Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
2499 - Das Opfer

2499 - Das Opfer

Titel: 2499 - Das Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Anton
Vom Netzwerk:
noch nicht vorbei, erkannte Rhodan.
    KOLTOROC kämpfte um sein Leben, seine 70 Millionen Jahre alte Existenz. Einen Augenblick lang hatte der Terraner den Eindruck, es könne der Superintelligenz gelingen, den Zerfall aufzuhalten. Der dunkle Rauch quoll langsamer aus der Schnittstelle zwischen den beiden Körperhälften, und das Fließen nahm ein Ende. Die Körpersubstanz wurde wieder fester.
    Rhodan öffnete die zweite Phiole und warf sie auf den Chaopressor.
    Tiefe Dunkelheit legte sich über die Duale Metropole, und einen Moment lang musste Rhodan an Inkadyes Schilderung von der Entstehung KOLTOROCS denken, als das Element der Finsternis in die Galaxis Serdragon gekommen war und den hehren Plan der Kosmokraten vereitelt und etwas in Gang gesetzt hatte, was sogar 70 Millionen Jahre später noch entsetzliches Leid über das Multiversum brachte.
    Die gesamte Stadt verdüsterte sich, die Sonne war nicht mehr zu sehen. Die Duale Metropole lag in Schatten, die fast genauso undurchdringlich waren wie die Lichtlosigkeit, die man als Element der Finsternis kannte.
    Seine SERUN-Optiken funktionierten noch. Rhodan rief Vergrößerungen auf und stellte fest, dass sich die Projektionsgestalten der virtuellen Stadt in rasender Eile auflösten.
    War seine Vermutung richtig gewesen? Waren sie winzige Bewusstseinssplitter
    KOLTOROCS, die den Anker bildeten,
    den er auf dieser Existenzebene benötigte? Was würde geschehen, wenn er diesen Anker verlor?
    Rhodan hatte diese Gelegenheit geschaffen; nun musste er sie nutzen.
    Er zögerte, aber nur kurz. Er war weder Richter noch Henker und schon gar nicht beides in Personalunion, aber es ging um Sein oder Nichtsein. Er dachte an das, was die Terminale Kolonne TRAITOR den Völkern der Milchstraße angetan hatte. Und nicht nur denen, sondern wohl auch vielen anderen in zahlreichen anderen Galaxien.
    Und er dachte an die Menschheit, die KOLTOROC nach wie vor als Geisel benutzte.
    Wenn er das Solsystem retten wollte, blieb ihm nichts anderes übrig.
    Er zog die Waffe, die die String-Legaten ihm in ihrer Arroganz gelassen hatten.
    Wenn der Augenblick gekommen war, sie tatsächlich einzusetzen, dann jetzt. Rhodan war bereit dazu.
     
    5.
    Die Duale Metropole
    Vielleicht war es gar nicht nötig, auf den Kombistrahler zurückzugreifen.
    Rhodan beglückwünschte sich nicht zu dem, was er vollbracht hatte, aber er bedauerte es auch nicht. Er hatte einen Kampf gewonnen, der über Jahre hinweg völlig aussichtslos erschienen war.
    Einen Kampf, den man ihm aufgezwungen hatte.
    Er hatte ihn nicht gewollt. Er hatte nicht darum gebeten, dass vor fast vier Jahren die Mikro-Bestien der Terminalen Kolonne bei der Aufbaukonferenz der Völker die führenden Vertreter der Milchstraßenvölker niedergemetzelt und ihre Offensive begonnen hatten.
    Nicht er hatte den Krieg angezettelt. Er hatte sich nur verteidigt. Sich und die Menschheit.
    Und er war auch nur ein Mensch. Er musste sich eingestehen, dass er eine unbändige  Genugtuung  verspürte,   als KOLTOROC vor seinen und Mondras Augen einem Prozess rapiden Zerfalls unterlag.
    Ja, er hatte den Chaopressor mit den Biophoren angegriffen. Er musste ihn aber nicht noch zusätzlich erschießen.
    Eine Ewigkeit lang waren sie aneinander gebunden gewesen, die beiden unvereinbaren Komponenten des Duals, doch nun löste sich diese Bindung auf, und es geschah, was geschehen musste.
    Was schon vor 70 Millionen Jahren hätte geschehen müssen.
    Eine Selbstzerfleischung bahnte sich an.
    Rhodan riss die Augen auf, starrte ungläubig auf das Schauspiel, konnte kaum glauben, was er sah.
    Die humanoide Körperhälfte des dualen Un-Wesens offenbarte plötzlich Schwäche. Angst, vielleicht sogar Todesangst. KOLTOROC war eine Superintelligenz, und sie wusste, was mit ihr geschah. Sie hatte in 70 Millionen Jahren schon genug vergleichbare Beispiele gesehen.
    Sie zerfiel.
    Die in sich geschlossene Auper'comoHälfte, die aufstrebende, humanoide, löste sich schneller auf als die Insekten, die dem ursprünglichen Kollogom entstammten, einem Kollektiv, das selbst auf einer niedrigeren, unbewussten Ebene funktionieren konnte.
    Und dieses Kollektiv erwies sich nun, da es auf sich allein gestellt war und den Kontakt zur anderen, zur mäßigenden
    Hälfte verloren hatte, als von ungeheurer Aggression getrieben.
    70 Millionen Jahre der erzwungenen Dualität wurden hinweggefegt.
    Das Kollogom tat, was es schon vor 70 Millionen Jahren hatte tun wollen, als die Auseinandersetzung des

Weitere Kostenlose Bücher