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2579 - Der Spieler und die Toten

2579 - Der Spieler und die Toten

Titel: 2579 - Der Spieler und die Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc A. Herren
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»Es ist eine Schande, dass ich je auf Euch gehört habe!«
    Alaska Saedelaere blieb stehen. »Die Schande soll Eure sein, aber aus einem anderen Grund: Ihr

habt das Reich der Harmonie korrumpiert und zerstört!«
    »Das habe ich nicht!«, begehrte der König auf. Sein Gesicht war eine einzige Grimasse des

Hasses. »Ich habe das Richtige getan, richtig entschieden. Weise und vorausschauend ... «
    »Indem Ihr den wichtigsten Planeten des Reiches gegen einen Topf Honig eingetauscht habt?

Indem Ihr militärische Bündnisse mit Völkern eingegangen seid, die Euch nur in ihre eigenen

Konflikte hineinziehen wollten? Indem Ihr Euer eigenes Kind ... «
    Der König sprang erneut auf. Einen Moment lang sah es so aus, als wolle er Saedelaere mit

seinem Zepter den Schädel einschlagen.
    »Schweig, Graf, bevor ich mich vergesse! Ich verbiete Euch, das eben angesprochene Thema je

wieder in meiner Gegenwart zu erwähnen!«
    Die heftige Reaktion des Regenten berührte Saedelaere nicht. Der Terraner hatte zu viel Leid

und unnötige Tode gesehen in den letzten Wochen und Monaten.
    »Millionen Leben haben Eure »richtigen Entscheidungen« gekostet, Majestät«, rief

Saedelaere wütend. »So viel Leid, das Ihr angerichtet habt, so viele Unschuldige, die an Eurer

statt für die Sünden büßen mussten. Und wofür?«
    Der König lachte verächtlich. »Es sind noch lange nicht genug!« Er hob beide Arme in die Höhe,

als wolle er den Applaus der Massen empfangen. »Keiner kann mich aufhalten! Erst recht nicht so

ein schwächlicher Terraner, wie Ihr es seid!«
    Alaska Saedelaere legte den Kopf schief, betrachtete den König aus zusammengekniffenen Augen.

Die Ammen vor dem Tor hatten recht gehabt.
    Aus dem linken Augenwinkel sah er eine Bewegung. Er wandte den Kopf.
    Es war der einarmige Diener. Mühsam hustend stützte er sich auf seinem Besen auf. Blut rann

ihm aus seinem Armstumpf. Zu viel Blut. Der Mann brach zusammen, zuckte ein paarmal mit den Füßen

und blieb dann ganz still liegen.
    Saedelaere blickte wieder auf den König, hob den rechten Arm, als wolle er salutieren. Mit

einem einzigen Ruck zog er sich das Maskentuch vom Kopf.
    »Der ... der ...«, stieß der König zu Tode erschrocken aus. Das Zepter deutete einen

Herzschlag lang auf Saedelaere, bevor es der gichtigen Hand des Regenten entglitt und auf das

Podest fiel.
    Der König krümmte sich zusammen. Mit beiden Händen griff er sich in die Augenhöhlen. Blut rann

durch seine Finger. Er schrie wie ein Tier auf der Schlachtbank.
    Dann knickte er ein, stürzte vom Thron und vom Podest. Schrie seinen Schmerz vom Fußboden in

die Welt hinaus. Aus dem Schreien wurde ein Wimmern, das nach kurzer Zeit gänzlich erstarb.
    Saedelaere bückte sich, zog dem Toten die Krone vom Schädel und setzte sie sich selbst

auf.
    Sie passte wie angegossen.
    Über die Leiche des Königs erklomm er den Thron. Lächelnd ließ er sich darauf nieder.
    Ein Geräusch wie das Bauschen von riesigen Segeln erklang. Saedelaere blickte hoch. Der letzte

Löwenflügler hatte seinen Platz verlassen. Er schwang sich zu der Wächterscharte hinaus, ließ die

Halle der Harmonie für immer hinter sich.
    »Ich habe das Reich der Harmonie zerstört!«, bekannte Saedelaere in die nunmehr leere Halle

hinein.
    Versonnen blickte er zum Bogenfenster hinaus. Das Wasser des Sees hatte sich von den vielen

Toten blutrot gefärbt. Die Zwillingssonnen wanderten dem Mittagsstand entgegen. Durch die

rauchgeschwängerte Luft kaum zu erkennen, zogen die Schulen der Angreifer ihre Bahn. Sie

kontrollierten, ob jemand gegen das verhängte Startverbot verstieß.
    Und die riesige Festung Elicon lag in rauchenden Trümmern.
    Saedelaere schüttelte den Kopf. Irgendetwas in ihm sträubte sich gegen das, was er sah. Eine

innere Stimme verriet ihm, dass etwas nicht stimmte. Nicht stimmen konnte.
    Als hätte jemand im Bilderbuch weitergeblättert, verschwand das Bild der Kriegswelt.
    Dunkelheit umgab den Maskenträger. Vor ihm pulsierte das Kristallgitter des

Sontaron-Generators.
    Verwirrt fragte er sich, was da eben geschehen war. Hatte er eine Pararealität erlebt? Einen

Blick in die Vergangenheit? Oder einen Ausblick in die Zukunft?
    Weshalb hatte dieser Alaska den König kaltblütig umgebracht, um selbst Regent zu werden?

Weshalb hatte er das Reich der Harmonie regieren wollen - und, was noch viel wichtiger war:

Weshalb hatte er behauptet, das Reich zerstört zu haben?
    Das

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