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2579 - Der Spieler und die Toten

2579 - Der Spieler und die Toten

Titel: 2579 - Der Spieler und die Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc A. Herren
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zusammen, als würde ihn eine riesige unsichtbare Faust

zerdrücken.
    Das glatte Gesicht der Betreuerin zerfloss, wurde eckig, männlich. Die Stupsnase wuchs zu

einem dominierenden Zinken. Die lilafarbenen Augen verkleinerten sich, traten weit in die Höhlen,

während Vetris Körper schrumpfte, bis er nicht mehr viel größer war als Eroin Blitzer. Aus ihrem

silbrigen Anzug wurden schmutzige Lappen in roter und blauer Farbe. Über das stachelige Haar

stülpte sich eine dreigeteilte Kappe mit metallenen Schellen.
    Der Commo'Dyr wich ein paar Schritte zurück.
    Gommrich Dranat stand vor ihm, die Hände zu Klauen verkrümmt. Im zornverzerrten Gesicht stand

der pure Hass.
    »Ich werde dafür sorgen, dass du nie wieder eingestampft werden kannst!«
    Der Mime stürzte sich mit den bloßen Fäusten voran auf Eroin Blitzer.
    Im letzten Augenblick warf sich der Commo'Dyr zur Seite. Der Mime geriet aus dem

Gleichgewicht, stürzte beinahe.
    Als Dranat sich wieder zu seinem Gegner wandte, stand reine Mordlust in seinen Augen. Blitzer

zweifelte nicht daran, dass der Mime ihn nun umbringen wollte.
    Eroin tastete seine Brust- und Gürteltaschen ab, während er Schritt um Schritt

rückwärtsging.
    »Ich bin so froh, gleich das Ende eines Kosmokratenpüppchens miterleben zu dürfen!«, spottete

der Mann im Narrenkostüm. »Irgendwann werdet ihr alle dran glauben müssen!«
    Gommrich Dranat rannte auf Eroin Blitzer zu.
    Dieser hatte endlich die richtige Tasche gefunden, zog den blauen Dimensionsstab hinaus und

beschrieb mit ihm einen Kreis in der Luft.
    Dranat/Vetri rannte ungebremst in den Dimensionsstopper hinein.
    Das Letzte, was Eroin Blitzer von dem verzerrten Gesicht des Mimen sah, war ein Ausdruck

höchsten Erstaunens.
    Dann löste sich das Doppelwesen auf. Oder besser gesagt: die Projektion, die es die ganze Zeit

über gewesen war.
    *
    Die drei Mimen krümmten sich zusammen. Noser Netbura ließ sich auf seine Knie sinken.
    Alle drei schienen nicht nur starke Schmerzen zu leiden, sondern auch mit ihrem Bewusstsein

nicht vollständig anwesend zu sein. Irgendetwas hatte sie völlig aus dem Konzept gebracht.
    Verblüfft beobachtete Saedelaere, wie die drei an Konsistenz verloren, mehrere Atemzüge lang

völlig durchscheinend wurden, bis sie sich wieder festigten.
    Arden Drabbuh im prächtigen Kostüm der Prinzessin schwankte auf ihren Schauspiel-Vater zu. Sie

stammelte einige verwirrte Worte, die Saedelaere weder verstehen noch einer Sprache zuordnen

konnte.
    Kurz bevor sie Netbura erreichen konnte, stolperte die Frau. Anstatt dass der Mime die Arme

öffnete, um ihren Sturz aufzufangen, tat er nichts.
    Arden Drabbuh stürzte kopfvoran in Noser Netbura hinein - und verschmolz mit ihm. Für kurze

Zeit glich der Mime dem Bildnis eines Mannes, der sich in einem Gewässer spiegelte, dessen

Oberfläche durch einen einzelnen Tropfen bewegt wurde.
    Alaska Saedelaere trat zwei Schritte zurück. Was war soeben geschehen?
    Das Cappinfragment unter der Maske leuchtete und flackerte. Zu gerne hätte Saedelaere die

Plastikschale ausgezogen und die juckende Masse gekratzt.
    Der König stolperte vorwärts, direkt auf die feiste Gestalt des Kanzlers zu. Orsen Tafalla

hielt sich immer noch den Kopf. Seine Wampe bebte.
    Noser Netbura erreichte Tafalla.
    Die beiden Wesen verschmolzen miteinander. Von den drei Mimen blieb nur Orsen Tafalla übrig,

der aber durch die Körper der anderen beiden nicht an Volumen dazugewonnen hatte.
    Saedelaere fragte sich erneut, was er gerade beobachtet hatte.
    Ihm wurde in aller Deutlichkeit bewusst, dass die Mimen keine normalen organischen Lebewesen

waren - nicht einmal Gestaltwandler. Das verriet ihm die Art, wie sie sich zu einem einzigen

Wesen vereint hatten ...
    »Was seid ihr?«, flüsterte der Maskenträger. »Projektionsgestalten? Avatare?«
    Orsen Tafalla stöhnte wie unter großen Schmerzen. Er knickte in den Knien ein und fiel dann

ganz langsam zur Seite.
    Saedelaere fragte sich, was hinter diesen Projektionskörpern stand.
    Ein Geisteswesen?
    Oder vielleicht sogar die Materialisationen einer Superintelligenz, womöglich sogar eine

Superintelligenz selbst?
    Falls diese Vermutung zutraf, musste er das mahnende Schauspiel neu bewerten, in einem

differenzierten Licht betrachten - ein solcher Umstand gab der Botschaft ein schwereres

Gewicht.
    Orsen Tafalla wälzte sich herum, kam auf die Knie und richtete sich grunzend auf.
    Saedelaere erkannte, dass er

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