Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
257 - Die Spur der Schatten

257 - Die Spur der Schatten

Titel: 257 - Die Spur der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
Vom Netzwerk:
bis Grube«, sagte Pieps.
    »Dann legt das Vieh dort an den Rand der Grube und bindet es im Gestrüpp fest! Aber so, dass das Seil nicht zu sehen ist. Und dann deckt die Grube ab! Danach sucht große Steine, mit denen ihr dem haarigen Mistkerl den Schädel zertrümmern könnt.«
    Die beiden Waldwilden taten, was Fletscher befahl, und sie taten es schnell und gründlich. Seitdem sie begriffen hatten, was der große Kahlkopf vorhatte, waren Jagdeifer und Rachedurst neu in ihnen erwacht. Sie konnten es kaum erwarten, dem vermeintlichen Hexer den Schädel zu zerschmettern.
    Der Techno aus der Community Leeds legte den Kopf in den Nacken und blickte in die Baumkronen. In den Lücken des schon reichlich kahlen Geästs sah man ein paar dunkle Wolken am Abendhimmel. Es dämmerte bereits. Würde es etwa schon schneien in dieser Nacht?
    »Macht nichts, meine schöne Göttin«, murmelte der Kahlkopf. »Du darfst dich dann in den Armen und an der Brust von Robin Fletscher wärmen in dieser eiskalten Nacht…« Sein Herz klopfte, als er an die Frau dachte, die sich Jenny Jensen genannt hatte. In seinen Lenden schien das Blut zu sieden.
    Eine halbe Stunde später betrachtete er die getarnte Grube. Seine barbarischen Knechte hatten loses Geäst darüber gelegt und über die Lücken im Geäst Laub und braune Farnwedel geworfen. Kniehohe Blaubeersträucher tarnten den vorderen Rand der Fallgrube. Zwei Schritte jenseits ihres hinteren Randes lag haarig und schwarz-gelb gestreift das sterbende Schwein im Unterholz. Blaubeergestrüpp verbarg seinen Schädel und das Seil an seinem Hals.
    »Sehr gut.« Fletscher nickte anerkennend. »Wenn der Scheißkerl tot ist, könnt ihr uns sofort das Vieh schlachten und braten.« Die Waldwilden rieben sich die hungrigen Bäuche und versteckten sich im Unterholz.
    Fletscher feixte böse. Keineswegs hatte er vor, seine nächste Mahlzeit noch in ihrer Gesellschaft einzunehmen.
    An der Grube und dem sterbenden Wildschwein vorbei stapfte er durch das Unterholz. Hinter einem Vogelbeerbaum mit noch erstaunlich vielen roten und gelben Blättern hockte er sich ins Unterholz und lehnte gegen einen Baumstumpf. Sein Kampfanzug würde kaum auffallen hinter dieser Deckung.
    Von fern hörte er Geräusche, die nach sich nähernden Schritten klangen. Die junge Wisaau und der hintere Grubenrand waren knapp fünfzehn Schritte entfernt von seiner Deckung. Nahe genug, um eingreifen zu können, falls die beiden Waldwilden versagen sollten. Und weit genug, um notfalls fliehen zu können.
    ***
    11. Dezember 2525
    Zwei, drei Wimpernschläge lang verharrte der Mann aus der Vergangenheit selbst wie zu einer Statue erstarrt. Dann sprang er auf und wich zurück. Die Schrecken der Medusa ! Hatte dieses unsagbare Grauen sie von Guernsey aus bis hierher verfolgt? Konnte das denn wahr sein?
    Matts Knie wurden weich, aus schmalen Augen blickte er sich um. Die Schafe hatten sich entlang der Mauer verteilt; es war, als versuchten sie der toten Katze so fern wie möglich zu bleiben. Sie blökten unsicher, manche scharrten mit den Hufen den Schnee vom Gras und begannen zu weiden. Der Hirtenhund stand vor ihm und äugte winselnd zu ihm herauf.
    Matt blickte zum Dorf. Irgendwo meckerten Ziegen. Kein Mensch war zu sehen. Hatten denn die Dorfbewohner den Schusslärm nicht gehört? Hinter keinem der Fenster brannte Licht. »Ann…«, murmelte er. »Jenny…!« Er setzte sich in Bewegung. Mit immer schnelleren Schritten eilte er zu der Mauer, die ans Dorf grenzte. »Ann!« Er schrie. Entsetzen hatte ihn gepackt. Er spurtete los. »Jenny! Ann!« Der Hund lief hinter ihm her. Sein schwarzes Fell war struppig und lang, und er war fast so groß wie Rulfans Lupa.
    Die Menge der Schafe an der Mauer teilte sich erschrocken, blökend wichen die Tiere ihm aus. Matt schwang sich auf die Mauer und sprang auf der anderen Seite wieder hinunter. Der Hirtenhund folgte ihm.
    Keine zwei Minuten später erreichte er das erste Dorfgrundstück. Die Tür zu der kleinen Hütte stand offen. Er klopfte dennoch - keine Antwort. Er drückte die Tür auf - ein menschenleerer Raum mit Herdstelle, Wandregalen voller Geschirr und einem Tisch mit Stühlen lag hinter ihr. Auf dem Tisch standen Teller, Speisereste klebten in ihnen. Die Stühle standen schräg oder abgerückt am Tisch.
    Matt durchquerte den Raum auf leisen Sohlen, trat durch eine zweite, offen stehende Tür. Vor einem Bett stand ein junger Mann. Ein Ausdruck bangen Staunens lag auf seinem versteinerten

Weitere Kostenlose Bücher