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2580 - Handelsstern im Visier

2580 - Handelsstern im Visier

Titel: 2580 - Handelsstern im Visier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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Überlegungen der Verteidiger im Vorfeld zu

erkennen, verschafft uns das womöglich den Vorteil, der zwischen Leben und Tod

unterscheidet.«
    Eritrea verließ die Sphäre. »Was glaubst du, warum hat Rhodan den Einsatz abgebrochen, ehe er

begonnen hat?«
    »Darüber zu spekulieren ist müßig. Es wird gute Gründe geben.«
    Betty ging mit der Pilotin in einen kleinen Aufenthaltsraum, den sie nur wenige Meter entfernt

gestaltet hatte. Dort gab Eritrea in einer Konsole einige Befehle über ein Touchscreen ein.
    Gleich darauf kam sie mit zwei Gläsern zu dem Tisch, an dem sich die Telepathin niedergelassen

hatte. Aus den Gefäßen dampfte eine heiße Flüssigkeit. Die Silberkugel vermochte Nahrungsmittel

genauso wie jede andere Materie aus Energie herzustellen.
    Die Altmutantin nahm eines der Gläser. Es roch nach herben Kräutern, vermischt mit einer

merkwürdigen Süße.
    »Du kannst jedes denkbare Getränk bekommen«, sagte Eritrea. »Zumindest solange die chemischen

Grundmuster in der Datenbank gespeichert sind oder du in der Lage bist, sie zu definieren. Dieser

Tee ist für meinen Magen angenehm. Er stammt von einem Planeten namens Genn'nila. Ich habe das

Muster in den Speichern gefunden.« Sie zuckte die Achseln. »Vorher hatte ich von dieser Welt noch

nie gehört.«
    »Du bist nervös?«, fragte Betty.
    Sie sah, wie ihr Gegenüber leicht zusammenzuckte. »Wie kommst du darauf?«
    »Magenverstimmung«, sagte sie nur. »Ich kenne das von ... von früher.«
    Wieder stiegen Bilder vor ihr auf; nicht anders, als es vor Kurzem auf Talanis geschehen war,

als sie den Mann entdeckt hatte, der ihrem Vater ähnelte. Nun genügte das belanglose Gespräch mit

Eritrea Kush, alte Assoziationen zu wecken.
    Sie schloss die Augen, um die Eindrücke zu verdrängen, die sich plastisch vor ihr formten.

Erneut fragte sie sich, wieso sie die alten Erinnerungen mit derartiger Macht überkamen.
    Nur, weil sie wieder eine stoffliche Existenz führte? Kam sie nach all der Zeit im

Bewusstseinspool der Superintelligenz nicht damit zurecht? Überforderte es sie, einfach zu leben?
    »Was ist mit dir?«, fragte Eritrea.
    Bettys Hände klammerten sich um das Glas, das sich unangenehm heiß anfühlte.
    Wie sie auf Talanis von der Kälte überwältigt worden war, so glaubte sie nun, vor allem ihre

Fingerkuppen müssten verbrennen. Sie zog die Hand zurück. Eine kleine weiße Blase wölbte sich

direkt neben dem Nagel des Daumens.
    »Nichts«, sagte sie. »Es ist - nichts.«
    1999.
    Betty ist sicher, dass sich dieses Jahr in ihren Gedanken festsetzen wird wie in Stein gemeißelt.
    Sie ist biologisch betrachtet dreißig Jahre alt. Und sie ist unterwegs nach Wanderer, zur Kunstwelt des Geisteswesens ES.
    Gemeinsam mit anderen legendären Menschen. Mit den Unsterblichen. Zu denen

Betty in Kürze auch gehören wird. Denn auf Wanderer soll sie eine Zelldusche

erhalten.
    Das wird ihren Alterungsprozess unterbrechen, die zellulare Struktur ihrer

Körperzellen konservieren. In gewissem Sinne wird sie dreißig Jahre alt bleiben.

Für die Dauer von 62 Jahren werden ihre Atome hyperenergetisch aufgeladen.
    Sie tastet über ihr Gesicht, das sich fortan nicht mehr verändern wird. Die meisten sagen, sie sähe viel jünger aus, als sie ist. Wenn sie in wenigen Stunden das

Physiotron verlässt, wird das in einem noch viel buchstäblicheren Sinn

gelten.
    Sie hat Magenschmerzen. Dumpfe Übelkeit breitet sich in ihrem Darm aus. Betty

atmet tief durch, um es unter Kontrolle zu bringen.
    Der Landeanflug auf Wanderer beginnt. Hinter der Sichtscheibe des Beiboots nimmt die

Scheibenwelt von Sekunde zu Sekunde mehr Raum ein. Auf der Oberseite blühen Wälder.

Ein Fluss fließt.
    Eine Gebäudeansammlung, zunächst winzig, wird immer größer. Die Maschinenstadt.

Betty hätte nie gedacht, dass sie sie jemals mit eigenen Augen sehen würde.
    Ihr Herz rast. Die Magenschmerzen werden schlimmer. Sie hat Angst, dass sie

sich überfordert hat, dass sie sich zu viel zugemutet hat. Ihr Erfolg - wenn sie es

denn so nennen will - überrennt sie.
    Nur die Ruhe, sagt sie sich. Nur immer mit der Ruhe, Betty.
    »Bist du dir sicher?«, fragte Eritrea.
    Die Bilder der Erinnerung verblassten. »Ganz sicher.«
    »Ich muss zugeben, dass ich tatsächlich etwas nervös bin. Diese erzwungene Ruhepause gefällt

mir nicht. Normalerweise wären wir längst unterwegs - oder hätten TZA'HANATH bereits erreicht.

Die Passage durch die

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