25 Stunden
irgendwann einmal nicht auf ihn geflogen sind. Er ist schon immer schön gewesen. Als jemand, der in Bensonhurst auf ge wachsen ist, hat er immer wieder beweisen müssen, dass er trotzdem ein ganzer Kerl war. Seine Augen waren zu grün, seine Wimpern zu lang, seine Nase war zu schmal. Da waren die Jungs schon aus Prinzip misstrauisch. In jüngeren Jahren hat Monty sich darum verstellt und verkleidet. Hat seine dichten schwarzen Haare unter einer Baseballmütze versteckt. Hat nie gelächelt, weil seine Zähne perfekt waren, absolut gleichmäßig, so dass er keine Spange brauchte. Aber die Tarnung hat nie funktioniert; er fiel trotzdem auf, und die anderen Kinder hatten es auf ihn abgesehen. Also hat Monty gekämpft, und er hat gut gekämpft. Ein Faustkampf unter Heranwachsenden hat nicht viel mit Kunst zu tun. Monty hat als erster zugeschlagen, er hat hart zugeschlagen und nicht wieder damit aufgehört. Er hat jeden Treffer seines Gegner weggesteckt. Ein blaues Auge war ein Zeichen von Mut; dann wussten die anderen Jungs wenigstens, dass er sich nicht herumschubsen ließ.
Später ging ihm auf, dass sein Gesicht von Nutzen sein konnte. Mädchen, denen er auf der Straße begegnete, stießen einander an und kicherten. Ältere Frauen, Lehrerinnen und die Mütter seiner Freunde scharwenzelten um ihn herum und hingen gebannt an seinen Lippen, vor allem wenn sie erfuhren, dass seine Mutter gestorben war. Viele seiner Klassenkameraden auf der High School verübelten ihm seinen Status als Frauenheld vom Dienst, aber sie verübelten ihn ihm im Stillen. In Bensonhurst wurde Monty als ein Junge angesehen, der einer Schlägerei nicht auswich, der bereit war, sich Respekt zu verschaffen, dem es aber nie darum ging, andere einzuschüchtem. Auf der Campbell-Sawyer, auf der oft Monate vergingen, ohne dass jemand einen Faustschlag austeilte, war Monty bald für seine Gewalttätigkeit bekannt.
In seinem zweiten Jahr wurde er Starting Point Guard des Basketballteams der Schule. Während eines wichtigen Ligaspiels hatte ihn ein gegnerischer Forward auf dem Kieker. Jedes Mal, wenn Monty an den Korb ging, verpasste der Forward ihm eins mit dem Ellbogen oder der Hüfte. Ein paar Fouls sahen die Schiedsrichter, aber etliche nicht, und so wurde Monty immer wütender, bis er schließlich für einen Rebound hochsprang und ihm die Beine weggerissen wurden. Er krachte schwer aufs Kreuz. Noch im Aufstehen schlug er zu. Darauf hatte der Forward schon das ganze Spiel über gewartet. Er brachte vierzig Pfund mehr auf die Waage als Monty und war mindestens eine Handbreit größer. Zu dem Zeitpunkt, als die Trainer und die Schiedsrichter die beiden Gegner trennten, lag auf der Hand, dass Monty den Kampf verloren hätte. Beide Spieler wurden auf die Bank geschickt, aber die Trainer bestanden darauf, dass sie sich zuerst noch die Hand gaben. Der Forward hielt ihm seine hin, und Monty trieb ihm die Faust in den Mund, dass der Größere schwer zu Boden ging.
Er wurde aus dem Team geworfen und verlor ohne Basketball rasch das Interesse an der Schule. Das Lernen, das ihm auf seinen früheren Schulen immer leicht gefallen war, erforderte nun eifriges Arbeiten, und Monty war nur zu kurzen Ausbrüchen von Feuereifer in der Lage. Zu Beginn seines zweiten Jahres saß er während der großen Pause bei ein paar älteren Schülern am Tisch und aß Pizza, während sie ihr Vorhaben diskutierten, einen Beutel Marihuana zu erstehen. Einer der Jungen meinte, dass sie achtzig Dollar würden aufbringen müssen, und Monty, der ihnen kaum zugehört hatte, sagte: »Die nehmen euch aus.«
»Ach ja? Wie viel bezahlst du denn?«
Monty zuckte die Schultern, als würde er ständig Kunden anwerben, dabei hatte er zu dem Zeitpunkt noch nie irgendwelche Drogen gekauft oder verkauft oder eine solche Möglichkeit auch nur erwogen. »Ich könnte es euch für die Hälfte besorgen«, sagte er. Und so gaben die Älteren ihm vierzig Dollar, und Monty, dem klar war, dass sein Ruf als harter Bursche auf dem Spiel stand, sprach mit ein paar Freunden in Bensonhurst und lieferte pünktlich. Er hatte zwar noch zwanzig Dollar drauflegen müssen, aber bald kamen alle aus den höheren Klassen zu ihm, und dann fing die Sache sich zu lohnen an.
Am Ende des Schuljahres erfuhren die Trainer der Campbell-Sawyer durch ein paar jüngere Sportler von Montys Geschäften. Die Schulleitung wurde informiert, und eines Nachmittags nach der großen Pause öffnete man Montys Schließfach und fand eine braune
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