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25 - Ardistan und Dschinnistan II

25 - Ardistan und Dschinnistan II

Titel: 25 - Ardistan und Dschinnistan II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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von Nutzen ist.“
    „Du hast recht, vollständig recht“, gestand er ein. „Unser Halef mag diese Rolle spielen. So bekommt mich der ‚Panther‘ also nicht zu sehen. Aber dabei sein und ihn hören möchte ich doch!“
    „Ich auch“, sagte der Dschirbani.
    „Und ich auch“, stimmte ich bei. „Wir gesellen uns also zu den fünfzig Begleitern des Hadschi.“
    „Da sieht und erkennt uns der ‚Panther‘“, entgegnete der Dschirbani.
    „Er wird uns sehen, aber nicht erkennen.“ erklärte ich. „Bei der Bagage der Lanzenreiter gibt es, wie ich gesehen habe, Reserveanzüge jeder Größe. Wir sind vier Personen. Zwei kleiden sich als Lanzenreiter von El Hadd und zwei als Lanzenreiter von Halihm. Wir legen genauso blaue Schleier um wie der Schech el Beled; da kann man unsere Gesicht nicht erkennen.“
    „Wieso vier Personen?“ fragte der Mir. „Wir sind außer unserm Hadschi Halef Omar ja nur drei!“
    „Ich nehme den Basch Islami hinzu.“
    „Warum?“
    „Weil ich es für gut halte, daß er seinen einstigen Liebling und Verbündeten als den kennenlernt, der er in Wirklichkeit ist. Ich halte es keineswegs für unmöglich, daß in dem Basch Islami noch ein Rest des alten Vertrauens vorhanden ist, der aber hierdurch schnell beseitigt würde.“
    „Auch in diesem Punkt hast du recht. Wir werden also derart verfahren, wie du vorgeschlagen hast. Setzen wir uns sofort zu Pferd, um die Anzüge zu besorgen!“
    Der Mir ritt mit dem Basch Islami nach der Bagage von Halihm, ich mit dem Dschirbani nach der Bagage von El Hadd. Dort dauerte es ziemlich lange, bis wir einen Anzug für die Gestalt meines Begleiters fanden; es glückte uns aber dennoch, einen zu entdecken. Einer für mich war leicht gefunden. Als wir dann nach unserm Lager zurückgekehrt waren, stellte sich der Parlamentär des ‚Panthers‘ zum zweiten Mal ein, um einige Veränderungen meiner Abmachungen mit ihm zu erwirken. Ich wies seine Zumutungen zurück. Er kam dann noch einmal wieder, um einige Querulationen durchzusetzen, hatte aber genau denselben Mißerfolg. Als er erkannte, daß bei mir nichts zu erreichen sei, bequemte er sich schließlich zu der definitiven Mitteilung, daß der ‚Panther‘ kommen werde, und zwar genau in der von mir vorgeschriebenen Weise.
    Als nach europäischer Zeitrechnung zwei Uhr vorüber war, kleideten wir uns um. Der Mir und der Basch Islami in blaue, der Dschirbani und ich in naturfarbene Lanzenreiteranzüge. Die Gesichter wurden blau verschleiert. Auch die Pferde nahmen wir von den Lanzenreitern, um nicht an den unseren erkannt zu werden. Halef bekam den Prachtschimmel des Mir. Er staffierte sich auf das köstlichste heraus, natürlich mit geliehenen Kleidungsstücken, und wand sich einen Turban, der, wie bei den Häuptlingen mancher Kurdenstämme, einen Durchmesser von beinahe zwei Ellen hatte. Einen Schleier hatte er auch. Der war weiß und an seiner unteren Kante mit abwechselnd blauen und roten Fransen verziert. Höchstwahrscheinlich stammte er aus dem Harem eines muselmännischen Ardistaners.
    Kurz vor drei Uhr brachen wir auf. Voran ritt Halef. Ihm folgten wir vier. Hinter uns kamen sechsundvierzig Ussul und Tschoban.
    Als wir die Stelle erreichten, in der die Lanze steckte, war der ‚Panther‘ mit seiner Begleitung schon da. Er saß allein. Seine Leute bildeten hinter ihm einen Halbkreis. Halef wäre nicht Halef gewesen, wenn er seine Ankunft so kurz und einfach wie möglich gestaltet hätte. Er hatte uns unterrichtet, wie er es wünschte, und wir taten nach seinem Willen. Wir kamen im Galopp angebraust, stellten uns, als ob wir die Gegner niederreiten wollten, rissen unsere Pferde aber noch im letzten Augenblick herum und wiederholten diese Attacke noch zweimal, um dann in der Weise Platz zu nehmen, daß Halef dem ‚Panther‘ fünf Schritte weit gegenübersaß. Rechts von ihm ließ sich der Mir mit dem Basch Islami, links ich mit dem Dschirbani nieder. Hinter uns bildeten unsere Begleiter einen Halbkreis, der denselben Durchmesser wie der uns gegenüberliegende hatte.
    Eine Zeitlang blieb alles still. Die beiden Hauptpersonen hatten sich nicht einmal begrüßt. In dieser Beziehung war mein Halef einzig. Es fiel ihm gar nicht ein, das erste Wort zu sprechen. Er hätte bis morgen früh geschwiegen und wohl auch noch länger, nur um seinem Gegenüber die Reprimande erteilen zu können, nicht so voreilig und sprachselig zu sein. Aber so lange dauerte es gar nicht. Der ‚Panther‘ war viel zu

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