258 - Chronik des Verderbens
an zwei Kindern vorbei zum Eingang des Labors schwimmen, als eine hell klickernde Stimme ihn aufhielt: »Dra'nis! Da bist du ja! Wir haben uns schon Sorgen um dich gemacht!«
Hak'don sah in die hervorquellenden Augen einer höchstens neun Jahre alten Hydritin mit gelbrotem Flossenkamm. Sie trug nur einen einfachen Lendenschurz.
»Lass mich, ich muss zu Vog'ler«, sagte er grob.
Der Junge an der Seite des Mädchens sah ihn erstaunt an. »Vog'ler? Der ist schon auf der Jagd! Du hast den Aufbruch verpasst.«
Hak'don fluchte innerlich. Es verbesserte seine Laune auch nicht, dass er sich mit diesen elenden Kindern abgeben musste. Sie hielten ihn nur auf.
»Lasst mich und spielt weiter«, fuhr er sie an und schwamm zielstrebig auf das Laborgebäude zu.
»Aber Dra'nis!«, rief der Junge ihm nach. Hak'don achtete nicht mehr auf ihn. Er erreichte die Schleuse und betätigte den akustischen Melder, wie er es in Dra'nis' Erinnerungen sah.
Die Marsianerin namens Clar'ice ließ ihn tatsächlich in das Gebäude und in die Schleuse. Sobald das Wasser abgeflossen war und sich die bionetische Öffnung auftat, trat er zu ihr in den Raum.
»Clar'ice!« Er bemühte sich um einen freundlichen Tonfall. »Wann kommt Vog'ler zurück?«
Clarice sah ihn verwirrt an. »Dra'nis! Wo hast du gesteckt? Deine Eltern machen sich schon Sorgen.«
»Ich war schon bei ihnen«, log Hak'don. »Ich habe noch mal nach den Pflanzen im Park gesehen. Sieht so aus, als würden die Schnecken sie endlich in Ruhe lassen.«
»Sehr schön.« Die Stimme der Marsianerin klang sonderbar. Wollte sie darin Ironie transportieren? Obwohl ihr Hydritisch ausgesprochen gut war, war sich Hak'don nicht sicher.
»Ja, das finde ich auch«, plapperte er drauflos. Er musste eine Möglichkeit finden, das Gespräch auf Gilam'esh zu bringen. »Wie geht es dir? Woran arbeitest du?«
»Ich war gerade bei Yann. Es geht ihm allmählich besser.«
Hak'don wusste, dass Dra'nis Yann noch nie gesehen hatte. Der Mensch war schwer krank. Er war es angeblich, der Gilam'esh hierher gebracht hatte. Jetzt würde sich erweisen, ob das nur ein Hirngespinst von Dra'nis gewesen war.
Hak'don zögerte kurz. Dann fragte er: »Ist Gilam'esh bei ihm?«
Clarice sah ihn verwirrt an. »Nein, natürlich nicht.«
»Aber… er ist noch in ihm drin?«
Clarice lächelte. »Oh, du weißt es ja noch gar nicht. Gilam'esh und E'fah sind vor ein paar Tagen in ihre Klonkörper umgezogen - auch wenn es nur die vorläufigen Körper sind.« Sie zögerte kurz. »Behalt das aber bitte vorerst für dich. Es ist besser, wenn nicht alle wissen, dass er jetzt mitten unter ihnen ist. Gilam'esh ist noch ziemlich durcheinander und muss sich erst eingewöhnen, weißt du?«
Hak'don fühlte sich, als hätte er einen Schlag in den Magen erhalten. Es war also tatsächlich wahr: Gilam'esh lebte - und er schwamm bereits da draußen herum!
»Wo ist er?«, fragte der Quan'rill schärfer als beabsichtigt.
Clarice legte den Datenkristall ab, den sie gerade in den Händen hielt. Sie sah den Hydriten eindringlich an. »Dra'nis, geht es dir gut? Du wirkst heute sonderbar.«
Hak'don nickte ungeduldig und versuchte seine Stimme freundlicher klingen zu lassen. Am liebsten hätte er dieser Marsianerin einen ganzen Sack voller Datenkristalle über den langen Eierkopf gezogen! Warum sagte sie ihm nicht endlich, was er wissen wollte?
»Es geht mir gut, Clar'ice, vielen Dank. Kann ich dir hier helfen?«
Sie schüttelte leicht den Kopf. »Danke, aber ich arbeite lieber allein. Geh raus zu Gilam'esh und E'fah, wenn du willst. Sie müssten noch ganz in der Nähe sein. Aber denk daran, dass die meisten deines Volkes noch gar nicht wissen, wie ihre Klonkörper aussehen.«
»Klonkörper…«, wiederholte Hak'don langsam.
Clarice sah ihn nun wieder misstrauisch an. »Vielleicht solltest du besser hier bleiben. Deine Augen haben einen Glanz, als würdest du fiebern. In der Krankenstation sind noch genug Schalen frei. Ich checke dich durch und lasse nach deinen Eltern schicken.«
»O nein, es…«
In dem Moment erklang ein schriller Alarmton.
Clarice keuchte auf. »Verdammt! Die neuen Klone!« Sie drehte sich zu ihm um. »Jetzt aber raus hier! Das ist kein Kinderspielplatz!« Mit beiden Händen drängte sie den verdutzten Hak'don zur Schleuse.
Neue Klone? Aber Gilam'esh und E'fah haben doch schon Klonkörper!
Es dauerte, bis das Wasser der Schleuse ganz über ihm zusammenschlug, bis er endlich verstand: die Kinder! Gilam'esh und
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