253 - Das Terror-Gen
mit ruhiger Stimme.
Daraufhin lief die Halb-Nosfera zu Sarah und hielt ihr einen Dolch an die Kehle. »Ich werde sie umbringen, falls du deinen Verehrer nicht abwimmelst.«
Loomer nickte und lief nach draußen. Sie erblickte Sam beim Zugang zur Küstenstraße. Mit einem Feldblumenstrauß winkte er ihr aufgeregt zu. »Sie wollen mich nicht zu dir lassen. Bist du wirklich krank?« Zwei der Nosfera hielten ihn anscheinend davon ab, das Dorf zu betreten. Bei den beiden Fichten etwas abseits der anderen lauerte Leonard. Cinderella ballte die Hände zu Fäusten. Jetzt oder nie , dachte sie wieder. Keiner hielt sie auf, als sie zu Sam stürmte.
»Ich war noch gar nicht in Sainpeert! Ich konnte es nicht mehr abwarten, dich zu sehen!«, empfing er sie freudig. Er ließ den Blumenstrauß fallen und umschlang sie mit seinen starken Armen. Während er ihr Gesicht mit Küssen bedeckte, versuchte Cinderella ihm verständlich zu machen, dass die Technos die Hilfe des Lordkanzlers benötigen. »Gabriel hält uns gefangen«, flüsterte sie ihm verzweifelt ins Ohr.
Sam stutzte. Auch wenn er die Nosfera für Kutten tragendes Personal hielt, begriff er anscheinend die Situation. Sanft küsste er Cinderellas Stirn. »Ich werde jetzt meine Hütte schmücken und uns ein gutes Essen kochen«, log er. »Versprich mir, dass du kommst, sobald du mit deiner Arbeit hier fertig bist. Versprich es!«
»Ja«, antwortete Loomer mit belegter Stimme. Dankbar erwiderte sie seinen Kuss. Ohne sich noch einmal nach ihr, den Blutsaugern oder Leonard umzusehen, machte sich Sam auf den Weg.
Doch weit kam er nicht.
Gabriel, der in der Nähe die Szene zwischen den Liebenden beobachtet hatte, erkannte, dass etwas nicht stimmte. Er richtete den Lauf seines Zweikalibers auf den Rücken des Schiffsbauers an. »Stehenbleiben, Sam!«, rief er. Doch Sam reagierte nicht. Im Gegenteil, sein Schritt wurde schneller. Auch die Drohung des Prime, zu schießen, hielt ihn nicht auf. Cinderella blickte alarmiert zwischen den beiden Männern hin und her. Leonards Gesicht glich einer wütenden Fratze. Erschrocken lief sie in seine Richtung. Gleichzeitig rief sie Sam eine Warnung zu. Doch zu spät! Leonard drückte ab. Einmal, zweimal und dreimal. Tödlich getroffen sackte Sam zu Boden.
»Nein!«, brüllte die Pilotin. Rasend vor Zorn und vor Schmerz stürzte sie sich auf Gabriel und warf ihn zu Boden. Ihre Fäuste droschen auf sein Gesicht ein. Schließlich riss sie ihm die Waffe aus den Händen. Sie zielte auf die blauen Adern seines kahlen Schädels. Dann drückte sie ab.
Doch keine Kugel löste sich aus dem Gewehr. Nur ein metallenes Geräusch ertönte. Als ob dieser Klang sie ins Leben zurückrief, starrte Cinderella in das blutende Gesicht Leonards. »Warum habe ich dich nicht im Meer verrecken lassen, verfluchter Mörder!«
***
Sarah Kucholsky saß mit dem Rücken zu ihrem Arbeitsplatz auf dem gemütlichsten Besuchersessel, den das Lazaretthaus zu bieten hatte.
Sie fühlte sich niedergeschlagen. In ihrem zarten Puppengesicht türmten sich unzählige Falten und ihre hellblauen Augen hatten allen Glanz verloren.
Nur wenige Schritte von ihr entfernt lehnte Leonard am Behandlungstisch. Kucholsky hatte seine Wunden versorgt, die Cinderella Loomer ihm beigebracht hatte. Sein Gesicht war grün und blau geschlagen, das Nasenbein gebrochen und das linke Auge zugeschwollen. Mit dem gesunden stierte er Breedy an, die neben ihm dabei war, eine Flasche Wein zu öffnen. Miststück , dachte Sarah.
Stunden war es nun her, dass die beiden Nosfera hier herein gestürmt kamen und Breedy entsetzt davon berichtet hatten, dass Gabriel Cinderellas Freund erschossen habe. Da schon ging es der Biogenetikerin elend. Doch Zeit, diese Nachricht zu verarbeiten, war ihr nicht geblieben. Sie hatte sich um ihre mitgefangenen Gefährten kümmern müssen, die allesamt durchgedreht waren, als sie von dem Mord an Sam erfuhren.
Ibrahim Fahka hatte wie von Sinnen mit einer Holzlatte auf alles eingeschlagen, was sich in seiner Nähe bewegte, und immerzu geschrien, dass er Leonard töten würde. Nachdem einige Nosfera-Wächter ihn schließlich überwältigen konnten, wurde er in seine Hütte gesperrt. Ebenso Eve Neuf-Deville, die alle Anzeichen eines Nervenzusammenbruchs gezeigt hatte, und Lady Victoria, die weinend kollabiert war. Allen Dreien hatte die Wissenschaftlerin Beruhigungsmittel verabreicht, bevor man sie wegsperren konnte.
Und als Sarah Kucholsky jetzt den Stimmen von Sir Leonard und
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