2575 - Flucht nach Anthuresta
eines machte ihr Sorgen: Die Kollektive erholten sich
nicht von dem Trauma, das VATROX-VAMU ihnen bereitet hatte. Und dieses Trauma gaben sie an das
gesamte Vamu der Lebenden weiter...
Sie konnte nichts dagegen tun. Sie erwog, Codesfatt zu warnen, doch es hätte nichts geändert.
Es war bereits geschehen.
Aber sie hinterließ ihren Töchtern das Erbe und die letzten Geheimnisse des Ordens, die sie,
ohne dass Codesfatt je davon erfahren hatte, den ganzen Weg hierher mitgebracht hatte: die
gesamte Historie in einem Datenarchiv und einige Reliquien, die seit Jahrtausenden streng gehütet
wurden. Die Töchter erhielten strikte Anweisung, innerhalb des Ordens eine geheime Abteilung
weiterzuführen, auserwählte Frauen daran zu beteiligen, bei den künftigen Generationen
sorgfältige Selektion zu betreiben.
Sie ordnete ihre Angelegenheiten, lernte eine neue Stellvertreterin an und bat schließlich
Codesfatt zu sich, sechs Jahre nach der Landung in der neuen Heimat.
»Ich sterbe jetzt«, verkündete sie ihrem Gefährten. »Es gibt für mich nichts mehr zu tun, und
mein Vamu will nicht mehr in diesem verrottenden Fleisch bleiben.«
»Ich werde dich vermissen«, sagte er aufrichtig. »Das ganze Volk wird dich vermissen.«
»Ich werde ja nicht weit gehen«, erwiderte sie.
»Kann ich etwas für dich tun?«
»Du kannst mich im Arm halten.«
Und das tat er.
All dies sind geheime Informationen, die der Mann nicht erfährt, Lucba. Er sieht
nur das, was die Männer geplant hatten dir zu zeigen, und kann niemals erfahren, was dir
zuteilwurde. Und damit verabschiede ich mich von dir. Ich starb in Frieden in Codesfatts Armen.
VATROX-CUUR fing mein Vamu auf, umarmte mich und hieß mich mit warmer Geborgenheit
willkommen.
Lucba Ovichat blinzelte. Es fiel ihr schwer, noch schwerer als zuvor, wiederaufzutauchen. Der
Referror reichte ihr etwas zu essen und zu trinken. »Möchtest du dich ein wenig frisch machen,
bevor es weitergeht?«
Lucba schüttelte den Kopf. »Nein, ich bin immer noch mittendrin gefangen. Ich kann jetzt nicht
aufhören. Dann befinden wir uns also in dieser Galaxis ...«
»Duerchan? Nein. Wir sind in Anthuresta. Erst hier sind wir wahrhaftig angekommen.«
»Anthuresta? Etwa die Heimat der Anthurianer?«
»Lass dich überraschen.«
Das wollte sie, unbedingt.
9.
Die erste Wiedererweckung
Zuerst war es ein Schock. Denn nun war es keine Frau, die durch die HMS führte, sondern ein
Mann - Codesfatt, zweiundfünfzig Jahre nach Conca Vinnochacs Tod.
Es war merkwürdig, ihn zu fühlen. Natürlich würde er ihr keine geheimen Botschaften
übermitteln, denn er war niemals eingeweiht worden. Schließlich hatte er den Orden einst
zerschlagen. Seinetwegen war es überhaupt zur Geheimnistuerei innerhalb des Ordens gekommen.
Dennoch empfand Lucba keine Abneigung. Conca hatte ihn sehr geschätzt, auch wenn sie am
Schluss besorgt wegen seiner weiteren Entwicklung gewesen war.
Es schien jedoch alles besser gekommen zu sein als gedacht.
Lucba konnte sich nicht in Codesfatt hineinversetzen; sie hatte zwar das Gefühl, durch seine
Augen zu blicken, doch seine Gefühle und Gedanken blieben ihr verborgen. Er war parataub, wie sie sich erinnerte, und konnte daher telepathisch nicht ergründet werden.
Ihr war es ganz recht. Sich ausgerechnet in einem Mann wiederfinden zu müssen war nicht gerade
ihr Wunschziel.
Codesfatt hatte die Zeit sehr gut genutzt und sich erneut als gekonnter Stratege hervorgetan.
Die Vatrox übernahmen bereits in gewissem Rahmen Aufgaben für die Anthurianer und lernten eifrig
dazu. Ihre Wissbegierde war schier grenzenlos, und sie setzten das Erworbene in eigene
Forschungen um, um sich selbst weiterzuentwickeln. Sie lernten dabei unter anderem, wie
Psi-Materie gesammelt, stabil aufbewahrt, transportiert, gezielt programmiert und genutzt werden
konnte.
Auch den Vamu-Orden benutzte Codesfatt weiterhin; nach wie vor waren Vamu- Fängerinnen
beauftragt, entflohenes oder orientierungsloses Vamu zu betreuen. Ebenso wurde an der Genetik,
selektiven Zucht und Ausbildung weiter gearbeitet.
Das Projekt mit der höchsten Priorität war die Wiedererweckung der knapp 1,4 Milliarden
Artgenossen, die noch immer im Kühlschlaf lagen.
Manchmal gelang es, aber manchmal auch nicht. Das war ein wenig erfreuliches Ergebnis, obwohl
nach der langen Zeit damit gerechnet werden musste.
In dieser Situation rief Enfia Cadeiro ihn außerhalb des
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