2579 - Der Spieler und die Toten
entlud sich an Saedelaeres linkem Wangenknochen.
Der Kopf wurde herumgeworfen, irgendetwas knackste vernehmlich.
Aufstöhnend ging Saedelaere zu Boden.
Aber Tafalla war noch nicht zufrieden. Er hob den Terraner hoch, um ihn mit einem Schlag -
diesmal auf das Kinn - erneut niederzustrecken.
Saedelaere hob abwehrend die Hände. Vor seinen Augen tanzten blutige Figuren.
Orsen Tafalla begann, ihn mit Tritten in den Magenbereich zu malträtieren. Durch die Panzerung
des SERUNS verspürte er die Fußtritte nicht direkt, aber jeder von ihnen beförderte den Terraner
einen bis zwei Meter weit. Saedelaere wurde durchgeschüttelt. Die Maske in seinem Helm
schepperte.
»Tafalla!«, brachte Saedelaere mühsam heraus. Er hustete. »Orsen, lass uns sprechen!«
»Hier gibt es nichts zu besprechen!«, schrie Tafalla in ohnmächtigem Zorn. »Das letzte Wort
ist längst gefallen!«
Saedelaere keuchte. Wenn er jetzt das Flugaggregat aktivierte, konnte er zumindest ...
»Alraska!«, erklang plötzlich eine wohlbekannte Stimme aus dem Helmmikrofon. »Halte
durch!«
»Eroin«, murmelte Saedelaere nur.
Guter alter Eroin Blitzer!
Zwischen schlierigem Blut, das sein Gesichtsfeld einengte, sah der Terraner das walzenförmige
Beiboot der LEUCHTKRAFT über der Plattform aus der Dunkelheit auftauchen.
Orsen Tafalla ließ Saedelaere fallen, als hätte er urplötzlich die Lust verloren, mit seinem
Lieblingsspielzeug weiterzuspielen.
»Na los!«, rief er zu dem verwirrenden Äußeren der ROTOR-G hinauf. »Zeig mir, was du zu bieten
hast!«
Ein tausendfach verästelter, weißgelber Strahl trat aus der ROTOR-G aus. Als er den Mimen
traf, schrie Orsen Tafalla vor Schmerz und Überraschung hell auf, bevor die Projektionsgestalt
des Geisteswesens verschwand.
Seufzend sank Saedelaere zurück auf den Boden.
Gleich darauf fühlte er, wie die Projektionsfelder eines Traktorstrahlers nach ihm griffen und
Saedelaere hochhoben.
Eroin Blitzer nahm ihn höchstpersönlich an der Personenschleuse in Empfang.
»Danke!«, sagte der Terraner.
Tatsächlich war er nie so froh und dankbar gewesen, das kleine Wesen bei sich zu wissen.
»Zerstöre die Bühnenplattform!«, ordnete Saedelaere an, während sie in Richtung der
Beibootzentrale gingen. Der Terraner musste sich immer wieder an den Wänden abstützen. Sein
Gesicht und der Nacken schmerzten durch Tafallas Schläge. »Die Zuschauer - sie sterben durch die
Sendung des Schauspiels!«
»Ich weiß«, antwortete der Zwergandroide mit seltsamem - traurigem? - Gesichtsausdruck.
»In den Raumschiffen der Besucherflotte ist niemand mehr am Leben. Selbst Martus der Kritiker,
den wir getroffen haben, ist nur noch eine vertrocknete Mumie.«
»Zerstöre die Bühnenplattform, Eroin«, sagte Saedelaere erneut. »Wir beenden das mahnende
Schauspiel ein für alle Mal.«
»Und wenn sich Hinweise auf Frau Samburi in der Plattform befinden?«, fragte der
Commo'Dyr.
Saedelaere schüttelte den Kopf. Gleich darauf fühlte er eine weitere Schmerzwelle durch den
Kopf rasen. Am Einstich an der Halsschlagader bemerkte er, dass die Medoeinheit der
Anzugpositronik seinen Zustand ebenfalls als verbesserungswert einstufte.
»Die Bühnenplattform war Tafallas Schöpfung«, brachte er mühsam heraus. »Dort finden wir keine
Hinweise. Zudem ist es so, dass ... es meine Aufgabe ist, Samburi Yuras Aufgabe zu einem Ende zu
führen.«
Eroin Blitzer sah stirnrunzelnd zu ihm hoch, sagte aber nichts.
»Ich werde dir bei Gelegenheit alles erzählen, was ich erlebt habe, Eroin«, versprach
Saedelaere. »Aber jetzt ... «
Er fühlte, wie ihn nach der ausgestandenen Aufregung die Kräfte verließen. »Jetzt muss ich
mich kurz hinlegen ...«
Gespräch auf einem Baumstamm
Alaska Saedelaere saß auf einem umgestürzten Baumstamm. Zu seinen Füßen schlängelte sich ein
einsamer Fluss durch die Steppenlandschaft.
Die Maske hatte er abgenommen. Sie ruhte auf seinen Knien.
Eigentlich hatte der Terraner vorgehabt, zurück ins Reservat zu gehen, um zu schauen, ob die
Proto-Enthonen in ihr Dorf zurückgekehrt waren. Zudem wäre es eine gute Gelegenheit, sich bei
Kaninchen zu bedanken. Sein Geschenk hatte ihm wahrscheinlich das Leben gerettet.
Als er aber auf der Suche nach der wandernden Tür durch die Innenwelt der LEUCHTKRAFT geirrt
war, hatte er sich spontan gegen einen Besuch in Samburi Yuras Reservat entschlossen.
Es war an der Zeit, sich all die Gedanken zu machen, die
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