25 Stunden
gehen heute Abend mit ihm aus und versuchen einen draufzumachen, und wenn er darüber reden will, dann reden wir darüber. Er geht für sieben Jahre in die Hölle - was soll ich da machen, ihm viel Glück wünschen? Wir füllen ihn anständig ab und versuchen, noch mal richtig einen mit ihm draufzumachen.«
Jakob schlingt einen Doppelknoten und steht auf. »Das hört sich so an, als hättest du so was schon mal gemacht.«
»Hab ich auch. Mein Cousin musste für drei Jahre rein. Startklar?« Slattery öffnet die Wohnungstür und wartet auf Jakob, eine Hand am Lichtschalter.
»Im Emst? Das hast du mir nie erzählt. Warum denn?«
»Weil er ein verdammter Dieb ist, darum.«
Der größte Skandal in Jakobs Familie war eine Cousine mit Bulimie. Er fragt sich, was Slattery wohl noch alles für sich behalten hat. »Und? Hat er es gut überstanden? Das Gefängnis und so?«
»Nein. Ganz und gar nicht. Jetzt komm schon, ich will los.«
»Einen Moment noch«, sagt Jakob und klopft sich auf die Hüfttaschen. »Wo ist meine Brieftasche?«
»Ich fass es nicht.«
»Beim Reinkommen hab ich sie noch gehabt. Das weiß ich genau.«
»Sie liegt auf dem Sofa, du Trottel.«
Jakob holt die Brieftasche und steckt sie ein. »Es klingt vielleicht komisch, aber so wie ich Monty kenne, wird er es, glaube ich, gut überstehen.« Er sieht Slatterys Gesichtsausdruck und fügt rasch hinzu: »Ich sag ja nicht, dass es leicht wird. Ich an seiner Stelle würde nicht einen Tag überstehen, das ist mir klar. Aber Monty ist Monty. Er ist hart im Nehmen. Was der schon alles weggesteckt hat.«
»Nein«, sagt Slattery und macht das Licht aus. »Er ist nicht hart im Nehmen, und er wird das auch nicht gut überstehen. Ich kapier überhaupt nicht, was in deinem Kopf vorgeht, Jake. Hier gibfs kein Happy End.«
Jakob verlässt das Apartment und schaut zu, wie Slattery abschließt. »Von einem Happy End red ich doch gar nicht. Ich meine bloß...«
»Du hast doch überhaupt keine Ahnung, wovon du da sprichst. Hart im Nehmen? Was weißt du denn, was hart im Nehmen ist? Meinst du, bloß weil er ein paar Schlägereien auf der Campbell-Sawyer gewonnen hat, kommt er in Otisville mit den harten Jungs klar? Du hast keine Ahnung, in was für einer Scheiße er steckt. Überhaupt keine Ahnung. Monty hat drei Möglichkeiten, und die sind alle beschissen.« Sie gehen den blau ausgelegten Flur hinunter, Slattery schleudert seine Schlüsselkette dabei hin und her.
»Drei Möglichkeiten«, sagt Jakob ungeduldig. Slattery redet mit ihm immer wie mit einem begriffsstutzigen Kind, das von den komplexen Zusammenhängen des Lebens schlichtweg überfordert ist.
»Also. Erstens, er kann abhauen. In einen Bus nach sonst wo steigen und hoffen, dass sie ihn nie finden werden. Das ist Nummer eins.«
»Das wird er nicht tun. Sein Dad hat seine Kneipe...«
»Ich sage nicht, was er tun wird. Ich sage bloß, welche Möglichkeiten er hat. Nummer zwei...« Slattery macht mit Daumen und Zeigefinger eine Pistole und hält sie sich an die Schläfe.
Jakob reißt die Augen auf. »Selbstmord? Auf gar keinen Fall. Und was ist die dritte Möglichkeit?«
»Die dritte Möglichkeit?« Slattery denkt kurz nach. »Na, die dritte Möglichkeit ist, er geht ins Gefängnis.«
Jakob nickt. »Genau. Er geht ins Gefängnis, und er wird es überstehen.«
»Meinetwegen. Kann sein. Aber trotzdem heißt es dann: Mach's gut, Monty.«
»Was soll das heißen?«
Slattery hebt den Daumen. »Wenn er abhaut, ist er weg. Du siehst ihn nie wieder.« Er hebt den Zeigefinger, dessen oberes Gelenk seit seinen Ringertagen schief ist. »Wenn er sich die Kugel gibt, ist er weg. Und sie werden den Sargdeckel nicht nochmal aufmachen.« Er hebt den Mittelfinger. »Wenn sie ihn wegsperren, ist er weg. Du wirst ihn nie wieder sehen.«
»IGar seh ich ihn wieder«, sagt Jakob. »Wenn er wieder rauskommt.«
Die Fahrstuhltür geht auf, und Slattery steigt ein. »Darauf würd ich keine Wette abschließen. Du meinst, ihr werdet dann immer noch Freunde sein? Du meinst, ihr setzt euch dann auf ein paar Bier zusammen und knüpft an die alten Zeiten an? Vergiss es, Jake. Heute Nacht ist alles vorbei. Steigst du jetzt ein, oder brauchst du 'ne Einladung?«
7
»Was ist gut hier?«, fragt Monty und schaut auf die schwarze Wandtafel mit den Gerichten.
»Kalbfleisch«, sagt sein Vater. »Kalbfleisch ist gut. Das nehm ich immer.«
»Gut.« Monty lehnt sich in seinen Stuhl zurück und sieht sich im Restaurant um: einem alten
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