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25 - Ardistan und Dschinnistan II

25 - Ardistan und Dschinnistan II

Titel: 25 - Ardistan und Dschinnistan II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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finden werde, verstand sich wohl von selbst. Den Beweis hiervon bekamen wir schon am zweiten Tage, nachdem wir die Verfolgung angetreten hatten. Wir erreichten da das erste große Dorf der El Hadd, welches an der Straße lag, und fanden es verwüstet. Der ‚Panther‘ hatte da nicht etwa nur ‚requiriert‘, sondern das getan, was man als ‚Morden, Sengen und Brennen‘ bezeichnet. Die Häuser waren eingeäschert. Auch die Vorräte, die man nicht mitnehmen konnte, hatte man verbrannt. Wer nicht sofort hergegeben hatte, was er besaß, war mißhandelt und gemartert worden. Mehrere Personen waren getötet. Als der Schech el Beled das sah und hörte, beschloß er, der Verfolgung nicht nur ein anderes Tempo, sondern auch eine andere Art und Weise zu geben als bisher. Man mußte dem ‚Panther‘ die Gelegenheit nehmen, solche Missetaten zu wiederholen. Man mußte ihn nach Gegenden drängen, wo es weder Wohnstätten noch Menschen gab, die er plündern oder quälen konnte. Das war der westliche Teil des Landes, der sich infolge der Austrocknung des Flusses in eine Wüste verwandelt hatte. Dort gab es zwar jetzt wieder Wasser, was dem ‚Panther‘ jedenfalls höchst willkommen war, aber da lag auch, wie der Schech el Beled uns mitteilte, die Falle, in welcher die Feinde gefaßt und bestraft werden sollten.
    Die Dorfbewohner hatten sich versteckt, weil ihnen gesagt war, daß in kürzester Zeit noch mehr Feinde kommen würden. Als sie aber ihre eigenen Lanzenreiter erkannten, kamen sie herbei und erstatteten ausführlich Bericht. Da hörten wir auch, daß sie ausgefragt worden waren. Und aus den Fragen, die ihnen der ‚Panther‘ vorgelegt hatte, konnten wir auf den Plan schließen, auf dessen Ausführung er seine Hoffnung setzte. Er wollte nach der seit uralter Zeit berühmten ‚Wasserscheide‘ und nach dem ‚Wasserschloß‘ von El Hadd, um das letztere durch einen Handstreich in seine Gewalt zu bringen. Befand er sich im Besitz dieses Schlosses, so glaubte er, das ganze Land in seiner Gewalt zu haben und dessen Herrscher absetzten zu können. Wenn dies der Fall war, so ergab das für ihn eine vortreffliche Basis zu einem Vergleich mit Dschinnistan und einem erneuten, aber siegreichen Vorgehen gegen den Mir von Ardistan. Es stellte sich aber schon aus der Art und Weise seiner Fragen heraus, daß er sich weder von der ‚Wasserscheide‘ noch von dem ‚Wasserschloß‘ des Schech el Beled eine Vorstellung machen konnte. Er wußte eben auch nur das, was die Sage von beiden erzählt, und das war nicht zum hundertsten Teil genügend, einen Kriegszug nach dort hinauf zu wagen.
    Das einzige Vernünftige an dem ganzen Plan war, daß er ihn als Handstreich ausführen zu wollen schien, also so schnell wie möglich. Diese seine Eile kam dem Wunsch des Schech el Beled entgegen, ihn nach dem verödeten Westen abzulenken. Man brauchte ihm nur glaubhaft zu machen, daß dorthin der natürliche Weg nach der ‚Wasserscheide‘ und dem ‚Wasserschloß‘ gehe. Und dies war nicht etwa eine Lüge, sondern die reine Wahrheit, denn der Fluß kam direkt von da oben herab, und das Wasser, welches sich seit kurzer Zeit in seinem Bett zu zeigen begann, stammte aus der geheimnisvollen Quelle, deren Schlüssel nirgends anderswo als eben im ‚Wasserschloß‘ lag. Es wurden einige Lanzenreiter abkommandiert, welche sich in anderer Kleidung von dem ‚Panther‘ gefangennehmen lassen und ihm als Führer dienen sollten. Ihre Instruktion war eine ebenso ausführliche wie genaue. Und sodann mußten die ‚Schwarzgepanzerten‘ versuchen, auf Umwegen dem ‚Panther‘ voranzukommen, um sich ihm an einem bestimmten Punkt entgegenzustellen und ihn zu zwingen, nach Westen abzulenken. Dort führte nämlich eine Nebenstraße in dieser Richtung von der Hauptstraße ab, und wenn es gelang, den Feind zu dieser Schwenkung zu veranlassen, so war ihm die Gelegenheit entzogen, seine Greueltaten, sooft es ihm beliebte, zu wiederholen.
    Und es gelang! Zwar trafen wir schon gegen Abend des nächsten Tages wieder auf ein Dorf, welches vollständig ausgeplündert worden war, aber schon am darauffolgenden Nachmittag, als wir die erwähnte Stelle erreichten, sahen wir, daß die Verfolgten hier ihre Richtung geändert hatten, und zwar in der Weise, wie wir es wünschten. Die ‚Schwarzgepanzerten‘ hatten gar nicht nötig gehabt, sich ihnen zu zeigen und sie dazu zu zwingen, denn der ‚Panther‘ hatte schon die ihm von uns gesandten Führer gefangengenommen und

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