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2486 Wispern des Hyperraums

2486 Wispern des Hyperraums

Titel: 2486 Wispern des Hyperraums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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Kilometern.
    Was für eine Ironie des Schicksals. Die JULES VERNE war zum Spielball der Elemente geworden, und das ausgerechnet in den Minuten, in denen wir die Rettung so unglaublich nahe vor uns gesehen hatten.
    Vorbei!
    Ein banaler und entsetzlicher Gedanke zugleich. Ich würde ihn nie akzeptieren, auch wenn mir die Statusmeldungen anderes einreden wollten: Warnhinweise aus nahezu allen Schiffssektoren. Zahlreiche Aggregate an ihrer Belastungsgrenze. Der verstärkte Paratronschirm gefährdet. Noch trotzte unser Schutz dem tobenden Inferno, aber er verschlang dabei Unmengen Energie.
    Jäh veränderte sich die Wiedergabe im Globus und in den Stationsholos. Ein düsteres Wogen brandete heran. Dann war alles wie zuvor.
    Nur wenige Sekunden hatte der Vorgang in Anspruch genommen. Trotzdem war mir, als hätte das Schiff sich für einen Augenblick im Hyperraum befunden. Es gab keine entsprechenden Anzeigen, keine Verlaufskontrolle oder Messwerte.
    Ahakin reagierte erst auf meinen zweiten Anruf. »War das eben ein gesteuerter Vorgang?«, wollte ich wissen.
    Ein grimmiges Lächeln grub sich um seine Mundwinkel ein. »Notstabilisierung des Paratronschirms«, antwortete er schwer. »Axapan-Effekt.«
    Das galt als letzte Möglichkeit, den Zusammenbruch eines Paratronschirms zu verhindern. Ich nickte knapp.
    Theoretisch beschrieben hatte Dr. Dr. Barima Axapan, die sich mittlerweile auf der RICHARD BURTON und damit irgendwo in Hangay aufhielt, die repulsive Überladungsreaktion. Dieser Vorgang nutzt die Dimensionstransmitter-Funktion des Paratrons aus. Auftreffende Energie und Masse wird beim drohenden Zusammenbruch des Schirms nicht mehr durch Strukturrisse abgeleitet, sondern in den eigenen Abstoß transferiert. Lapidar ausgedrückt wird der Strukturriss aufgeweitet und das Schiff mit der noch stabilen Paratronblase kurzfristig in den Hyperraum versetzt.
    Die JULES VERNE war also vor wenigen Augenblicken im Schutz ihres Paratrons kurzzeitig in das übergeordnete Kontinuum versetzt worden. Mehr als einige Sekunden Dauer ließ die instabile Einlagerung aber nicht zu.
    »Unser übergroßer Paratron-Konverter hat sich bei dem Versuch bewährt«, sagte Ahakin.
    Mir war klar, dass er meine Bedenken teilte. Falls die Belastung nach dem Rücksturz weiter bestand, würde sich das Schiff dem Zusammenbruch des Schirms durch eine spontane weitere repulsive Überladungsreaktion entziehen müssen. Im schlimmsten Fall bedeutete das eine Abfolge von Abstoßungsreaktionen, die schließlich so heftig  ausfallen mussten,  dass die schützende Paratronblase aufbrach und das Schiff im Hyperraum verschwand.
    »Wenn die Lage extrem bleibt, haben wir keine andere Wahl mehr, als das Risiko eines Aufschaukelns einzugehen«, bestätigte ich.
    Von schweren Störungen durchbrochen, zeichnete die Hyperortung das Abbild eines riesigen Tryortan-Schlunds in allernächster Nähe. Er näherte sich.
    Die Meg-Werte pendelten jetzt, gut zwanzig Minuten seit die JULES VERNE zum Spielball der tobenden Elemente geworden war, zwischen vierhundertzwanzig und knapp fünfhundert. Zumindest der weitere Anstieg schien gestoppt zu sein, wenn sich nicht sogar ein leichtes Abflauen des Orkans abzeichnete. Aber immer noch waren das Spitzenwerte, wie sie selbst an den Schwarzen Löchern in den galaktischen Zentren höchst selten auftraten. Solche Kräfte unterwarfen die Gravitationsfelder naher Sterne gewaltigen Schwankungen, die schon nach vergleichsweise kurzer Zeit die Entwicklung von Novae zur Folge haben mussten.
    Ein zweiter Tryortan-Schlund wurde wenige Millionen Kilometer parallel
    zum Kurs der JULES VERNE angemessen.
    *
     
    Seit beinahe dreißig Minuten tobte die entfesselte Strahlung, aber zum ersten Mal glaubte ich, dass wir das Schlimmste überstanden hatten.
    Obwohl rings um den Raum-Zeit Eindruck des Messengers Dutzende gewaltige Tryortan-Schlünde aufgebrochen waren, lagen die zerstörerischen Werte nur mehr bei knapp vierhundert Meg. Das war immer noch aberwitzig hoch. Zwei Sturmzentren, die sich in einem nahen Sonnensystem herausgebildet hatten, würden dort eine Spur der Verwüstung hinterlassen. Ich konnte nur hoffen, dass die beiden Planeten kein intelligentes Leben hervorgebracht hatten. Funksprüche oder andere Lebenszeichen inmitten des tobenden Chaos auffangen zu wollen war unmöglich. Und selbst wenn, wir wären nicht in der Lage gewesen, Hilfe zu leisten.
    Mehrmals war die JULES VERNE im Axapan-Effekt in den Hyperraum übergewechselt und um

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