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25 - Ardistan und Dschinnistan II

25 - Ardistan und Dschinnistan II

Titel: 25 - Ardistan und Dschinnistan II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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sogar betretene Wege. Wir sahen nicht nur unsere Lanzenreiter, sondern auch andere Leute, die uns von den hohen Ufern aus mit großem Interesse betrachteten, aber still, ohne allen Lärm. Kein lautes, zudringliches Wort drang bis zu uns herunter.
    Dann sahen wir, wenn wir hinaufblickten, Häuser stehen, die nach und nach zusammenrückten und sich in wohlbeschatteten und blumengeschmückten Reihen an beiden Ufern hinzogen. Hinter ihnen stiegen kräftig emporstrebende Höhen auf, wo schimmernde Wohnungen in früchtereichen Gärten lagen. Näherten wir uns vielleicht der Hauptstadt dieses Landes? Durften wir vielleicht hoffen, das ‚Wasserschloß‘ von El Hadd nun bald zu erreichen? Der Schech el Beled war still; so fragten wir also nicht. Die Antwort kam von selbst. Sie kam so plötzlich, daß unser Erstaunen keine Worte, ja nicht einmal einen kurzen Ausruf fand, um sich auszusprechen.
    Unsere Hauptrichtung war genau Nord. Wir hatten soeben einen Bogen nach Ost gemacht und waren in unsere vorige Richtung zurückgekehrt, da traten die Felsenwände des Flußbetts, in dessen Tiefe wir uns befanden, mit einem Mal weit, weit auseinander, und rund, wie eine Arena, die nur für Giganten berechnet ist, lag ein Panorama vor uns, welches weder von der Hand eines Malers noch von der Feder eines Dichters wiedergegeben oder beschrieben werden kann. Man denke sich einen tiefen, gewaltigen Felsenkessel, der unten auf seinem Grund, wo wir jetzt waren, einen Durchmesser von wenigstens einer Wegstunde hatte, oben aber noch viel mehr. Wir hielten an seinem südlichsten Punkt, wo die natürlichen Felsenmauern, die ihn umsäumten, am niedrigsten waren. Indem sie sich von uns aus auf beiden Seiten nach Norden rundeten, stiegen sie an diesen Seiten mehr und mehr an und traten, je höher sie wurden, um so mehr zurück, um eine ganze Folge von Stufen und Terrassen zu bilden, auf denen sich Garten an Garten reihte und in jedem Garten ein Landhaus eigenen Stiles stand. Dieser wunderbare Bergkessel war unten auf seinem Grund vollständig felsenkahl, doch nur bis zur Uferhöhe des Flusses. Da führte eine sehr breite Straße, an welcher Häuser standen rundum. Die Lücke, welche durch das Flußbett in diese Runde geschnitten wurde, war durch steinerne Bogen überbrückt, welche aus so großen und so schweren Quadern bestanden, daß man sich verwundert fragte, wie es möglich gewesen sei, sie zu heben und zu bewegen. Bis beinahe zu dieser Straße und zu diesen Häusern hinauf hatte früher das Wasser des Flusses gestanden. Aber woher war es gekommen? Man sah es noch heut, nach so vielen Jahrhunderten, daß Ssul, der ‚Fluß des Friedens‘, gleich ganz und voll und fertig aus diesem Kessel herausgetreten war. Es gibt im Süden der Rocky Mountains in Nordamerika Wasserläufe, die allerdings auch gleich so fix und fertig aus dem Felsen treten, aber das sind nur kleine unbedeutende Flüßchen, deren plötzliches Erscheinen man sich sehr wohl erklären kann, doch Ssul war kein Flüßchen, sondern ein Fluß oder vielmehr ein Strom, der seine Entstehung nicht einer gewöhnlichen, unterirdischen Sammelquelle zu verdanken haben konnte.
    Indem ich, dieses denkend, mit meinem Blick nach aufwärts suchte, sah ich genau am nordöstlichen und nordwestlichen Punkt des Kessels je einen Aquädukt, von denen mir schien, daß sie mit der Beantwortung dieser meiner Frage in Verbindung zu setzen seien. Sie waren nicht künstlich, sondern natürlich. Man hatte nur ein klein wenig nachzuhelfen gebraucht. Sie überspannten zwei gewaltige Öffnungen, welche, schwarzen Schlünden gleich, aus dem Fuß des Berges gähnten. Waren das vielleicht die Stellen, aus denen das Wasser einst gekommen war und nun wahrscheinlich wiederkommen sollte? Und standen mit diesem Wiederkommen vielleicht die großen Kähne oder vielmehr Flußschiffe in Verbindung, die wir am südöstlichen und südwestlichen Punkt des Kessels liegen sahen? Dort gab es nämlich je eine tiefe, hafenähnliche Ausbuchtung, auf deren Grund diese Fahrzeuge lagen. Sie hatten die Länge und Breite unserer großen Rhein- oder Elbkähne, waren aber nicht von derselben Gestalt und dabei orientalisch fremdartig verziert. Jeder hatte seinen Namen; ich konnte aber nur einen lesen, und der war ‚Marah Durimeh‘.
    Wenn man das Auge von unten nach oben, von einer Terrasse zur andern schweifen ließ, sah man auf jeder dieser Stufen auch freie, in den Berg hinein gerundete Plätze mit größeren Bauwerken, welche jedenfalls

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