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256 - Der König von Schottland

256 - Der König von Schottland

Titel: 256 - Der König von Schottland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Zorn und Christian Schwarz
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befragte Stuart über den Barbarenführer. So erfuhren er und seine Gefährten unter anderem, dass die Fehde zwischen Jed und Luther, der ihm die Herrschaft streitig machen wollte und dafür über Leichen ging, schon länger andauerte.
    Nun wurde Matt auch klar, warum Luther und seine Mannen die Wetteranlage angegriffen hatten: Zweifellos wollte sie mit deren Hilfe vernichtende Unwetter über Jeds Ländereien entstehen lassen. Dass es dazu nicht gekommen war, festigte seinen Verdacht, dass weder die »Winterhexe« Gwaysi, noch der Techno Balcron überlebt hatten.
    In den nächsten Stunden durchquerten sie noch drei weitere Dörfer. In allen bot sich ein ähnliches Schauspiel wie beim ersten, und die Gefährten warfen sich viel sagende Blicke zu. Schließlich ließ Jed Stuart eine Schleife in westlicher Richtung reiten, um die Heimkehr anzutreten. »Das Wetter schlägt um.« Besorgt deutete er auf die dichten hellgrauen Wolkentürme über ihnen. Tatsächlich setzte heftiges Schneegestöber ein und ein eisiger Wind wehte von Norden.
    Als sie einen schmalen Pfad ins Dickicht des Waldes einschlugen, ließen sich Matt und Rulfan mit ihren Horseys an das Ende der kleinen Reisegesellschaft zurückfallen. »Was hältst du von Jeds Erklärung für das merkwürdige Verhalten der Dorfbewohner?«, wollte Matt von seinem Freund wissen.
    »Nicht viel. Selbst wenn es so ist, dass dieser Luther hier ab und zu Raubrittertum betreibt, warum richtet Stuart nicht ein paar ermutigende Worte an sein Volk? Nicht einmal ein Lächeln oder Nicken hatte er übrig. Wenn du mich fragst, hatten die Leute Angst vor ihm und nicht vor Luther.«
    Rulfan lenkte sein Pferd um einen herunter gebrochenen Ast. Wieder dicht neben seinem Freund, fuhr er mit grimmiger Miene fort: »Allerdings kann ich mir die Angst der Leute vor Stuart genauso wenig erklären wie die bedrückte Stimmung, die in seiner Burg herrscht. Ich denke, es wird Zeit, mit Jed ein paar deutliche Worte zu wechseln.«
    Matt sah das ähnlich. Nur glaubte er nicht, dass der Linguist mit der Sprache rausrücken würde, wenn sie ihn mit Fragen bedrängten. »Er braucht noch Zeit.«
    Doch bevor die Freunde das näher erörtern konnten, wurden sie von Pat Pancis' alarmierter Stimme unterbrochen: »Hey, Rulfan. Wenn dir das Leben deiner Lupa lieb ist, ruf sie zurück!«
    Die Blutsbrüder reckten die Hälse und sahen Jeds Vertrauten wild gestikulierend zur Waldflanke deuten. Offensichtlich hatte sich Chira in die Büsche geschlagen. Während der Albino einen lang gezogenen Pfiff ausstieß, ritten sie gemeinsam zur Spitze der Gruppe.
    »Was ist denn los«, wollte Matt wissen.
    »Sie ist auf den Weg ins Darkmoor. Sich in diesem Sumpfgebiet zu verirren, kommt einen Todesurteil gleich!«, rief Pancis aufgeregt.
    »Chira ist ein wildes Tier. Sie wird sich nicht verirren«, entgegnete Aruula trocken.
    Jed Stuart neben ihr schüttelte finster den Kopf. »Wenn sie, äh, Luthers Horde in die Hände fällt, ist sie, hm, ebenso verloren.«
    Rulfan reckte das Kinn in Richtung Wald und stieß einen weiteren Pfiff aus.
    Als sich nach dem vierten Signal immer noch nichts tat, wurde nun auch der Albino nervös. Normalerweise folgte Chira seinem Zeichen zur Rückkehr oder gab wenigstens Laut. Mit besorgter Miene wollte er sich nun selbst auf die Suche nach ihr machen.
    Jed und Pat wollten ihn zurückhalten: »Das wäre Selbstmord!« Aruula bot an, Rulfan zu begleiten: »Wir folgen einfach ihren Spuren, dann sehen wir, wo der Boden sicher ist.« Und Matt, der weiterhin den Waldrand beobachtet hatte, hob den Arm: »Da, seht!«
    Dürre Zweige bewegten sich, es raschelte im Unterholz. Und dann schob sich aufreizend langsam der mächtige Leib der Lupa aus dem Gestrüpp. Bis zum Bauchansatz klebte moosgrüner Schlamm an ihren Läufen. Ihr dichtes Fell war gespickt mit braunen Tannennadeln und modrige Farnfäden hingen von ihrem breiten Schädel.
    Zögernd trottete sie zu Rulfans Horsey. Mit gesenktem Kopf warf sie ihrem verwunderten Herrn einen Blick zu, als könne sie kein Wässerchen trüben.
    ***
    Nimuee blickte unruhig über die Zinnen des Burgturmes. Nur noch schemenhaft waren Lichtung und Waldrand durch das Schneegestöber zu erkennen. Es war schon Nachmittag und nichts deutete auf die Rückkehr von Jed und seinen Gästen hin.
    »Kannst du sie schon sehen?«, hörte sie den Heiler neben sich fragen.
    »Nein«, antwortete sie knapp.
    Der dicke Cris Crump raffte den Kragen seines Fellumhangs fester um seinen

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