
„Keine Energiesignaturen", sagte Pal Astuin. „Alle Scans negativ. Man hat keine unliebsamen Überraschungen für uns
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