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25 - Ardistan und Dschinnistan II

25 - Ardistan und Dschinnistan II

Titel: 25 - Ardistan und Dschinnistan II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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andern
anzuvertrauen, und so schickte er denn einen seiner Offiziere, der
durch einen von mir geschriebenen und von dem Mir bestätigten Brief
legitimiert und dem Dschirbani empfohlen wurde.
    So war die Lage der Sache, als der Mir heut am frühen Morgen, als
ich kaum ausgeschlafen hatte, seinen Diener zu mir schickte und mich
fragen ließ, ob ich bereits zu sprechen sei. Das war nichts
Ungewöhnliches. Er gehörte ebensowenig zu den Langschläfern als ich,
und es kam nicht selten vor, daß er ebenso zeitig wie heute eine Frage
oder etwas anderes für mich hatte. Ich ließ ihm also sagen, daß ich
bereits aufgestanden sei und mich ihm zur Verfügung stelle. Da
beorderte er mich nicht zu sich, sondern er kam zu mir. Das war ein
sicheres Zeichen, daß der Gegenstand, der seine Gedanken beschäftigte,
zur Eile trieb und ihn ganz in Anspruch nahm. Als er in mein Zimmer
trat, war er gestiefelt und gespornt, nicht wie zu einem kurzen
Spazierritte, sondern wie zu einem weiteren Ausflug, und sagte hastig,
noch ehe er den Türvorhang hatte hinter sich fallen lassen:
    „Er ist da! Er kam schon während der Nacht; hat mich aber nicht wecken lassen, trotz der großen Wichtigkeit der Sache!“
    „Wer?“ erkundigte ich mich.
    „Der Bimbaschi“, antwortete er.
    Bimbaschi heißt Major. In diesem Rang stand der Offizier, den er zu
dem Dschirbani geschickt hatte. Das war zwar kein hoher Rang, aber er
hatte grad diesen Mann gewählt, weil er ihn für treu, geschickt und
umsichtig hielt.
    „Er ist außerordentlich höflich aufgenommen worden und hat sehr
guten Erfolg gehabt“, fuhr der Mir fort. „Der Dschirbani ist bereit,
auf den Waffenstillstand einzugehen, und hat versichert, daß er mir
keine schweren, sondern sogar sehr leicht zu erfüllende Bedingungen
stellen werde.“
    „Stellen werde?“ erkundigte ich mich. „Also gestellt sind sie noch nicht? Er hat sie dir nicht geschickt durch den Bimbaschi?“
    „Nein. Er ist der Meinung gewesen, daß seine Lage und meine Lage
eine außerordentlich heikle sei. Unser Bündnis habe ganz unbedingt
geheim zu bleiben. Dazu gehöre, daß auch die Verhandlungen heimlich zu
führen seien. Nichts dürfe man dem Papier anvertrauen; es habe vielmehr
alles nur mündlich zu geschehen; und zwar nicht etwa durch
Unterhändler, sondern durch uns beide selbst. Da hat er vollständig
recht; das sehe ich ein. Du doch wohl auch?“
    „Ja“, nickte ich. „Ich sehe dich zur Reise gekleidet. Hängt dies hiermit zusammen?“
    „Allerdings. Er ist der Ansicht, daß wir uns einander entgegenreiten und uns auf halbem Wege treffen.“
    „Welcher Weg ist gemeint?“
    „Derselbe, der dich hierhergeführt hat. Du kennst ihn also. Auf der
Mitte dieses Weges liegt eine alte, verfallene Moschee, mit einem
Brunnen zwischen den Vorhofmauern. Du wirst sie im Vorüberreiten
jedenfalls gesehen haben?“
    „Wir haben sogar dort gelagert!“
    „Dort soll die Zusammenkunft stattfinden. Das soll der Platz der Beratung sein. Gefällt er dir?“
    „Er ist vorzüglich geeignet. Wurde dir dieser Wunsch des Dschirbani schriftlich oder mündlich gebracht?“
    „Nur mündlich, natürlich nur mündlich. Denn, so treu und zuverlässig
der Bimbaschi ist, ein Brief hätte doch verlorengehen und auf
irgendeine andere Weise in falsche Hände geraten können. Ich halte es
für ganz richtig, daß der Dschirbani mit solcher Vorsicht verfährt. Er
meint, daß diese Vorsicht auch verbiete, den Ritt, der uns einander
entgegenführt, in auffälliger Weise zu machen. Niemand soll ahnen, wer
wir sind und was wir beabsichtigen. Darum sollen unsere Trupps so klein
wie möglich sein, und folglich haben wir uns kein kriegerisches,
sondern ein möglichst friedliches Aussehen zu geben. Der Dschirbani
wird nur vier Begleiter haben und läßt mich bitten, dies ebenso zu
halten. Er schlägt mir sogar vor, wen ich mitnehmen soll. Kannst du die
Personen erraten, die er mir da nennt?“
    „Nur zwei; jedenfalls Halef und ich.“
    „Richtig! Er will euch unbedingt sehen. Und die beiden anderen?“
    „Ich bitte, sie mir zu nennen!“
    „Es sind die beiden Prinzen der Ussul.“
    „Das freut mich!“
    „Mich auch. Ich habe sie unschuldig gequält und bin ihnen eine
Entschädigung dafür schuldig. Sie kennen den Dschirbani. Sie stehen im
gleichen Alter mit ihm. Ihre Mutter Taldscha ist immer seine Freundin
und Beschützerin gewesen. Ich habe sie schon unterrichtet und
aufgefordert, sich bereitzuhalten. Sie reiten außerordentlich gern mit
und

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