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25 Stunden

25 Stunden

Titel: 25 Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Benioff
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abgeschnittenen Jeans steckt. Weiße Fäden schaukeln an ihren Schenkeln. »Was hältst du von ihr?«
    »Von wer? Von wem?«
    »Von Jody«, sagt Slattery. »Die Barfrau. Draußen geht ein Schneesturm ab, und sie trägt Hotpants. Findest du, dass sie süß ist?«
    Jakob mustert Jody und zuckt die Schultern. »Sie ist hübsch. Sie ist hübsch, bloß dass ihr Gesicht...«
    »Sie ist hübsch, bloß ihr Gesicht nicht?«
    »Ihr Gesicht sieht irgendwie komisch aus.« Die Fliege landet auf Jakobs Ohr, und Jakob zuckt zur Seite, dass er beinahe vom Barhocker fällt.
    »Sie ist hübsch, bloß dass ihr Gesicht irgendwie komisch aussieht?«»Ja ja, schon gut«, sagt Jakob und setzt sich wieder gerade hin. »Sie ist hübsch.« Er nimmt die feuchte Mütze ab, biegt den Schirm zurecht, fährt mit den Fingerspitzen die NY-Stickerei entlang. »Hängt doch alles vom Betrachter ab. Einer der Typen an der Schule, dieser Biolehrer, Terry — kennst du Terry?«
    »Nein.«
    »Ich glaube doch. Er war auf meiner Geburtstagsparty letztes Jahr. Jedenfalls fährt er also voll auf diese Kleine ab. Irgendwie so...«
    »Diese Kleine«, sagt Slattery. »Was meinst du damit, eine Schülerin?«
    »Eine Schülerin, ja. Unterstufe. Das ist es ja gerade, ich meine, die Kleine ist sechzehn. Vielleicht auch siebzehn, keine Ahnung, aber wahrscheinlich eher sechzehn. Aber du müsstest sie mal sehen. Hübsch ist sie eigentlich nicht, aber - ich weiß nicht, sie hat was.«
    »Aha«, sagt Slattery und sieht den Basketballem im Fernsehen zu.
    »Ich hab ihm gesagt — ich hab Terry gesagt, dass er gar nicht daran denken soll, dass er sie sich aus dem Kopf schlagen soll, aber er denkt an die Zukunft, er denkt langfristig. Ist ein bisschen gruselig, wenn er davon erzählt. Er meint: ›Noch fünf Jahre, dann ist sie fast mit dem College fertig. Und ich bin dann einunddreißig. Nichts dran auszusetzen.‹«
    »Miami hat schon wieder gewonnen«, sagt Slattery. Er sieht Jakob an. »Aber gevögelt habt ihr noch nicht, oder?«
    Jakob reißt die Augen auf. »Hey, wenn du zugehört hättest, würdest du wissen, dass ich von Terry rede. Terry ist derjenige...«
    »Weißt du noch, als Mr. Green dabei erwischt worden ist, wie er Eddie Arabian auf dem Klo einen geblasen hat? Das hat mich echt schockiert. Ich hatte keine Ahnung, dass Green schwul war.«
    »Dir ist klar, dass wir über Terry reden, ja?«, fragt Jakob. »Und nicht über mich?«
    »Warum Eddie Arabian? Von allen Jungen in der Schule ausgerechnet Eddie Arabian? Der Knabe hat doch immer gestunken wie ein Thunfisch. Ja hallo, wen haben wir denn da?«
    Naturelle steht hinter ihnen, einen feuchten Mantel über dem Arm zusammengelegt. Sie schimmert in ihrem silbernen Kleid. Slattery kennt dieses Kleid, er hat sich dieses Kleid eingeprägt, er hat unter der Dusche gestanden und dieses Kleid verflucht, die Art, wie der Stoff ihr über die Hüften gleitet, die Art, wie er sich über ihrem Bauch in Falten legt, wenn sie sich setzt.
    »Francis Xavier Slattery.« Sie gibt ihm einen Kuss auf die Wange, während er halb von seinem Hocker aufsteht. »Hey, Jakob«, sagt sie und gibt auch ihm einen Kuss.
    Slattery zieht ihr einen Hocker heran, und sie setzt sich zwischen die beiden. Die Knie der drei berühren sich. »Was treibt ihr Burschen denn so?«, fragt sie.
    »Frank ist gerade dabei...«, setzt Jakob an.
    Die Fliege zischt vorbei, Slattery schlägt mit der flachen Hand nach ihr und erwischt Naturelle fast am Kiefer.
    »Sachte, Killer«, sagt sie und pikst ihn in den Bauch.
    »Frank ist gerade dabei, die Barfrau unter die Lupe zu nehmen«, sagt Jakob.
    Naturelle sieht den Tresen hinab zu Jody, die einen Brandy Sour mixt. »Ja? Wie lautet das Urteil?«
    »Schuldig«, sagt Slattery. »Des guten Aussehens.«
    Jakob und Naturelle sehen sich feixend an, und dann schlägt sie Slattery auf den Schenkel. »Sie hat doch bloß große Titten, Frank.«
    »Wie auch immer«, sagt er und beäugt Jodys kurze Jeans. »Die Frau platzt schier vor Sinnlichkeit.«
    Naturelle nimmt Jakobs Bier und trinkt einen Schluck. »Die eine oder andere Naht könnte jedenfalls gleich platzen.«
    Slattery verzieht das Gesicht und sieht Naturelle an. »Mir ist aufgefallen, dass eine Frau bloß große Titten zu haben braucht, und schon halten die anderen Frauen sie für eine fette Schlampe. Warum eigentlich?«
    »Mit dieser Frage habe ich mich ehrlich gesagt noch nicht auseinander gesetzt.«
    Slattery denkt einen Moment nach und klirrt mit seinem leeren Glas

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