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25 - Ardistan und Dschinnistan II

25 - Ardistan und Dschinnistan II

Titel: 25 - Ardistan und Dschinnistan II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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auszuweichen. Darum wurde er von unsern beiden Flügeln schnell überholt, so daß Abd el Fadl und der Schech el Beled mit den ‚schwarzgepanzerten‘ Reitern des Mir von Dschinnistan Fühlung bekamen, als der ‚Panther‘ noch gar nicht ahnte, was in seinem Rücken vorgegangen war und daß er von uns verfolgt wurde.
    Bei dieser Unterredung mit den beiden genannten Verbündeten erfuhren wir, daß nicht allein der oben beschriebene ‚breite‘ Weg auf den Dschebel Allah hinauf- und jenseits wieder hinunterführe. Es gab noch zwei andere Wege, die aber nur dem Eingeweihten bekannt waren; sie wurden geheimgehalten. Während der ‚breite‘ Weg, nachdem er sich oben geteilt hatte, zwischen dem Vater und dem Sohn und der Mutter und dem Sohn hindurchführte, also den Sohn von beiden Seiten umschloß, gingen die beiden heimlichen Wege an der Außenseite des Vaters und der Mutter nach El Hadd hinüber, so daß sie also alle drei Kuppen zwischen sich liegen hatten. Sie lagen höher als der eigentliche Weg, der von ihnen aus also überschaut und beobachtet werden konnte. Auf diesen beiden verborgenen Saumpfaden, die selbst in ihren niedrigliegenden Anfängen von jemand, der sie nicht kannte, nicht entdeckt werden konnten, sollten unsere Heeresflügel dem ‚Panther‘ folgen, während das Zentrum auf dem ‚breiten‘ Wege zu bleiben und nachzudrängen hatte. Für leichte Reiter waren diese Seitenpfade grad noch gangbar, nicht aber für schweres Last- und Fahrzeug oder wohl gar für Kanonen. Und was nun die ‚schwarzgewappneten‘ Scharen des Mir von Dschinnistan betraf, von denen der ‚Panther‘ berichten ließ, so sahen auch sie nur von weitem wie gewappnet oder gepanzert aus, denn das, was sie trugen, war keine Rüstung, sondern ein genau ebenso geflochtener Lederanzug wie bei den Lanzenreitern von Halihm und El Hadd, nur daß er nicht naturfarben oder blau war, sondern schwarz. Für den Zweck, den sie verfolgten, nämlich die Niederlage des Feindes vorzubereiten, oder, unfachmännisch ausgedrückt, ihn zu verführen, war diese dunkle Farbe die geeignetste.
    Der Feldzug hatte also begonnen. Er gestaltete sich viel leichter und schneller, als wir es für möglich gehalten hatten. Es fiel, wie bereits gesagt, dem ‚Panther‘ nicht ein, links nach dem alten Strom oder rechts nach dem belebten Hochland auszubrechen, sondern er stürmte immer geradeaus und wir hinter ihm her. Das ging alles so selbstverständlich und zu unseren Gunsten, daß ich mich fast gar nicht mehr mit den direkt kriegerischen Angelegenheiten beschäftigte, sondern meine Aufmerksamkeit auf andere, meiner Persönlichkeit näherliegende Dinge richtete.
    Die Niederwerfung des Aufrührers wurde mir nebensächlich. Dieser Mensch hatte nicht die geringste Begabung, die Rolle durchzuführen, für die er in seiner Selbstüberhebung geglaubt hatte, geeignet zu sein. Meine Aufmerksamkeit wurde dreifach in Anspruch genommen. Nämlich erstens von der gewaltigen Natur, durch welche der Marsch uns führte. Zweitens von den eigenartigen Menschen, bei denen ich mich befand. Und drittens von dem tiefen Zusammenhang der Dinge, den ich in allem erkannte, was in dieser Natur und mit diesen Menschen geschah. Ich lernte in dieser Zeit mehr als je erkennen, wie leicht es einem jeden, der guten Willen und offene Augen hat, gemacht wird, das höhere Leben im niederen Leben vorgebildet zu sehen. Daß der Gewaltmensch sich zum Edelmenschen emporzubilden habe, ist eines meiner Ideale. Dazu gehört vor allen Dingen, daß das Niedrige in uns, das Tierische, überwunden wird. Tausende klagen, das sei so schwer. Sie haben recht und doch auch wieder nicht recht. Man suche die ‚Schwarzgewappneten‘ des Mir von Dschinnistan, welche die Bestie in uns, den ‚Panther‘, nach dem Dschebel Allah zu locken verstehen. Man bitte um die Panzerreiter von El Hadd und Halihm, die den Empörer in uns aufstören und vorwärtstreiben, ihn jagen und nicht zur Ruhe kommen lassen, bis er, militärisch ausgedrückt, von seiner Operationsbasis völlig abgeschnitten ist und dann nur noch das eine vor sich hat, an sich selbst zugrunde zu gehen. Wer den rechten Weg gefunden hat, solchen Hilfstruppen zu begegnen, also den Weg zu Gott, dem wird es fortan leicht, mit dem ‚Panther‘ zum Abschluß zu kommen.
    Nach einigen Tagesmärschen hatten wir das eigentliche Ardistan hinter uns und ritten durch Schimalistan. Der Weg, den der ‚Panther‘ genommen hatte, wurde durch Verwüstung gezeichnet. Die

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