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256 - Der König von Schottland

256 - Der König von Schottland

Titel: 256 - Der König von Schottland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Zorn und Christian Schwarz
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Kabel kamen aus den Helmoberflächen. Sie besaßen Steckkontakte.
    Der Glatzkopf, den Luther »Doc« nannte, legte die Helme behutsam auf den Tisch, stellte einen schwarzen, etwa buchgroßen Metallkasten mit Schaltern und verschiedenen kleinen Displays dazwischen, schaltete ihn ein und begann dann das Kabelgewirr zu ordnen, während auf den Displays in rascher Folge rot leuchtende Zahlen- und Buchstabenreihen durchliefen. Anscheinend musste sich das Gerät, um was immer es sich dabei auch handeln mochte, erst kalibrieren. Dabei erzeugte es seinen eigenen Strom. Wahrscheinlich wurde es aus einem Trilithium-Kristall gespeist.
    Luther zog einen Stuhl heran und setzte sich rittlings darauf, direkt Jed Stuart gegenüber. Er legte die Arme auf die Rückenlehne und musterte ihn aus seinen hellblauen, fast wässrig wirkenden Augen.
    »Weißte, König«, sagte er, »der Doc kennt sich echt gut mit all dem Kram vonnen Alten aus. Er kann das Zeug sogar bedienen und so.«
    »Sie sind also ein, hm, Retrologe, nicht wahr?«, fragte Jed Stuart den Doc.
    Der nickte nur und ließ sich nicht bei seiner Arbeit stören. So wandte Stuart seine ganze Aufmerksamkeit wieder Luther zu.
    »Das da aufm Tisch, das ist eine Maschiin, mit der man die Gedanken von anderen so einstellen kann, dass sie tun, was man will. Das heißt doch einstellen, Doc, oder?«
    Wieder beschränkte sich die Reaktion des Retrologen auf ein Nicken. Jed Stuart erschrak derweil gehörig. Ein Gedankenmanipulator?
    »Wo hast du das Gerät her?«, fragte er den Anführer.
    Luther kicherte höhnisch. »Wir ham es vor Jahren einem fahrenden Händler abgenommen, der's gerade in 'nem See versenken wollte. [6] Um rauszukriegen, wie die Maschiin tickt, hab ich den Doc in meine Armee aufgenommen.«
    »Und er war, hm, erfolgreich.«
    »War er, ja. Aber 's hat endlos gedauert. Und viele Versuche gebraucht. Jetzt weiß ich aber genau, was die Maschiin kann.«
    »Habt ihr den Gedan… nun, äh, die Maschiin schon ausprobiert?« Jed Stuarts wissenschaftliche Neugierde hatte momentan seine Angst verdrängt.
    »Ja. Vor allem an Kranken, die wo Schmerzen haben. Der Doc hat sie und sich selber an die Maschiin angeschlossen und ihnen gesagt, dass sie keine Schmerzen mehr ham, und sie ham gedacht, dass sie tatsächlich keine mehr ham. Ist ein absolutes Wunderding, diese Gedanken-Maschiin.«
    »An Kranken, hm, ach so. Und warum willst du, nun, mich an die Maschiin, ähm, anschließen?«
    Wieder grinste Luther. »Bist gar kein so'n schlechter König, wie ich vorhin gesagt hab. Hast schon einige Highland-Clans geeint. So wie ich 'n paar Lowland-Stämme. Weißt du, ich will das werden, was du auch sein willst, König von Scootland nämlich. Aber 's kann nur einen geben. Deswegen wird mir jetzt der Doc helfen, dass ich dir mit der Maschiin meine Gedanken aufzwingen kann. Du wirst mir dann bedingungslos gehorchen. Und wennde alle Highland-Clans hinter dir hast, dann biste nicht wirklich der König, sondern tust, was ich dir sage. Dann muss ich nicht Krieg gegen die Highlander anfangen, sondern kann hintenrum die Macht übernehmen. Und am Ende krönst du mich zum König.«
    »Das kann niemals, hm, funktionieren.« Jed Stuart wand sich unbehaglich in seinen Fesseln. Die Angst war wieder da.
    »Es wird funktionieren, verlass dich drauf, König.«
    »Fertig«, sagte der Retrologe plötzlich.
    Jed Stuart riskierte einen Blick. Tatsächlich zeigten die Displays grüne Zahlen.
    Der Doc setzte zuerst Stuart den Helm auf den Kopf. Der Linguist wand sich noch unbehaglicher. Weniger, weil der Helm drückte, als vielmehr, weil er ein feines Kribbeln an der Kopfhaut zu spüren glaubte.
    Zufrieden betrachtete der Retrologe sein Werk. »Und jetzt du, Luther. Setz dich, ich stülpe dir den Helm über.«
    Gleich darauf saß auch Luther mit einem Helm auf dem Kopf da. Sowohl seine als auch Jed Stuarts Drähte verschwanden in dem schwarzen Kasten.
    »Ich dreh jetzt den Saft hoch, Luther. Wenn ich die Hand hebe, dann denkst du ganz intensiv daran, was du von ihm willst. So wie ich es mit den Kranken gemacht hab. Verstanden?«
    Der Retrologe drehte an einem runden Knopf. Die Zahlenkolonne auf dem Display begann sich zu verändern, gleichzeitig ertönte ein feines Summen. Jed Stuarts Magen zog sich schmerzhaft zusammen, während er glaubte, das Kribbeln an seinem Kopf vertausendfache sich. Er drehte den Kopf, versuchte den Helm los zu werden. Vergeblich.
    Die Hand des Docs ging hoch. »Jetzt!«
    Mit Grauen spürte Jed

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