2499 - Das Opfer
sprechen, doch das Ende der Katastrophenjahre in Hangay ist nun endlich abzusehen.
Auf dem Ortungsholo kam die JULES VERNE in Sicht. Sie kam Rhodan vor wie ein Stück Heimat in der Ferne. Plötzlich konnte er es kaum mehr erwarten, in die Milchstraße zurückzukehren, nach Terra, den Boden der Erde wieder unter den Füßen zu spüren, ihre Luft zu atmen.
Doch das würde noch etwas auf sich warten lassen. Nachdenklich rieb er über die Narbe auf seiner Nase. »Ich weiß, wir alle möchten gern nach Hause, aber wir werden noch eine Weile vor Ort ausharren müssen.«
»Befürchtest du Übergriffe durch Traitanks?«, fragte Gucky. »Die sollen sich hüten! Ich bin wieder voll einsatzfähig, und die werden schnell feststellen, dass mit dem Retter des Universums nicht gut Kirschen essen ist.«
Rhodan musste unwillkürlich lächeln. Natürlich übertrieb der Ilt gewaltig; andererseits jedoch war Perry davon überzeugt, dass er in diesem Augenblick jedes Wort genau so meinte, wie er es sagte.
»Das eigentlich weniger«, antwortete er. »Die Terminale Kolonne ist intensiv mit der Logistik des eigenen Truppenabzugs befasst und wird sich nicht damit aufhalten, einzelne Schiffe oder Planeten abzustrafen. Nein, TRAITOR hat es eilig. Hier gibt es nichts mehr für die Kolonne zu gewinnen, und sie wird an einem anderen Ort des Universums gebraucht. Aber ich möchte trotzdem noch eine Weile an Ort und Stelle abwarten.«
»Du willst dich überzeugen, dass TRAITOR wirklich abzieht?«, warf Alaska ein.
»Das hat er doch gerade gesagt!«, fuhr Gucky den Mann mit der Maske scherzhaft an. »Darum geht es nicht. Perry ist zwar mentalstabilisiert, aber ich weiß trotzdem ganz genau, was er gerade denkt.«
»Ach? Und was denke ich?«
»Du willst sichergehen, dass nicht aus irgendeinem Winkel am Ende ein wieder auferstandener KOLTOROC auftaucht oder eine rekonstruierte Station GLOIN TRAITOR!«
Rhodan musste lachen, und er tat es gern. »Vor dir kann man wirklich nichts geheim halten, Kleiner. Aber du hast recht. Genau darum geht es mir. Schon zu oft sind vermeintlich tote oder besiegte Gegner zurückgekehrt, und ich will mich vergewissern, dass es wirklich vorbei ist. Ein für alle Mal!«
9.
Hangay
Sie alle erhoben sich aus ihren Sesseln und drehten sich von ihren Stationen um, als Rhodan die Zentrale der JULES VERNE betrat. Der Kommandant, Oberst Lanz Ahakin, die Emotionauten Gorn Barta und Jason Colton, der Posbi Saaroon, Chefingenieur Istorico, der Ara, Oberstleutnant Lars Brock, Leiter der Abteilung Funk und Ortung.
Sie und alle anderen.
Sie standen auf und applaudierten.
Nur Mondra nicht. Sie stand blass und steif hinter ihrem Sessel.
Rhodan fühlte sich einen Moment lang peinlich berührt. Er mochte diese Aufmerksamkeit nicht, die man ihm entgegenbrachte, wollte sich für das, was er getan hatte, was ihm gelungen war, nicht feiern lassen.
Er hatte eine Superintelligenz getötet. Leben genommen, damit jedoch wahnsinniges Leid verhindert.
Andererseits verstand er, dass die Anspannung der Zentrale-Besatzung, ja sämtlicher Frauen und Männer an Bord ein Ventil benötigte. Sie hatten es geschafft! Sie hatten eine Mission erfolgreich beendet, die ihnen noch vor wenigen Wochen undurchführbar erschienen war.
Sie hatten diesen Flug in dem Wissen angetreten, dass sie vielleicht nicht zurückkehren würden.
Und nun hatte sich alles zum Guten gewendet.
Alles?
Rhodan ging zu Mondra.
»Jetzt weiß ich, wen KOLTOROC mit einer lapidaren Handbewegung getötet hat«, sagte sie gepresst. »Norman. Norman ist tot. Das ist mein Verlust, Perry. Du hast ein Opfer gebracht, aber auch ich habe einen Verlust erlitten.«
Bevor er antworten konnte, gellte das Jaulen der Alarmsirenen auf.
Hatte Rhodan zehn Sekunden zuvor noch den Eindruck gehabt, Kommandant Ahakin hätte die Kombüsen durchstöbert und alle Flaschen Champagner organisiert, derer er hatte habhaft werden können, zeigte die Besatzung nun, warum sie für dieses Schiff ausgewählt worden war. Innerhalb von drei Sekunden standen alle wieder an ihren Pulten und Terminals. Die ausgelassene Heiterkeit bei seinem Eintreten war verflogen, als hätte sie nie existiert.
»Ortungsalarm von CHEOS-TAI!«, meldete Oberstleutnant Brock. »Die Daten werden gerade überspielt!«
Das ergab Sinn. Unter den vorherrschenden Bedingungen und wahrscheinlich auch ganz allgemein waren die Instrumente des GESETZ-Gebers denen der JULES VERNE um ein Vielfaches überlegen. Die Besatzung
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