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256 - Der König von Schottland

256 - Der König von Schottland

Titel: 256 - Der König von Schottland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Zorn und Christian Schwarz
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ein. Ja, es war tatsächlich eine Urne! Mit einer seltsamen Besonderheit: Aus der Mitte des bauchigen Behältnisses ragte so etwas wie eine Projektorlinse!
    Matt fragte nicht; Nimuee würde ihm sicherlich erklären, was dieser Aufbau zu bedeuten hatte.
    Wortlos trat Pat Pancis an die Urne heran und drückte auf einen Knopf an der Rückseite. Matt sah keinen Lichtstrahl durch die Linse fallen, trotzdem leuchtete der Gazestoff hinter ihm auf. Er wandte sich um - und erschrak bis ins Mark.
    »Majela! Majela Ncombe!«, flüsterte Matt und spürte, wie es ihm eiskalt über den Rücken lief.
    Natürlich war es nicht wirklich die tote Majela, sondern nur eine lebensechte, dreidimensionale Projektion, die in den Lagen des hauchfeinen Stoffes scheinbar zum Leben erwachte. Matt blickte auf eine hübsche junge, farbige Frau in Weltrat-Uniform, die verloren lächelte.
    Matt wandte sich an Pancis. »Was ist das für ein Projektor, Lieutenant?«
    »Erkennen Sie ihn nicht?«
    »Würde ich sonst fragen?«
    »Entschuldigung, Commander. Das ist die optische Abstrahlvorrichtung des Schleusenbutlers der KING OF SCOTLAND.«
    »Hieß so der EWAT?«
    Pancis nickte. »Genau so ist es.«
    Matt starrte auf die unheimlich echt wirkende Projektion Majelas. »Wenn ich mich recht erinnere, konnten nur die Schleusenbutler innerhalb des Weltrat-Bunkers auf diese Weise Gestalt annehmen.«
    Patric Pancis schüttelte den Kopf, dann nickte er. »Nein… nicht ganz. Die Butler wurden als Einheit gefertigt, zu denen auch immer eine Projektionseinrichtung gehörte. Wegen des begrenzten Platzes wurde die visuelle Darstellung in EWATs jedoch so gut wie nie genutzt.«
    »Verstehe. Und was soll das Ganze?«
    Nimuee übernahm es zu antworten. »Majela ist Emryys'… Jeds persönlicher Dämon. Seit ihrem gewaltsamen Tod sucht sie ihn immer wieder in seinen Träumen heim. Um sich selbst zu heilen, hat er den Schleusenbutler auf ihr Aussehen und ihre Persönlichkeit programmiert. Wenn ihn die Erinnerungen quälen, kommt er hier herunter und…«, sie rang nach Worten, »… und redet mit ihr. Mit ihrem Abbild.«
    Matt konnte es kaum glauben. Für ihn sah das weniger nach einer Therapie aus - eher geißelte sich Jed selbst, indem er ein Götzenbild seiner verstorbenen Freundin erschaffen hatte, das ihn immer wieder an den tragischen Vorfall erinnerte. Kein Wunder, dass Nimuee nicht wollte, dass das publik wurde. Aber darüber zu richten stand ihm nicht zu.
    »Und wie hilft uns das jetzt weiter?«, fragte er mit schwerer Zunge.
    Nimuee erklärte es ihm.
    Erregung stieg in Matt hoch, als sie ihm die Bedeutung der Urne erklärte, die mit Majela nichts zu tun hatte, sondern mit einem anderen Toten. »Unglaublich. Keine Ahnung, ob das tatsächlich klappt, aber einen Versuch ist es auf jeden Fall wert.«
    ***
    Matt Drax und Lieutenant Pancis entwickelten eine fieberhafte Eile. Sie bauten den Projektor aus und schafften ihn in den nächtlichen Burghof. Auf Aruulas und Rulfans fragende Blicke raunte Matt ihnen ein »Später!« zu. Natürlich würde es sich nicht vermeiden lassen, Jeds genialen Trick zu enthüllen - zumindest den Menschen diesseits der Burgmauern.
    Es war eisig kalt, doch Matt spürte es kaum. Er ließ seinen Blick über die mächtigen Mauern rund um das Zugbrückentor schweifen. »Wo könnten wir ihn einbauen?«, fragte er an Pancis gewandt.
    »Ich würde eine der Schießscharten neben dem Tor vorschlagen«, entgegnete der. »Sie sind groß genug, und wir können den Projektor von der anderen Seite aus bedienen.«
    Matt nickte. »Das sollte passen.«
    Eine halbe Stunde später hatten sie das Gerät installiert und ein Stromkabel bis zum Reaktor des havarierten EWAT gelegt. Es wurde auch höchste Zeit; Matt konnte seine klammen Finger kaum noch spüren.
    Aber bevor sie in die warme Stube kamen, musste er noch die Sprechverbindung zum Schleusenbutler testen. Pat Pancis reichte ihm Jeds Walkie-talkie. »Ich habe die Frequenz angeglichen. Probieren Sie es aus; der Sprachmodulator sollte Ihre Stimme umwandeln.«
    Matt beschränkte sich auf ein schlichtes »Eins, zwei, drei«, um die Celtics, die auf dem Wehrgang patrouillierten und in die Winternacht starrten, nicht zu Tode zu erschrecken.
    Es funktionierte. Ob die modifizierte Stimme dem Original entsprach, konnte Matt jedoch nicht ermessen; hier musste er sich auf Jeds und Nimuees Erinnerungen verlassen. Dasselbe galt für die visuelle Darstellung, die der Schleusenbutler projizieren würde.
    Aruula tauchte

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