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257 - Die Spur der Schatten

257 - Die Spur der Schatten

Titel: 257 - Die Spur der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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Was für ein Glück, Matt Drax ein zweites Mal über den Weg gelaufen zu sein!
    Und jetzt willst du sicher wissen, wie es zu deiner Entstehung kam, nicht wahr? Ich muss dich enttäuschen, mein Kind - das bleibt mein Geheimnis. Nur so viel: Es war himmlisch, beide waren wir verzaubert, buchstäblich verzaubert! Man könnte auch sagen: Eine höhere Macht hat gewollt, dass du gezeugt wirst.
    Ja, heute schätze ich Pieroo und wahrscheinlich liebe ich ihn sogar. Doch auch dein Vater hat mir damals gefallen, mein Kind, schon als ich ihm 2006 auf der Airbase begegnete, und Jahrhunderte später sowieso, als er in Berlin plötzlich vor mir stand. Trotz allem, was geschehen ist, bist du doch ein Kind der Liebe…
    Warum wir nicht zusammen geblieben sind? Das ist eine andere Geschichte. Aruula gehörte schon damals zu deinem Vater. Ich hoffe sehr, dass sie noch am Leben sind! Und ich hoffe, wir werden ihn und sie bald wieder sehen.
    Du bist Aruula ja schon begegnet. Sie stammt aus einer ganz anderen Welt als dein Vater und ich. Und dennoch - oder vielleicht gerade deswegen - wirst du viel von ihr lernen können.
    Inzwischen habe ich uns dem starken und treuen Pieroo anvertraut, und das ist gut so: Nur mit ihm an unserer Seite haben wir beide eine Zukunft.
    Ob wir inzwischen Mann und Frau sind, Pieroo und ich? Nun, was soll ich sagen: Seit dem Vorfall in der Kirche, seit er mich vor Fletschers Zudringlichkeit gerettet hat, schlafen wir unter denselben Fellen. Und ob du es eines Tages - wenn du das hier einst lesen wirst - glaubst oder nicht: Pieroo ist ein wunderbarer Liebhaber.
    ***
    Anfang November 2521
    Vier Tage später fanden Robin Fletscher und seine beiden Begleiter einen Lagerplatz, der erst vor höchstens zehn Stunden verlassen worden war, und noch einmal drei Tage später, an einem nebligen Morgen, stießen sie auf eine Feuerstelle, an der drei Menschen höchstens eine Stunde zuvor wilde Maiskolben und ein paar Pilze gegart hatten. Eine Herde von sieben Wisaaun durchwühlte den Lageplatz nach Essensresten.
    Sie hatten das ungleiche Paar und das kleine Mädchen so gut wie eingeholt!
    Die beiden Waldwilden hatten Hunger und forderten Fletscher auf, einen der Frischlinge mit seinem LP-Gewehr zu töten. Doch der hoch gewachsene Kahlkopf sprang so ungestüm aus dem Gestrüpp, dass die Tiere sofort flohen.
    »Hätt'st einfach Blitze schleudern müss'n«, sagte Pups vorwurfsvoll.
    »Bist du bescheuert? Ich hätte den Wald in Brand gesetzt und so dem verdammten Hexer verraten, dass wir hinter ihm her sind!« Die Antwort schien den jungen Waldwilden zu befriedigen. Vorläufig. Fletscher wusste, dass ihm nicht mehr viel Zeit blieb. Natürlich hatte er die Wisaaun mit Absicht vertrieben.
    Vier Stunden lang folgten sie der kleinen Familie. Wieder und wieder querten Spuren von Wisaaun deren Fährte. Pieroo und Jenny benutzten einen Wildpfad, den seine Knechte offensichtlich kannten. Fletscher begann darüber nachzudenken, wie er die Schweine gegen Pieroo einsetzen könnte.
    Gegen Mittag duckten sich seine barbarischen Knechte plötzlich, und Pieps hob warnend die Rechte. Von fern hörten sie das Quieken junger Wisaaun. Zwischen den Büschen gingen sie in die Hocke und pirschten sich gegen die Windrichtung an. Am Rande einer kleinen Lichtung spähten sie durchs Geäst eines noch dicht belaubten Eichbusches - mehr als ein Dutzend Wisaaun wälzten sich mitten auf der Lichtung in einer Schlammkuhle.
    Pups berührte Fletscher am Arm und deutete zum rechten Rand der Lichtung. »Schwarzpelzmann«, flüsterte er. Fletscher äugte in die Richtung, in die der andere deutete: In der Krone eines wilden und nur noch mit wenigen gelben Blättern belaubten Walnussbaums hockte Jennys haariger Barbarenfreund. Mit einem Pfeil zielte er auf die Wisaaunherde. Wie es aussah, hatte er sich in den letzten Tagen einen Jagdbogen gebaut.
    »Kampf?« Fragend sahen die Waldwilden ihren kahlköpfigen Herrn an. Fletscher sah die Angst in ihren Augen flackern. Obwohl sie zu dritt waren und der andere allein, fürchtete der Major eine offene Konfrontation mit Pieroo. Die unerfreuliche Begegnung in der Kirchenruine hatte ihn restlos von der Gefährlichkeit des haarigen Burschen überzeugt.
    »Bedenkt: Er ist ein Hexer.« Er schüttelte den Kopf. »Wir müssen ihn in einen Hinterhalt locken.«
    Im selben Moment fuhr ein Pfeil in die Wisaauherde und traf einen schon etwas älteren Frischling in die hintere Flanke. Ein Quieken, Grunzen und Schnauben ging über die

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