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25 Stunden

25 Stunden

Titel: 25 Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Benioff
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ungeschützt. Körper auch! Amerikanische Boxer, sie zielen nie auf Körper. Jeder will Knockout schlagen. Sie wollen den Treffer der Treffer landen. Keine Disziplin, diese Kämpfer. Wo ich herkomme, Ukraine, wir trainieren von klein auf, und wir lernen Technik. Amerikanische Boxer sehr gute Athleten. Aber Technik, nein.«
    »Wie kommt's dann, dass es keine ukrainischen Champions gibt?«
    »Amateurchampions haben wir. Aber unsere Boxer kämpfen erst seit fünf, sechs Jahren in andere Länder. Bald werden wir Champion haben.«
    »Der wirst aber nicht du sein, Kumpel. Nicht mit der Wampe.«
    Kostya zuckt die Schultern. »Frauen mögen Männer mit Fleisch auf Rippen. Siehst du die hier?« Er fährt mit den Fingern eine lange, grobe Narbe entlang, von seinem Nabel hinunter zum Bund seiner Wollhose. »Als ich zwölf war, ich erwische Soldaten, wie er meine Mutter vergewaltigt. Ich schreie, ich schlag ihn, ich versuche ihm in die Eier zu treten. Er zieht Messer und schlitzt mich auf. Meine Mutter, sie versucht, sie mir wieder reinzuschieben. Meine... wie sagt man, Schlingen?« Kostya malt mit dem Finger Schlingen in die Luft.
    »Därme?«
    »Meine Därme kommen raus. Also schiebt sie sie wieder rein. Sehr schlimm. Aber guck...« Kostya schlägt sich mit der Faust auf die Brust. »Ich hab's überlebt. Bin großer Mann jetzt. Später erfahre ich, er hat meine Mutter nicht vergewaltigt. Tja. Was soll ich sagen? Er war gar nicht so schlechter Mensch. Er hat mich in Krankenhaus gefahren.«
    »Nachdem er dich aufgeschlitzt hat?«
    »Ja, aber er hat sich große Vorwürfe gemacht. Ich hab ihm Schrecken eingejagt. Er ist frisch aus Afghanistan zurück. Also schlitzt er mich auf, ja, aber dann er fährt mich in Krankenhaus, und wir werden Freunde.«
    Volandes pfeift. »Und ich dachte, die Bronx wär Scheiße.«
    »Dieser Mann, dieser Soldat, er ist jetzt mein Schwiegervater.«
    »Dein Schwiegervater?«
    »Nein nein, wie sagt man, wenn er meine Mutter heiratet...«
    »Stiefvater?«
    »Stiefvater! Ja. Er ist mein Stiefvater. Immer noch in Ukraine, mit meiner Mutter zusammen. Guter Mann. Ich schick ihnen Geld; es geht ihnen gut. Kein Geld in Ukraine.«
    »Wo wir grad von Geld reden«, sagt Volandes, »erzähl mir von heute Abend.«
    »Frauen sind verrückt nach Narben«, sagt Kostya und reibt sich die zerklüftete Haut.
    »Du weißt alles über Frauen, was? Wenn du so viel über Frauen weißt, wie kommt7 s dann, dass du nachts um fünf immer mit irgend so 'ner Mutter abziehst?«
    »Frauen sind verrückt nach Narben«, sagt Kostya noch einmal. »Sie wissen, ein Mann hat Narbe, er hat was erlebt.«
    »Du meinst also... Warte mal, ich will sehen, ob ich das kapiert habe. Du meinst also, Frauen stehen auf fette Kerle im Seidenhemd, die Narben haben? Aknenarben, zählen die auch?« Volandes fährt mit den Händen über seine pockennarbigen Wangen. »Das Fett hab ich ebenfalls. Gut, jetzt erzähl mir, was heute Abend laufen soll.«
    »Wir brauchen den VIP-Raum. Mit zwei Leuten Personal. Wer ist an der Tür, Khari?«
    »Es ist Donnerstagabend. Du willst, dass ich den VIP- Raum die ganze Nacht dicht mache?«
    »Uncle Blue will den VIP-Raum.«
    Volandes seufzt. »Na schön. Wenn er unbedingt will — ist ja sein Laden. Wird mordsmäßig was los sein heute Abend. Dieser Deejay, den ich gebucht habe, irgendso 'n Bursche aus Queens, der ist wie Jesus Christus grade. Egal wo er ist, er schart immer seine Jünger um sich. Die Kinder von sämtlichen High Schools der fünf Boroughs werden heute Abend hier rein wollen.«
    Kostya nimmt sein orangefarbenes Hemd und schlüpft hinein. »Minderjährige? Sehr gefährlich. Willst du, dass Polizei kommt?«
    »Nein«, sagt Volandes. »Ich hab gesagt, dass sie rein wollen. Ich hab nicht gesagt, dass sie auch reinkommen.«
    »Macht Khari den VIP-Raum heute?«
    »Nein, Khari arbeitet vorne. Ich brauch ihn draußen - bei der Hölle, die da los sein wird. Wenn du früher damit gekommen wärst, hätte ich gesagt, macht das an einem anderen Abend. Die drehen komplett durch, wenn dieser Deejay auflegt.«
    »An einem anderen Abend?«, fragt Kostya und schiebt sich das zugeknöpfte Hemd in die Hose. »Montgomery geht morgen ins Gefängnis. Du willst, dass wir die Party für ihn morgen machen?«
    »Wie wär's mit gestern gewesen? Gestern war nichts los hier.«
    Kostya macht ein finsteres Gesicht. »Mein Freund geht morgen für sieben Jahre ins Gefängnis. Und du erzählst mir was von voll? Von deinem Deejay?«
    »Schon

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