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25 - Ardistan und Dschinnistan II

25 - Ardistan und Dschinnistan II

Titel: 25 - Ardistan und Dschinnistan II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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‚Oberst‘ an der Spitze das Lager verließen und dann ein
Stück davon halten blieben, um zu warten, bis wir nachkommen würden.
Wir stiegen auf und folgten. Alle, die zurückblieben, schauten uns
nach. Was dachten sie? Wußten sie alle, welchem Schicksal man uns
entgegenführen wollte? Gab es einen unter ihnen, der es bereute, von
dem angestammten Herrscher abgefallen zu sein? Indem ich mich nach
ihnen umdrehte, sah ich, daß der Wächter auf das Dach seines
Zisternenhauses gestiegen war. Da die Soldaten nur nach uns schauten,
sahen sie nicht, was er tat. Er hob seine Hände hoch empor und faltete
sie, um uns anzudeuten, daß er für uns beten werde. Ich streckte den
rechten Arm aus und winkte, um ihm zu danken. Die Soldaten bezogen das
nicht auf ihn, den sie gar nicht beobachteten, sondern auf sich, und
mehrere hundert Arme richteten sich eiligst in die Höhe, um diesen
vermeintlichen Gruß zurückzugeben. Sie winkten noch lange, lange hinter
uns her. Dem ‚Panther‘ und seinem Mitgefangenen galt das natürlich
nicht. Es gab also doch nicht wenige, die anders dachten als die, denen
sie zu gehorchen hatten!
    Die Reihenfolge, in der wir ritten, war heut genau wie gestern:
Voran Halef und ich, zwischen uns der ‚Panther‘, hinter uns Aacht und
Uucht. Hierauf die beiden Prinzen der Ussul, zwischen ihnen der
‚General‘, hinter ihnen Hu und Hi. Die Ussul hatten die Packpferde
neben sich. Der Mir war wieder der letzte. Er hatte seit der Szene mit
dem aufrichtigen, zürnenden ‚Major‘ kein Wort gesprochen. Da er es
vermied, einmal zu uns nach vorn zu kommen, nahm ich an, daß er nicht
gestört sein wollte, und zog es vor, mich gar nicht nach ihm umzusehen.
Die offenen Anklagen des ‚Major‘ waren wie Keulenschläge gewesen, und
ich wünschte sehr, daß sie nicht danebengefallen seien. So etwas
überwindet man aber nicht in kurzer Zeit. Einkehr, Reue und Umkehr sind
Geschwister, die um so langsamer schreiten, je sicherer sie zum Ziel
kommen wollen!
    Der ‚Sand des Entsetzens‘, von dem ich gesprochen habe, war vom
Brunnen aus zu sehen, so weit das Auge reichte. Als wir aber über
diesen Horizont hinauskamen, bemerkten wir, daß er doch nur einen
verhältnismäßig schmalen Strich bildete. Er stammte von dem Felsenzug,
an dessen Fuß der Brunnen lag, und war an ihn gebunden. Wir erreichten
noch am Vormittage die Grenze dieses Strichs und ritten dann über einen
Boden, den ein Nichtkenner zwar für die unfruchtbarste aller ‚Wüsten‘
gehalten hätte, in Wahrheit aber war er nur als ‚verdurstetes Land‘,
als ‚verschmachtete Fruchtbarkeit‘ zu bezeichnen. Er klang unter den
Hufen unserer Pferde zuweilen so hart, als ob wir nicht über Erde oder
Stein, sondern über gegossenes Metall ritten. Auch der Nilschlamm ist
unfruchtbar, wenn ihm das Wasser fehlt. Dann öffnet er sich in
unzähligen Rissen und Sprüngen, um der Feuchtigkeit in glühender
Sehnsucht entgegenzuschmachten. Hier in der gestorbenen Gegend von
Ardistan war dies wohl bis Jahrzehnte nach ihrem Tod auch der Fall
gewesen; dann aber hatten die von allen Seiten frei hereinbrechenden
Winde diese Sprünge und Risse zugeweht und die ganze Gegend in die
eisenfeste, glatte Schale verwandelt und rasiert, die uns von allen
Seiten entgegenstarrte, ohne uns auch nur eine einzige Spur von
organischem Leben zu zeigen.
    Um die Mittagszeit bemerkten wir in gerader Richtung vor uns einige
von der Erdfarbe abstechende Punkte, welche sich nicht bewegten. Es
schien, als ob sie auf uns warteten, und so war es auch. Als wir näher
kamen, sahen wir, daß es zwei Männer mit Lastkamelen waren, welche die
Aufgabe gehabt hatten, Wasser in Schläuchen bis hierher zu tragen. Es
gab noch mehrere solcher Posten, mit denen man eine Relaislinie von dem
Brunnen nach der ‚Stadt der Toten‘ und wieder zurück gebildet hatte.
Man weigerte sich, ganz wie ich erwartet hatte, uns von diesem
Wasservorrat zu geben. Der ‚Panther‘ sagte, daß wir doch unsere eigenen
Schläuche und unser eigenes Wasser hätten; wir aber machten kurzen
Prozeß und nahmen uns, was wir brauchten. Er wollte, wir sollten in der
‚Stadt der Toten‘ so bald wie möglich verschmachten. Wir aber rührten
aus ganz entgegengesetztem Grund unseren Vorrat nicht an, um dann
später so lange wie möglich vor Mangel bewahrt zu sein.
    So war es auch am Abend. Wir fanden da, wo gelagert werden sollte,
wieder einen Posten mit hinreichendem Wasser vor. Es wurde uns ebenso
wieder versagt, doch genauso

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