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25 - Ardistan und Dschinnistan II

25 - Ardistan und Dschinnistan II

Titel: 25 - Ardistan und Dschinnistan II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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nichts. Es war sogar für uns gut, wenn die da unten sahen, daß wir hier oben miteinander verkehren konnten, ohne daß es ihnen möglich war, es zu verhindern. Auf dieser Höhe fühlten wir den Sturm noch ganz anders als bisher, und wir waren froh, als der Pfad uns wieder zu Tal führte, wo die Felsen schützten. Die vierhundert am ‚Felsenloch‘ stehenden Hukara waren wohlgemut. Sie sahen ebenso ein wie wir, daß den Tschoban gar nichts anderes übrigblieb, als sich zu ergeben.
    Unser Ziel, der Felsenriß, in dem der ‚Panther‘ steckte, lag noch weiter unten. Die Natur hatte da zwei große Steinblöcke aneinandergeschoben und dabei an ihrer vorderen Seite eine Lücke zwischen ihnen gelassen, welche so groß war, daß sie ein Dutzend Männer fassen konnte. Oben war diese Lücke zu. Infolgedessen war es nur in ihrem vorderen Teil hell, im hinteren aber dunkel. Da hinein hatte man den ‚Panther‘ mit seinen beiden Begleitern gesteckt. Hu, der Hund des Hadschi, bewachte sie. Er saß vor der Spalte, als wir kamen, und begrüßte uns mit freundlichem Schweifwedeln, seinen besonderen Herrn aber auch noch dadurch, daß er ihm die Hand leckte. Ich trat allein in das Gefängnis. Halef blieb draußen. Der Palang lag auf der Erde, die beiden andern saßen neben ihm. Sie standen auf, als sie mich sahen; sie blieben während des ganzen Gesprächs stehen, weil auch ich stehen blieb und sie nicht aufforderte, sich wieder niederzusetzen. Ich grüßte und fragte dann:
    „Du hast mit mir zu sprechen gewünscht. Sprich! Ich höre!“
    Das war sehr kurz. Er warf einen sehr langen und sehr unsicheren Blick auf mich, ehe er antwortete:
    „Darf ich dich, wie andere Leute, Effendi nennen?“
    „Ja.“
    „Und darf ich so aufrichtig mit dir reden, wie man mit einem Mann spricht, dem die Wahrheit über alles geht? Ich habe nämlich gehört, daß du ein solcher Mann bist.“
    „Du darfst es. Ja, du mußt es sogar. Es würde dir überhaupt schwerfallen, mich zu belügen.“
    Da glitt ein Zug höhnischer Grausamkeit über sein nicht unschönes Gesicht, und er sagte:
    „So wisse zunächst, daß ich dich hasse, glühend hasse! Daß ich dich so hasse, wie ich noch niemals einen Menschen gehaßt habe. Du hassest mich natürlich auch!“
    „Ich dich? O nein! Gleichgültige Menschen haßt man nicht. Zudem bin ich Christ.“
    „Ja, Christ!“ rief er, indem er ausspuckte. „Das kenne ich! Und sollte ich dir wirklich gleichgültig sein, wie du sagst? Ich bin Prinz! Verstanden?“
    „Und ich bin keiner! Das ist der ganze Unterschied! Sprich weiter!“
    „Ich war, wie alle Prinzen von Geblüt, eine Zeitlang am Hof des Mir von Ardistan. Ich war sein ganz besonderer Liebling und bin es auch noch heut!“
    „Was geht das mich an! Nur weiter, weiter! Ich habe keine Zeit!“
    „Nur Geduld, mein edler Christ! Du wirst sehr schnell lernen, dich für das, was ich sage, zu interessieren. An jenem Hof lernte ich nämlich den Offizier kennen, der jetzt der Oberstkommandierende des Heeres der Ussul ist.“
    „Du irrst. Der Oberstkommandierende ist der Dschirbani. Du aber meinst jedenfalls jenen alten, verwundeten Oberst, dessen Pulver niemals trocken ist und der nur Invaliden kommandiert.“
    „Höhne nicht! Er hat mich während meiner jetzigen Gefangenschaft wiederholt besucht und stundenlang mit uns gesprochen, auch von dir.“
    Da horchte ich auf, ließ mir aber nichts merken. Sollte dieser sonderbare Held sich mit Verrätereien abgegeben haben? Zu meiner Beruhigung erfuhr ich bald, daß er das nicht getan hatte. Es war geschwatzt worden, weiter nichts! Der Prinz fuhr fort:
    „Glaube ja nicht, daß er zuviel gesprochen hat! Es ist kein Wort über euern jetzigen Zug hierher aus seinem Mund gefallen. Doch warnte er mich. Er behauptete, wenn wir gekommen seien, nicht den Frieden, sondern den Krieg zu bringen, so würden wir in unser Verderben rennen. Seit deiner Ankunft sei ein ganz neuer Geist in die Ussul gefahren; mehr dürfe er nicht sagen. Was für ein Geist es ist, den er da meinte, das habe ich bis heut beobachten können. Kennst du den heutigen Tag?“
    „Ich kenne ihn“, versicherte ich.
    Da stemmte er sich mit einem Arm auf, hob den Oberkörper und fragte:
    „Du weißt, wer kommen will? Heut? Hierher?“
    „Ich weiß es. Alle Ussul wissen es.“
    „Du hast es erlauscht und es ihnen verraten! Du sagst, du seist ein Christ und bist doch nur ein Teufel! Und sag –“ Er stemmte sich nun noch auf den andern Arm, richtete sich noch

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