253 - Das Terror-Gen
sich um drei von sieben gestrandeten Bunkerleuten aus Britana, die bei einem der nördlichen Wachtürme Zuflucht gefunden hatten.
Ihr Anliegen war fast so außergewöhnlich wie die Erscheinung der Frauen und Männer: Sie wollten sich auf Guunsay niederlassen. Sie baten darum, das Turmgebiet pachten zu können, und um ein wenig Ausrüstung und Grundnahrungsmittel. Als Gegenleistung boten sie ihre Dienste an. Während Wolter Wallis mit ihnen verhandelte, wie diese Dienste im Einzelnen aussehen sollten, konnte er seine Begeisterung nur mühsam verbergen.
Als er drei Stunden später immer noch mit seinen Besuchern unter dem Baldachin saß, lächelte er selig. Man war sich einig geworden. Seine Assistenten fertigten Abschriften der Verträge an, und die Ladefläche des Automobils wurde mit den gewünschten Utensilien befüllt. Außerdem sandte der Ire vorsorglich zwei Gardisten mit der Botschaft, die Neuankömmlinge in Frieden zu lassen, zum Dorf von Häuptling Joonah. Der Stammesführer aus dem Norden, der sich selbst gern als Lordkanzler gesehen hätte, machte ständig Ärger. Neuerdings behauptete er sogar, die Götter selbst hätten ihn für dieses Amt auserkoren.
Zufrieden lehnte sich Wallis zurück und betrachtete die neuen Inselbewohner. Der Sprecher der Gruppe, Sir Leonard Gabriel, verzehrte gerade die letzten Bissen der Mahlzeit, die der Kanzlerberater seinen Gästen hatte bringen lassen. Die schwarzhäutige Sarah Loomer neben ihm nippte an ihrem Wasserglas. Immer wieder streiften ihre Blicke über die fast verwaiste Anlegestelle der Hafenbefestigung. Außer dem Dreimaster aus Bordoo lag kein Schiff vor Anker. Vermutlich fragte sie sich, ob Sainpeert wirklich eine so beliebte Handelsstadt war, wie er behauptet hatte. Der Ire verkniff es sich, ungefragt eine Erklärung zu liefern.
Stattdessen lenkte er seinen Blick auf die kleine Wissenschaftlerin mit dem Puppengesicht. Diese lebhafte Person mit den klugen Augen hatte es ihm besonders angetan. Irgendwie erinnerte sie ihn an Catherine. Die Aussicht, mit ihr bald viele kurzweilige Stunden verbringen zu dürfen, erfüllte ihn mit Vorfreude. Ob Lady Kucholsky wohl gebunden war?
Als ob Sir Leonard seine Gedanken erraten hätte, räusperte er sich umständlich. »Wann wird der Lordkanzler den Pachtvertrag unterschreiben?«, wollte er wissen.
»Schon bald«, erwiderte Wallis eifrig. »Vermutlich wird er Ihnen die Urkunde persönlich aushändigen wollen. Oben in seinem Château.«
Der Prime, wie ihn seine Begleiterinnen auch nannten, nickte stumm. Es war ihm anzusehen, dass er gehofft hatte, schon heute auf Gundar den Großen zu treffen. Doch das hatte Wolter zu verhindern gewusst. Er war nämlich ganz und gar nicht davon überzeugt, dass der Lordkanzler dem Gesuch problemlos zustimmen würde. Es war an ihm, dem Inselherrscher die Angelegenheit schmackhaft zu machen.
Schließlich waren die Formalitäten erledigt und man verabschiedete sich herzlich. Noch lange nachdem die Technos wieder aufgebrochen waren, saß Wolter Wallis glückselig auf seinem Beraterstuhl. Die Plage der Langeweile hatte endlich ein Ende. Vor ihm lagen Tage voller Inspiration und unzähliger Geschichten.
Er ahnte ja nicht, wie viel Kopfzerbrechen diese Fremden ihm noch bereiten würden.
***
Guernsey, Ende Oktober 2522
Sir Leonard Gabriel nahm ein Bad in dem kleinen See am Wasserfall. Um sich von seiner Aufregung vor dem, was ihn in den nächsten Stunden erwartete, abzulenken, suchte er Zuflucht in sachlichen Gedanken. Sein Plan, eine neue Techno-Community auf der Insel zu errichten, ging anscheinend auf: Wegen ihres technischen und wissenschaftlichen Verständnisses waren sie schon nach kurzer Zeit gefragte Leute hier auf Guunsay.
Mehrmals die Woche besuchten sie die vier Kilometer entfernte Hauptstadt. Er und Sir Jefferson Winter hielten dort Beratungen auf dem Wochenmarkt ab. Sie gaben ihr breit gefächertes Wissen an Gelehrte wie auch an einfache Leute weiter. Manche der Inselbewohner kamen auch einfach nur, um den uralten Jefferson zu sehen oder seinen Geschichten aus der Zeit vor Kristofluu zu lauschen.
Sir Ibrahim Fahka und Cinderella Loomer machten sich in der Werft nützlich. Die Pilotin hatte inzwischen ihren Plan aufgegeben, nach London zurückzukehren. Grund dafür war der äußerst attraktive Schiffsbauer Sam. Anfangs war Leonard dankbar gewesen über diesen glücklichen Umstand. Inzwischen aber verbrachte Loomer für seinen Geschmack zu viel Zeit mit diesem Sam. Die Technos
Weitere Kostenlose Bücher