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2491 - Der dritte Messenger

2491 - Der dritte Messenger

Titel: 2491 - Der dritte Messenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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vollständige Nachtlicht-Rüstung. Ihr Körper, bislang hinfällig und in sich zusammengesunken, streckte sich. Der Rücken richtete sich auf. Gelenke krachten. Die sechsfingrigen Hände streckten sich, Muskeln und Sehnen traten hervor. Der kranke Leib blühte binnen Sekunden auf.
    Dafür konnte es nur einen Grund geben: Sie hatte endlich den Widerstand aufgegeben, der sie innerlich zerrissen hatte. Sie wehrte sich nicht mehr gegen das, was die Nachtlicht-Rüstung forderte. Und die Rüstung revanchierte sich.
    Sie sagte kein Wort, blickte scheinbar ins Leere. Der Helm bedeckte ihre Wangen und den Hinterkopf, das Gesicht lag frei. Er lag perfekt an.
    Die Ortergeräte, die Kantiran und all die anderen so angestrengt beobachteten, waren für sie nicht mehr von Interesse. Mit dem Vektor-Helm stand ihr etwas sehr viel Besseres zur Verfügung. Ihre Sinne ragten, vermittelt durch den Helm, in den Hyperraum.
    Kantiran kannte aus Alaska Saedelaeres Erzählungen die Wirkungsweise des Helms. Er erlaubte es einem Wesen der kosmischen »Niederungen«, in den Hyperraum zu blicken, dessen Strukturen zu verstehen und zu durchforsten. Wer den Helm trug, konnte sich in höherdimensionalen Kontinua ohne weitere Hilfsmittel orientieren.
    Genau dies tat Kamuko in diesen Augenblicken. Sie brachte für sich selbst Ordnung in das tosende Chaos, das im Kernbereich Hangays herrschte. Ihr Geist tastete in unbegreifliche Gefilde.
    Einen Augenblick lang fühlte Kantiran entsetzliche Wehmut. Wie es wohl gewesen wäre, wenn vor wenigen Minuten alles anders gekommen wäre? Wenn er Ka-muko das Etui vom Gürtel gerissen und derjenige geworden wäre, der dem Verlangen der Rüstung nachgegeben hätte?
    Der Moment verging, gefolgt von schierem Entsetzen. Damit hätte er seinen freien Willen aufgegeben. Das Schlimmste, was geschehen konnte.
    Kamuko ging achtlos an den beiden Kartanin-Pilotinnen vorüber, auf den Rand der Zentrale zu, lehnte die ausgestreckten Hände gegen die Wand und starrte scheinbar stur darauf. In Wirklichkeit blickte sie auf einer höheren Ebene durch diese Wand, hinein in n-di-mensionale Gefilde.
    »Die Flotte hat sich ab sofort neu zu sammeln«, sagte sie mit fester Stimme. »Ab sofort leite ich den Angriff auf GLOIN TRAITOR.«
     
    *
     
    Seit einer Stunde stand Generalin Kamuko reglos, die Arme ausgestreckt, die Hände flach an die Außenwand der Kabine gepresst.
    Die Zeit verging quälend langsam. Immer wieder ließ sich Kantiran die exakte Uhrzeit anzeigen. Vor wenigen Minuten war auf Terra der 11. November 1347 NGZ angebrochen; auf einer Welt, die im Zeitalter der Hyperimpedanz geradezu unerreichbar weit entfernt lag. Die Terraner hatten sich jedoch wie immer als trick- und erfindungsreich erwiesen, um nach Hangay zu gelangen und das Übel, das ihnen drohte, an der Wurzel zu bekämpfen.
    Das Angriffsgeschwader verharrte im Treibflug an seinem Sammelpunkt am Rand der Akkretionsscheibe.
    Mit seinem Vater hatte Kantiran seit dessen Ankunft in der JULES VERNE kein privates Wort gesprochen. Die einzige kurze Funkverbindung hatte dazu gedient, Rhodan über Kamukos Entscheidung und ihren neuen Status zu informieren. Wie erwartet hatte Rhodan keineswegs dagegen protestiert, dass Kamuko den Oberbefehl übernommen hatte - ganz im Gegenteil.
    »Ein neuer Angriff«, sagte Kamuko unvermittelt. Ähnliches hatte sie schon mehrfach angekündigt. »Ein Pulk aus Traitanks nähert sich.«
    »Sollen wir Verteidigungsmaßnahmen organisieren und ... «
    »Nicht nötig«, unterbrach die Generalin in einem Tonfall, als spreche sie über etwas Belangloses. »Sie werden nicht nahe genug an uns herankommen.«
    Wenig später tauchten die Einheiten der Terminalen Kolonne nur wenige Lichtstunden entfernt auf den Orterholos auf. Es sah aus, als könnte sie nichts stoppen, als würden sie jeden Augenblick das Feuer eröffnen. Die OREON-Kapseln lagen näher bei ihnen als die JULES VERNE und Rhodans andere Schiffe.
    Doch wie schon viele Male zuvor bestätigte sich Kamukos Vorhersage. Genau im Kurs der Traitanks riss unvermittelt ein winziges Schwarzes Loch auf. Ähnliches beobachtete Kantiran in dieser hyperphysikalisch extrem unstabilen Umgebung im Minutentakt. Zwei der Diskusschiffe verschwanden in der Singularität, die anderen Traitanks änderten durch ein Gewaltmanöver ihren Kurs und verschwanden kurz darauf aus dem Ortungsbereich, der sich schlagartig verkleinerte.
    »Sie sind weg«, sagte Kamuko.
    Das Manövrieren in der Kernzone wurde von Minute zu

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