2575 - Flucht nach Anthuresta
dabei die Bahn des Mondes Var kreuzte,
schlug es ihn kurzerhand beiseite, anstatt ihm auszuweichen.
Kurz hielt VATROX-VAMU inne, schien zu überlegen, dann ließ es den Mond in einer feurigen
Explosion zerplatzen und pustete die qualmenden Überreste in den Hyperraum hinaus.
Bedingt durch die Auswirkungen dieser nächsten Katastrophe, starben weitere vier Milliarden,
zumeist Raumfahrer, deren Vamu gierig aufgesaugt wurde.
Dann war VATROX-VAMU verschwunden.
7.
Ein Ende und ein Anfang
»Geht es wieder?« Kitapor griff nach Lucba Ovichats kalter Hand.
»Ja.« Das Kreislaufmittel begann zu wirken. »Ich war zu sehr... darin... gefangen. Den Tod so
vieler Milliarden mitzuerleben hat mich überfordert.«
»Ich verstehe das.« Der Referror machte eine unbestimmte Geste. »Selbst mit meiner
verminderten Sicht erging es mir beim ersten Mal ganz ähnlich, obwohl ich mein erstes Leben
durchlaufe und deshalb diese Zeit nie erlebt habe. Aber wie du schon sagst, es auf derart innig
verbundene Weise mitzuerleben kann nicht so schnell verkraftet werden. Und ... ein solcher
Massenmord nimmt einen unweigerlich mit.«
»Obwohl heute alles besser ist, nicht wahr?«
»Wir haben dadurch viel dazu gewonnen, Lucba. Du näherst dich unserer Zeit immer mehr an und
wirst bald verstehen.«
Die Wiedererweckte setzte sich auf und rieb sich die Stirn. »Wenn ich das richtig sehe, hat
nur eine Handvoll von uns diese Katastrophe überlebt.«
»Nun, ein paar Milliarden waren es schon«, entgegnete Kitapor.
»Was für eine Verschwendung.« Lucba schwang die Beine über den Bettrand und schickte sich an,
aufzustehen.
»Wie bitte?« Der Referror starrte sie fassungslos an.
Lucba verzog die Lippen. »Ihr scheint vergessen zu haben, dass die Frauen keineswegs so
sensibel sind wie die Männer«, sagte sie sarkastisch. »Die Frauen zu meiner Zeit und davor waren
nie zimperlich. Immer hat es Opfer gegeben, und dagegen spricht nichts, wenn es dem Wohl und dem
Fortschritt dient. Aber diese Vamu- Gefräßigkeit hat nichts mehr mit Notwendigkeit zu tun, das
ist pure Gier und Sucht. Diese abscheulichen Wesen sind ein pervertierter Schattenriss unseres
Selbst. Es hätte niemals so weit kommen dürfen. Der Vamu-Orden hat einen völlig falschen Weg
eingeschlagen.«
Kitapors Augen blitzten erfreut auf. »Ich danke dir.«
»Wolltest du das von mir hören? Habt ihr mich deswegen zurückgeholt? Aber ihr habt den Orden
längst zerschlagen, soweit ich das mitbekommen habe.«
»Trotzdem wäre eine Bekanntmachung von dir zu diesem Thema ... bedeutend. Es gibt immer
Bestrebungen ...«
»Gier bringt immer den Untergang, Kitapor, das ist eine Binsenweisheit.« Lucba legte ihre Hand
auf seine Schulter und drückte sie leicht als Aufforderung, zu gehen. Sie stützte sich weiterhin
auf ihn. »Ich hoffe, ihr habt heutzutage eure Expansionsbestrebungen nicht darauf aufgebaut.«
»Das nicht, wir haben aus der Vergangenheit gelernt. Aber woher weißt du, dass
»Beleidige nicht meinen Verstand und meine Wissenschaft. Ich bin Historikerin. Expansion mit
dem Ziel der Herrschaft ist das bedeutendste Identitätskriterium unseres Volkes.« Sie hob die
freie Hand. »Wäre das Triumvirat sonst so geworden?«
»Wahrscheinlich nicht. Willst du weiterschauen?«
»Ich kann es kaum erwarten.«
»Aber falls du dich noch nicht stark genug ...«
»Junger Mann!« Lucba erhob ihre Stimme zum ersten Mal. »Ich habe das Schlimmste hinter mir.
Vat ist rettungslos verloren, das habe ich mit eigenen Augen gesehen. Also ist dieses Thema
abgeschlossen. Nun weiß ich endgültig, dass meine Vergangenheit tot und verschüttet ist. Jetzt
will ich wissen, wie wir überlebt haben - und was aus VATROX-VAMU wurde.«
*
Wir sahen VATROX-VAMU nie wieder.
Conca Vinnochac erwartete Lucba Ovichat am Eingang der Besinnung oder vielmehr den
Ruinen des einstmals so stolzen Kuppelgebäudes.
Ganz Vat bot ein Bild der Verheerung und Verwüstung. Nichts stand mehr, alle Städte und
Siedlungen waren vernichtet, der Meeresspiegel stark gesunken, Gebirge eingestürzt, viele
Bodenspalten und Abgründe zerfurchten das Land, die Kontinente drohten zu zerbrechen. Die Wälder
waren verbrannt, die Seen und Flüsse ausgetrocknet. Lava floss über das Land.
Der Planet würde sich nie wieder erholen, vor allem, nachdem er seinen Mond verloren hatte.
Die drohenden Auswirkungen, die dieser Verlust mit sich brachte, zeigten sich in
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