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25 - Ardistan und Dschinnistan II

25 - Ardistan und Dschinnistan II

Titel: 25 - Ardistan und Dschinnistan II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Mörder hier sage, das solle so sein, als ob er nichts gesagt habe! Dabei wußtest du, daß ich hier bin und alles höre. Hast du da nur dich verpflichtet?“
    „Nein, sondern auch dich!“
    „Also auch ich soll mich so verhalten, als ob ich gar nichts wisse?“
    „Ja!“
    „Soll man etwa diesen Schuft und Schurken laufenlassen?“
    „Ja!“
    Wir waren, als der Mir hereinkam, aufgestanden. Der Basch Islami wußte vor Schreck und Angst weder aus noch ein. Er versteckte sich hinter mir. Ich aber sah dem Herrscher ruhig in die höchst gefährlich flackernden Augen.
    „Bist du wahnsinnig?“ fragte er, indem seine Stimme den Klang verlor und sich zum drohenden Zischen zusammendrückte.
    „Nein“, antwortete ich. „Was dir wie Wahnsinn erscheint, ist bessere und schärfere Berechnung, als du denkst! Ich bitte dich, mir zu vertrauen und mein Wort auf dich zu nehmen und es so zu halten, wie auch ich es halte!“
    „Und wenn ich mich weigere, auf diesen Wahnsinn einzugehen?“
    „So zwinge ich dich!“
    „Mich zwingen?“ donnerte er, indem er sich hoch aufrichtete. „Womit?“
    „Mit dieser meiner Faust oder mit diesem meinem Messer! Ich habe mein Wort für dich gegeben, und du hast es für mich zu halten; dann sind wir quitt. Tust du das nicht, so verläßt nur einer von uns beiden diese Stube; der andere bleibt liegen! Was ich mit vollem Bewußtsein versprochen habe, das halte ich. Ich sterbe eher, als daß ich zum Lügner werde!“
    Er wich einen Schritt zurück, zeigte die weiß glänzenden Zähne und ballte die Fäuste. Auch ich richtete mich auf. Da hob Halef warnend die Hand und bat ihn:
    „Tue, was er fordert, tue es! Es ist zu deinem Glück! Mein Sihdi weiß stets, was er sagt! Wäre er mit dir allein, so würde er ganz anders reden; so aber kann er nicht!“
    Der Basch Islami aber sank in seiner Todesangst in die Knie und begann zum zweiten Male zu beten:
    „Lob und Preis sei Gott, dem Weltenherrn, dem Allerbarmer, der da herrschet am Tage des Gerichtes. Dir wollen wir dienen, und zu dir wollen wir flehen, auf daß du uns führest den rechten Weg, den Weg derer, die deiner Gnade sich freuen, und nicht den Weg derer, über welche du zürnest, und nicht den Weg der Irrenden!“
    Das klang so gnadebedürftig so hilflos, so ohnmächtig! Die Zähne des Mir verschwanden. Seine Fäuste öffneten sich; sein Gesicht wurde ein ganz anderes. Mir noch immer finster, aber doch nicht mehr drohend in das Gesicht sehend, rief er aus:
    „Was bist du für ein Mensch! Ich sah überhaupt noch keinen! Du bist der allererste, und darum will ich tun, was du verlangst. Es drängt mich, an dich zu glauben, wie dieser dein Hadschi Halef an dich glaubt.“ Er deutete auf den Basch Islami und fuhr fort: „Ich soll ihn laufenlassen?“
    „Ja“, antwortete ich. „Genauso, als ob du gar nichts wüßtest, gar nichts erfahren hättest.“
    „Nicht bei ihm aussuchen lassen?“
    „Nein.“
    „Ihn nicht absetzen lassen, nicht bestrafen?“
    „Nein. Du weißt ja nichts!“
    Da lachte er laut auf. Es klang halb grimmig und halb belustigt. Dann ergriff er das Blendlicht, gab es dem Basch Islami in die Hand und befahl ihm:
    „Mach dich hinaus, Schurke, augenblicklich hinaus! Und vergiß nie, daß es kein Moslem, sondern ein Christ war, der dich rettete!“
    Der oberste Mohammedaner von Ardistan gehorchte sofort. Ich ging zur Tür und schaute ihm nach, bis sein Licht im äußersten Korridor verschwand. Als ich mich dann nach dem Mir umdrehte, stand er erwartungsvoll in der Mitte des Zimmers und sprach:
    „So! Ich habe das Unmögliche getan! Und nun rechtfertige dich! Ich erwarte den sofortigen Beweis von dir, daß ich richtig gehandelt habe!“
    „Du wirst ihn bekommen und keine Minute darauf zu warten haben!“ antwortete Halef in zuversichtlichem Tone.
    Ich aber fragte den Mir:
    „Glaubst du an das, was der Basch Islami sagte? Nämlich, daß sich außer den Christen alle Untertanen verbunden haben, dich abzusetzen?“
    „Ich glaube es“, antwortete er. „Ich glaube nicht nur an seine Behauptungen, sondern noch viel mehr an die Darstellung, die du von der Sache gabst. Ich sollte nicht nur verschwinden, also etwa gefangengenommen, sondern ich sollte hier ermordet werden. Und euch wollte man als die Mörder bezeichnen. Dann war man beide los, nämlich mich und euch. Ich mußte den Basch Islami arretieren. Es mußte bei ihm und bei allen seinen Mitschuldigen ausgesucht werden, um hinter alles zu kommen. Ich mußte sie

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