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257 - Die Spur der Schatten

257 - Die Spur der Schatten

Titel: 257 - Die Spur der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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hält! Mit seinen Hexenkräften hat er meine Blitzschleuder verschlossen, als es darauf ankam, und mich zu Fall gebracht!«
    Pieps und Pups rissen die Augen auf und schnitten ängstliche Gesichter.
    »Aber was für euch Schwachköpfe noch viel entscheidender ist: Hätte ich ihn getötet, wäre die schöne Göttin frei gewesen, und was hätte sie als erstes getan? Sie hätte euch dafür bestraft, dass ihr einen Humanisten wie Buck getötet habt! Ich habe euch gerettet, kapiert ihr das?«
    »Weg hier«, entfuhr es dem verängstigten Pieps. »Ganz weit weg von Hexer!« Pups gab durch hastiges Nicken zu verstehen, dass er seinem Gefährten zustimmte.
    »Falsch!«, blaffte Fletscher. »Grundfalsch!« Er beugte sich vor und bohrte erst Pieps und dann Pups den Zeigefinger in die Brust. » Ihr müsst die Göttin befreien, dann wird sie euch verzeihen und euch gestatten, zu eurem Stamm zurückzukehren!« Er stand auf. »Los! Brechen wir auf!«
    Die beiden Waldwilden zögerten. »Angst«, sagte Pups.
    »Angst«, bestätigte Pieps.
    »Schluss mit dem Gequatsche!«, fuhr der große Kahlkopf sie an. »Noch seid ihr meine Knechte! Noch habt ihr zu tun, was ich sage!« Sie zogen die Schultern hoch und beeilten sich aufzustehen. Innerlich atmete Fletscher auf, denn er sah, dass er gewonnen hatte. »Ihr müsst keine Angst haben.« Er schlug einen versöhnlicheren Ton an. »Ich werde euch helfen. Es ist im Grunde ganz einfach: Mit der Blitzschleuder kann ich den Hexer nicht töten. Das geht nur, indem man ihm den Schädel einschlägt.« Mit dem LP-Gewehr deutete er zu Paps' Grab. »So wie er eurem Bruder den Schädel eingeschlagen hat, dieser Dämonenhund! Aber das kriegen wir schon hin.«
    Ganz überzeugt zeigten sich die beiden Waldwilden noch nicht, doch sie nickten und widersprachen wenigstens nicht länger. Sie packten ihre Sachen zusammen, und Fletscher schulterte Gewehr und Tornister. Anschließend verließen sie ihr Versteck.
    Seit drei Tagen regnete es nicht mehr. Sie schlichen zur Kirchenruine, die Feuerstelle darin war kalt. Pieroo, Jenny und das Kind waren schon lange aufgebrochen. Mit nichts anderem hatte Fletscher gerechnet - es ging ihm nur darum, ihre Spuren zu finden. Ihnen folgten sie bald quer durch die Ruinenstadt bis zum Ufer des Severn und über die baufällige Brücke hinweg.
    London war vergessen. Robin Fletscher wollte Pieroo töten. Und vor allem wollte er die blonde Frau; er wollte sie um jeden Preis der Welt. Wenn er an sie dachte, kam sie ihm tatsächlich vor wie ein Wesen aus einer anderen Welt, wie eine Göttin. Was sollten ihm London und jede Community dieser Insel, was sollte ihm jeder noch so schöne Krieg, wenn er sie nicht besitzen konnte?
    »Schneller, schneller!« Er trieb seine beiden Knechte in den Wald hinein. »Beeilt euch ein bisschen! Wir müssen mindestens zwei Tage Vorsprung aufholen!« Längst hatten sich die Waldwilden wieder in ihre unterwürfige Haltung begeben. Vergessen war ihr lächerlicher Anflug von Rebellion.
    Fletscher grübelte über eine Falle nach, die er dem haarigen Barbaren und der Frau stellen wollte. Pieroo aus dem Hinterhalt auszuschalten dürfte nach seiner Einschätzung kein Problem sein. Er spekulierte darauf, dass der haarige Bursche mindestens einen seiner wilden Knechte mit in den Tod riss. Mit dem angeschlagenen zweiten Waldwilden würde er im Kampf Mann gegen Mann schon fertig werden. Er hoffte, dass dieser Zweite Pieps sein würde. Denn der andere, der jüngere Pups, war weitaus gefährlicher.
    Doch noch war es nicht so weit. Ein Weilchen musste er das gewagte Spiel noch spielen. Als Fährtenhunde und Kampfmaschinen sollten ihm seine Barbarenknechte noch einmal nützlich sein. Wenn dann aber alles vorbei sein würde und Pieroo endlich tot war, brauchte er sie nicht mehr.
    ***
    9. Dezember 2525
    Schnell kamen sie nicht voran, denn der Südwind hielt sich hartnäckig. Dafür wurde es ungewöhnlich mild für die Jahreszeit. Tagsüber mussten Matt und Aruula sich nicht einmal in Felle wickeln, so warm wurde es. Nicht ganz drei Tage brauchten sie für die Fahrt von der schottischen Küste bis an die Ostküste Irlands. Am Abend des zweiten Tages begann die Temperatur wieder zu sinken. Am dritten wurde es richtig kalt.
    Sie vertrieben sich die Zeit mit Würfelspielen und indem sie Geschichten erfanden und einander erzählten. Morgens und abends fischten sie. Bei der Ausrüstung, die Jed Stuart ihnen mitgegeben hatte, befanden sich Brennmaterial und eine Herdplatte mit

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