2491 - Der dritte Messenger
der Friedensfahrer. »Das ist schrecklich. Andere sind tot. Oder haben Gliedmaßen verloren und werden zeit ihres Lebens verstümmelt bleiben, selbst wenn sie die nächsten Tage überleben sollten. Wir befinden uns in einem Krieg, Ca-Her-L'ron! Hat man dir nicht beigebracht, was das bedeutet?«
Doch, das hatte man. In tausend psychologischen Schulungsstunden.
Es wird die Zeit kommen, in der ihr den Preis bezahlt, hatte Git-Ka-N'ida damals im Ausbildungslager Vatucym gesagt. Jener Moment, in dem ihr euch wünscht, ihr wärt einen anderen Weg gegangen. Aber es gibt kein Zurück, wenn ihr nicht sofort umdreht und Vatu-cym verlasst. Vielleicht werdet ihr sterben im Kampf gegen die Negasphäre. Oder ihr werdet schon bald Gräuel sehen, von denen ihr euch wünschen werdet, dass ihr sie nie hättet erblicken müssen. Seid ihr dazu bereit?
Ca-Her-L'ron hatte behauptet, sie wäre dazu bereit. Sie hatte sogar daran geglaubt. An jenem Tag war sie davon absolut überzeugt gewesen, inmitten dieser Atmosphäre des Aufbruchs, umgeben von all den Kartanin der zukünftigen Vibra-Staffel, denen man einbläute, dass sie diejenigen waren, die den Unterschied machen würden ... ein Teil der Maschinerie, die gegen die Negasphäre kämpfte ... die mit ihrem heldenhaften Einsatz ihre gesamte Galaxis vor dem Untergang retten würden ...
Dieser ganze pathetische, verherrlichende Müll hatte sie jedoch keine Sekunde lang auf das vorbereiten können, was sie wirklich erwartete. Auf das mahlende Schwarze Loch, das Sterne fraß. Auf die Nadel des Chaos, die eine uneinnehmbare Festung bildete. Auf explodierende OREON-Kapseln, in denen andere Intelligenzwesen vergingen, die noch Sekunden zuvor geatmet und gefühlt hatten. Und schon gar nicht auf energetische Entladungen, die ihr das Fell vom Körper schmorten und weißglühende Flammen ausspien, die vor ihren Augen tanzten und nur noch Agonie zurückließen.
Sie zuckte zusammen, als der Wörrianer plötzlich vor ihr stand. Wie immer drehten sich vor seinem Gesicht träge die Schwaden, die aus seinen kiemenartigen Öffnungen am Hals strömten. Dieses Mal waren sie fahlgrün. Ob die Farbgebung wohl damit zusammenhing, dass irgendeine unbekannte Krankheit seinen Körper befallen hatte?
Ihr kam eine verrückte Idee. Konnte es nicht sein, dass auch die Symptome bei dem Friedensfahrer und bei Nar-Yan-N'ik mit dem plötzlichen Ausbleiben des Vibra-Psi zusammenhingen? Aber müsste es dann nicht all den anderen genauso ergehen? Hätte es dann nicht längst eine Flut von Funkbotschaften gegeben?
Der Wörrianer neigte sich zu ihr, indem er sein hinteres Standbein knickte. »Hör zu, Ca-Her-L'ron. Meine Worte waren hart - und was dir geschehen ist, ist entsetzlich. Du denkst, du wirst nie wieder so aussehen wie früher, und damit hast du recht. Es nützt nichts, wenn ich dir etwas vormache oder dich belüge. Grind sagt mir, dass die Haarwurzeln deines Fells bis weit unter die Hautoberfläche zerstört sind. Es wird nicht mehr nachwachsen. Doch die Mediker können dir ein künstliches Fell implantieren, wenn die Brandwunden erst einmal weitgehend abgeheilt sind. Am Ende wird vielleicht niemand auch nur merken, was mit deinem Gesicht geschehen ist.«
Sie drehte den Sessel zur Seite, sprang auf und streckte abwehrend die Hände aus. »Mit meinem - Gesicht? Wie kommst du auf mein Gesicht? Mein Arm, es ist nur mein rechter Arm, er ...« Sie hätte schreien wollen, als ihre Hände unwillkürlich das Gesicht betasteten, zwischen den Augen zitterten, über den Mund strichen. Sie fühlte nur ledrige, heiße Haut. Jede Berührung jagte Schmerzen durch ihren Kopf und ließ Funken vor ihren Augen explodieren.
»Nimm die Hände runter«, bat der Friedensfahrer. Als sie nicht gehorchte, griff er nach ihnen, sanft und leicht, und zog sie in ihren Schoß. »Es schadet dem Heilungsprozess.«
Ihr Atem ging schwer. Was geschah mit ihr? Weshalb war plötzlich ihr Gesicht verletzt?
Sie stieß den Wörrianer zur Seite.
»Projiziere Spiegelfläche!«, schrie sie den Bordrechner an.
Ein energetisches Feld baute sich auf, es flimmerte, und im nächsten Augenblick sah sie sich selbst. Ihr Abbild im Spiegel starrte sie an. Das Weiß der Augen war dunkel, als trieben rußige Partikel darin. Nur noch auf der Stirn und über der rechten Wange wuchs stumpf-farbenes Fell. Sonst war da nichts außer einer einzigen riesigen, schwärenden Wunde.
»Es ist Zeit für deine Injektion«, sagte der Medoroboter. »Die einzige Chance,
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