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255 - Winterhexe

255 - Winterhexe

Titel: 255 - Winterhexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland
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um sein unsichtbares Zentrum. Matthew Drax, der das Phänomen zum ersten Mal mit eigenen Augen sah, musste Ben Coogan im Stillen recht geben: Eigentlich konnte man es nicht beschreiben; man musste es selbst sehen, um sich die Gewalten vorstellen zu können, die hier tobten.
    Gab es eine perfektere Festung als diese aus Frost und Sturm geformte?
    Obwohl sie sich der Urgewalt bereits zum zweiten Mal näherten, waren Aruula und Rulfan kaum weniger beeindruckt als er. »Wer so etwas beherrscht«, sagte die Kriegerin vom Volk der Dreizehn Inseln nachdenklich, »könnte die Kräfte gewiss auch zum Wohle der Menschen einsetzen und nicht, um ihnen übel mitzuspielen.«
    »So ist es mit den meisten Dingen im Leben«, sagte Matt, ohne wirkliche Lust auf philosophische Betrachtungen in sich zu verspüren. »Es kommt immer darauf an, wer sich ihrer bedient.«
    »Gleichgültig, wer dahinter steckt«, knurrte Rulfan, »Chira ist in seiner oder ihrer Gewalt. Wenn ihr etwas zugestoßen ist, breche ich dieser Hexe jede Gräte im Leib!«
    Zu dritt stapften sie weiter auf die Grenze des Wirbels und auf einen der nadelartigen Türme zu. Die Horseys hatten sie in sicherer Entfernung an einen abgestorbenen Baum gebunden.
    Als Matt das Gebilde näher untersuchte, stellte er fest, dass es gar nicht aus Stein bestand, sondern ganz offenbar aus einer Stahllegierung, der nur der äußere Anschein von Stein gegeben worden war. Wahrscheinlich, um sich harmonischer in die Umgebung einzupassen. Gemeinsam suchten sie nach einem eingelassenen Mechanismus, der in Verbindung mit dem Wirbel stehen mochte. Dass man das Wetterphänomen »abschalten« konnte, wussten sie ja bereits. Und mit Sicherheit war auch Chira nicht mitten durch dieses Inferno gelaufen.
    Sie waren noch nicht ansatzweise fündig geworden, als Rulfan eine beunruhigende Veränderung ihrer Umgebung bemerkte. Das Wiehern der Horseys veranlasste ihn, den Kopf zu drehen. Sein Ausruf wiederum unterbrach auch die Suche seiner Mitstreiter. Sie drehten sich um…
    ... und sahen sich von einem Rudel Wölfe im Halbkreis umzingelt.
    Die Augen der grauen Jäger glommen in düsterem Rot. Ihre Absicht war unmissverständlich. In geduckter Haltung pirschten sie sich durch den Schnee näher und näher.
    Matt griff nach seinem Driller. Doch bevor er die Waffe anlegen konnte, dröhnte plötzlich eine Stimme. Sie kam aus dem Turm, an dem sie sich zu schaffen gemacht hatten!
    »TRETET EIN!«
    Wie Donner schlug ihnen die Aufforderung entgegen.
    Ein Blick über die Schulter verriet, was damit gemeint war. In das Chaos des Wirbels kam an einer bestimmten Stelle nahe dem Turm so etwas wie Ordnung .
    »Seht ihr das auch?«, keuchte Aruula.
    Matt zögerte, eine Antwort zu geben, denn was er sah, hielt er für physikalisch unmöglich: Inmitten des Wirbels bildete sich ein schlauchförmiger Korridor, in dem völlige Windstille zu herrschen schien! Der Blizzard wurde von unbekannten Kräften um den Tunnel herum gelenkt.
    Noch einmal wiederholte die unverkennbar männliche Stimme: »TRETET EIN!«
    Es war Rulfan, der als Erster seine Bedenken über Bord warf und sich der Ungewissheit des Korridors überantwortete. Matt hatte nicht vor, ihn allein ziehen zu lassen. Ein kurzer Blick zu Aruula genügte, und sie eilten ihm hinterher.
    Das Wolfsrudel folgte ihnen nicht, blieb am Eingang des künstlich geschaffenen Tunnels zurück. Dennoch - oder vielleicht gerade deshalb - begannen die Freunde bald zu fürchten, dass sie die falsche Entscheidung getroffen hatten. Wer garantierte ihnen, dass sich der Wirbel nicht von einer Sekunde zur anderen wieder schloss und sie verschlang?
    Es gab Einladungen, die man nicht ablehnen - und solche, die man niemals annehmen durfte…
     
    Der Tunnel endete vor einem Aufbau, den Matt als Zugang zu einer unterirdischen Station oder einem Bunker identifizierte.
    »Wir befinden uns im Zentrum des Wirbels«, flüsterte Aruula. »Mitten in seinem Herzen. Und da drinnen…«, sie zeigte auf die offene Tür des Bunkers, »… warten die Antworten auf unsere Fragen. Und hoffentlich auch Chira.«
    »Geht weiter. Ihr seid kurz vor eurem Ziel« , sagte eine blecherne Stimme. »Die Treppe hinunter.«
    Diesmal dröhnte sie nicht. Vielleicht, weil sie kein Sturmgebrüll mehr zu übertönen hatte. Die Abschirmung, die Matt und seine Freunde vor den Kräften des Wirbels schützte, dämpfte auch den Lärm auf willkommene Weise.
    Matt zögerte nicht, in den Aufbau einzutauchen. Dahinter wartete die

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