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255 - Winterhexe

255 - Winterhexe

Titel: 255 - Winterhexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland
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angekündigte und ohnehin erwartete Treppe. Sie war ausreichend erhellt. Entlang der Stufen verliefen Lichtbänder.
    Matt hörte Aruula und Rulfan folgen. Und wenig später erreichten sie in geschätzten acht bis zehn Metern Tiefe eine Tür, die erst aufglitt, als sie davor standen.
    Dahinter stand eine aufreizend gekleidete Frau, die sie mit den Worten begrüßte: »So sieht eine gefürchtete Hexe aus - ich hoffe, ihr ertragt es.«
    10.
    Streiflichter
    Wetterstation, November 2517
    Ein halbes Jahr war verstrichen, das Balcron in Gwaysis Schatten zugebracht hatte - ein Schatten, den er für Sonne hielt, solange sie bei ihm war. Machte sie einen ihrer Ausflüge ins Dorf oder die Umgebung, zogen jedoch stets Wolken im Gemüt des Technos auf. Seine Laune wurde düster, weil ihn ungute Gedanken bedrängten.
    Wenn Gwaysi da war, vergötterte sie ihn. Er nahm all ihre Anregungen dankbar auf wie ein trockener Schwamm jedes Tröpfchen Wasser, dessen er habhaft werden konnte. Doch sobald sie ging…
    Er spürte, dass sie etwas im Schilde führte. Dennoch hatte er getan, was in seinen Kräften stand, um das von Rothschild und Gwaysi heran geschleppte Artefakt in die alte Wetteranlage zu integrieren. Wenn alles nach Plan lief, würde der erhoffte Leistungszuwachs gigantisch sein.
    Er rief Gwaysi zu sich, als er mit der Konfiguration fertig war. Balcron hatte das Gefühl, dass sie ihm in dieser Phase noch mehr über die Schulter schaute als sonst.
    Dazu hatte sie sich einige Marotten angewöhnt. Eines Tages war sie mit einem Wolfsrudel bei der Station aufgetaucht. Die Lupas hatten ihr gehorcht wie Schoßhunde. Stolz hatte Gwaysi sie Balcron vorgeführt. Doch das war erst der Anfang gewesen. Schon wenige Tage später hatte sie sich zum ersten Mal mit ihnen auf die Jagd begeben - nackt und völlig enthemmt, wie Balcron selbst in dem gefilterten Zustand, in dem er alles wahrnahm, registriert hatte.
    Wann immer sie fortan mit ihren Wölfen des Nachts jagen ging, kam sie ihm selbst vor wie ein Tier - ein wunderschönes zwar, aber beinahe noch animalischer als die Lupas.
    Das hätte ihn erschrecken müssen. Und tat es auch. Doch der Schrecken verwischte, sobald sie wieder bei ihm war und sich ihre Schminke aus Zivilisiertheit auflegte.
    Er fand stets Entschuldigungen für ihr Verhalten, um das Zusammenleben mit ihr ertragen zu können. Denn der innere Zwiespalt wuchs und wuchs…
    ... und drohte an dem Tag, da er die Anlage fertig stellte, zu explodieren. Denn an diesem Tag ließ Gwaysi die Maske fallen, mit der sie ihn immer wieder beruhigt und besänftigt und in seiner Arbeit bestärkt hatte.
    »Du bist dir ganz sicher, was ihre Reichweite betrifft?«, fragte sie mit einem Lächeln, das ihn hätte warnen müssen, hätte er noch einen freien Willen besessen.
    »Absolut.«
    »Und auch über die erzielbare Wirkung?«
    »Ein Testlauf wird Gewissheit bringen.«
    »Gewiss…« Sie grinste noch teuflischer. »Dann starte ihn jetzt , deinen Testlauf.« Sie selbst gab ihm die Koordinaten, die der Hass für diesen Tag in ihr aufbewahrt hatte.
    Balcrons Protest, als ihm klar wurde, was sie von ihm verlangte, erstickte sie mit einem Augenzwinkern und dachte nur: Schade, dass ich nicht sehen kann, wie es über sie kommt. Aber ich kann es mir vorstellen… in jedem blutigen Detail…
    ***
    Angus Corr war einer der Ersten, der das Inferno nahen sah.
    Es war helllichter Tag, und er stand auf einem der Balkone seiner Festung, die sich im Zentrum von Ayr erhob. Er liebte es, von hier aus auf seine Untertanen hinabzuschauen und ihnen bei ihrem unwürdigen Schuften, mit dem sie ihren und seinen Lebensunterhalt bestritten, zuzusehen.
    Von hier oben, aus dieser erhabenen Position, hatte er sich auch schon manche Geliebte ausgespäht, die arglos dort unten in den Gassen herumgelaufen war. Ausgeschickte Boten hatten dann seine »Einladung« überbracht, und selbst die Unschuldigsten hatten bei dem Begehren, dem sie sich nicht widersetzen konnten, ihre Unschuld verloren.
    Das Leben hatte er keiner genommen, so weit ging er bei Frauen nicht. Aber er hatte von einigen gehört, die das selbst in die Hand genommen hatten, nachdem er sie wieder nach Hause ließ…
    Reue und Skrupel darüber waren ihm fremd.
    Fremd war ihm auch das, was er vom Balkon aus sah, fern am Horizont, das sich aber offenbar Ayr näherte und dabei immer größer und Furcht erregender wurde, schon bald erste Böen als Vorboten schickte und dann…
    Früh hatte Angus Corr seinen

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