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25 - Ardistan und Dschinnistan II

25 - Ardistan und Dschinnistan II

Titel: 25 - Ardistan und Dschinnistan II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Geschicke leiten und
lenken zu wollen! Hier sind wir Menschen, hilfsbedürftige Menschen, die
sich in großer Not und Sorge befinden. Sobald diese vorüber ist, werden
wir wieder sein, was wir waren. Jetzt aber richte ich an dich, Effendi,
die Frage, was du über unsere jetzige Lage denkst. Ist sie aussichtslos
oder nicht?“
    Da antwortete ich schnell und bestimmt:
    „Ich brauche sie gar nicht erst zu prüfen, um dir sagen zu können, daß von Aussichtslosigkeit gar keine Rede ist.“
    „Ich danke dir! Das beruhigt mich. Aber wenn sich nun auch hier kein Ausgang findet?“
    „So kehren wir dorthin zurück, woher wir gekommen sind. Daß der
Fußboden des Empfangsraumes beweglich ist, war uns bisher nachteilig.
Ich habe gar keinen Grund, anzunehmen, daß es uns nicht auch zum
Vorteil werden könne. Wenn der Boden auf- und niedersteigt, so
geschieht dies nur durch Anwendung von Hemmungen und Gewichten.
Befänden sich diese Gewichte über der Erde, so hätten wir auf Hoffnung
zu verzichten. Es gab aber da oben, am Tor und an der Mauer, nicht den
geringsten Platz für sie. Sie sind also nur unter der Erde zu suchen,
und ich bin überzeugt, daß wir sie finden werden. Ist das geschehen, so
ist es keinem ‚Panther‘ möglich, uns länger zu halten, als wir uns
halten lassen wollen.“
    „Das klingt ja hoffnungsvoll! Wer hätte das gedacht! Ich verließ
mich auf meine Kenntnis der hiesigen Örtlichkeiten und muß mich nun
ganz auf dich verlassen! Willst du noch mehr sagen?“
    „Ja. Es ist nämlich noch gar nicht erwiesen, daß wir hier umzukehren
haben. Dieser Raum ist künstlich hergestellt worden. Man baut sich aber
kein Zimmer und keine Stube, zu der man, um sich dort niedersetzen zu
können, fast viertausend Schritte unter der Erde zu laufen hat. Ich bin
vielmehr überzeugt, daß es hier eine Tür gibt, die in das Freie führt.“
    „Ich sehe keine!“
    „Ich auch nicht. Aber suchen wir. Eine hölzerne Tür gibt es freilich
nicht. Ist eine da, so ist sie von Stein, so besteht sie aus einem
dieser großen Felsenstücke, die so genau zusammenpassen, als ob die
Fugen nicht künstliche, sondern ganz natürliche seien. Eine solche
Steintüre wäre aber viel zu schwer und ungefügig als daß sie in Angeln
gehen könnte. Es ist vielmehr anzunehmen, daß sie auf Rädern läuft. Ist
dies der Fall, so hinterläßt das auf dem Boden Spuren, die sich nicht
verbergen lassen.“
    „So meinst du, daß wir nur den Fußboden zu untersuchen brauchen, um zu sehen, ob es eine Tür gibt oder nicht?“
    „Allerdings!“
    „Gut, schauen wir nach!“
    Die Lämpchen und Lichter wurden zu Boden gesenkt, und kaum war das geschehen, so rief Halef:
    „Sihdi, ich hab's, ich hab's!“
    „Was?“ fragte ich. „So schnell?“
    „Ja, so schnell, sofort! Ein Geleis – und noch eins, also zwei! Kommt her!“
    Es war, wie er sagte. Der Boden wurde von einer sehr harten,
schweren Steinplatte gebildet, in welche zwei Vertiefungslinien
eingehauen waren, die gar nichts anderes sein konnten, als eben nur
Geleise. Diese Platte lag nicht genau waagerecht, sondern schief; sie
hob sich nach der Mauer zu und senkte sich nach der andern Seite hin;
sie hatte also Fall. Sie stieß an eine zweite Platte von demselben
harten Stein, auf welcher sich die beiden Geleise fortsetzten; auch
diese lag nicht waagerecht; sie ging wieder bergan. Man sah ganz
deutlich, daß die Last, die auf diesen beiden Steinen zu rollen hatte,
sich erst abwärts und dann wieder aufwärts bewegte. Sie wurde also
durch ihre eigene Schwere in das Rollen gebracht und auch wieder
angehalten.
    Also die Geleise, die Schienen waren da! Nun frage es sich, welcher
Stein die Türe bildete. Natürlich der, unter dem die Geleise
entsprangen. Wir untersuchten ihn. Er stand fest. Er wich und wankte
nicht. Er wurde also in irgendeiner Weise festgehalten. Gelang es,
diese Hemmung zu entfernen, so bewegte er sich jedenfalls. Wir gingen
also an die genaue Untersuchung seiner nächsten Umgebung. Da fielen uns
sehr bald zwei kleine Stellen auf, die anders gefärbt waren als die
Felsen selbst. Sie lagen nicht ganz in Brusthöhe über der Erde, und
zwar rechts und links von dem Türenstein an den anstoßenden Kanten der
beiden Nachbarsteine. Ich versuchte, sie mit dem Fingernagel
wegzukratzen. Sie bröckelten ab. Nun nahm ich das Messer; da ging es
schneller. Es wurden zwei schmale Löcher oder Spalte sichtbar, ganz
genau den Öffnungen gleichend, in welche man bei Automaten die Zehn-
und

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