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25 - Ardistan und Dschinnistan II

25 - Ardistan und Dschinnistan II

Titel: 25 - Ardistan und Dschinnistan II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Tschoban waren, zugeschickt. Der Mir wollte nicht erkannt sein, denn es lag nicht in unserem Interesse, daß der ‚Panther‘ die Wahrheit sogleich erfuhr. Darum wurde bestimmt, daß ich allein den Parlamentär empfangen und mit ihm sprechen solle. So geschah es. Ich sonderte mich ab und ließ ihn mir vorführen. Er war ein ziemlich alter, starkknochiger, vollbärtiger Mensch, dessen Gesicht kein allzu großes Vertrauen erweckte. Er musterte mich scharf, indem er sich mir näherte, grüßte kurz und fragte:
    „Wer bist du? Ich sah dich noch nie!“
    „Auch ich habe dich noch nie gesehen, frage dich aber trotzdem nicht, wer du bist“, antwortete ich. „Steig ab!“
    Wir waren nämlich nicht unterwegs, sondern hatten Lager; darum war ich nicht zu Pferd.
    „Warum soll ich nicht im Sattel bleiben?“ erkundigte er sich.
    „Weil es mir nicht gefällt, so von oben herab mit mir sprechen zu lassen. Hat man dir freies Geleit versprochen?“
    „Ja. Was tust du, wenn ich nicht absteige?“
    „Ich würde dich einfach herunterschießen, wenn man dir nicht Freiheit und Sicherheit deines Lebens zugesichert hätte. So aber erschieße ich nur dein Pferd. Also, kommst du freiwillig herunter oder nicht?“
    Da stieg er langsam und einen halblauten Fluch ausstoßend herab und sagte:
    „Ich muß wissen, was für Leute das sind, die es wagen, hier hinter uns –“
    „Schweig!“ unterbrach ich ihn. „Hier hat kein anderer zu fragen als ich! Am allerwenigsten du! Wer ist es, der dich sendet?“
    „Der neue Mir von Ardistan.“
    „Das ist nicht wahr!“
    „Oho! Willst du sagen, daß ich lüge?“
    „Ja. Der neue Mir von Ardistan ist bei uns, nicht aber bei euch. Meinst du vielleicht den sogenannten ‚Panther‘, den zweitgeborenen Prinzen der Tschoban?“
    „Ja.“
    „Den Empörer. So wisse, daß er verloren ist, und ihr alle seid es mit ihn! Er gefiel wohl euch, doch aber den Christen nicht; darum gaben diese dem Land einen anderen Mir, der von ganz Ard und Ardistan mit Jubel bestätigt wurde. Dieser wirkliche Mir von Ardistan ist dem ‚Panther‘ nachgeeilt, ihn niederzuschlagen.“
    Der Mann sah mir mit ungewissen, flackernden Augen in das Gesicht und fragte:
    „Ist das wahr?“
    „Oho! Willst du etwa sagen, daß ich lüge?“ antwortete ich mit seinen eigenen Worten.
    „So führe mich zu ihm!“ begehrte er. „Ich habe verlangt, mit eurem obersten Kommandanten zu sprechen!“
    „Du hast nichts zu verlangen. Er hat mir aufgetragen, mit dir zu reden. Wenn dir das nicht paßt, so mache dich sofort wieder auf das Pferd, damit ich dich nach dort zurückbringen lasse, woher du gekommen bist!“
    Er hütete sich wohl, dies zu tun. Er hatte sich die Sache ganz anders ausgedacht, als sie sich nun gestaltete. Und er sagte sich, daß es jetzt seine Aufgabe sei, soviel wie möglich zu erfahren, um es dem ‚Panther‘ berichten zu können. Diesen Zweck konnte er aber gewiß nicht erreichen, wenn er den jetzigen Ton beibehielt. Darum bat er nun in höflicher Weise:
    „Verzeih Herr! Hättest du mir gesagt, wer du bist, so würde ich dir wohl keine Veranlassung gegeben haben, mich in dieser Art abzufertigen!“
    „So sei bescheiden, und mach es kurz! Was läßt uns der ‚Panther‘ sagen?“
    „Daß er mit dem Kommandanten dieses Heeres sprechen will.“
    „Wann?“
    „Sofort!“
    „Wo?“
    „In seinem Zelt.“
    „Unser Kommandant soll also zu ihm kommen? In euer Lager?“
    „Ja.“
    „Zu einem solchen Lügner und Verräter? Und ihm nachlaufen? Nein, nein! Es sei dem ‚Panther‘ eine Unterredung gewährt, aber nur aus Gnade und Barmherzigkeit, aus keinem anderen Grund. Eigentlich hätte er hierher zu uns, in unser Lager zu kommen, aber er gehört zu denjenigen Menschen, die in einem solchen Geruch stehen, daß man mit ihnen nicht im Zelt, sondern nur in freier Luft verkehren kann. Darum soll diese Unterredung genau auf halbem Weg zwischen unserm und eurem Lager stattfinden. Unser Mir kommt unbewaffnet und bringt fünfzig unbewaffnete Begleiter zu Pferd mit, und dem ‚Panther‘ sei gestattet, ganz ebenso zu tun. Ist bei ihm oder bei einem seiner Leute eine einzige Waffe zu sehen, wird er eine schlimme Abrechnung erleben. Das sage ihm ja; ich warne dich und ihn! Jetzt ist die Hälfte zwischen Morgen und Mittag. Genau drei Stunden nach Mittag wird unser Mir an Ort und Stelle sein. Ist der ‚Panther‘ noch nicht da, so kehrt der Mir augenblicklich wieder um, und das Schicksal, welches euch bestimmt ist, wird

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