2580 - Handelsstern im Visier
Schlachtlicht
der Monarchie in Sekundenbruchteilen zu einer brodelnden Energiewolke zermahlen hatte.
»Wir erreichen in wenigen Sekunden die ersten Koordinaten«, teilte Mikrus Stimme mit; der
Avatar selbst war nirgends zu sehen. »Rücksturz in den Normalraum - jetzt.«
Gleichzeitig erschien das Konzept Lloyd/Tschubai in der Zentrale. Rhodan hatte es darum
gebeten, mit seinen parapsychischen Sinnen nach der Anwesenheit eines fremden Wesens im freien
All zu tasten.
Das Konzept kam jedoch nicht allein.
Mit Lloyd/Tschubai teleportierte die Telepathin Shanda Sarmotte in MIKRU-JONS Zentrale. Sie
hatte den Parablock auf Talanis auf Bitten des Aktivatorträgers verlassen, um an dem Einsatz
gegen TZA'HANATH teilzunehmen.
»Ich orte nichts«, teilte Mikru nach wenigen Sekunden mit.
Shanda hielt die Augen geschlossen. »Ich nehme dort draußen nur Leere wahr.« Sie legte die
rechte Hand auf die Stirn, massierte mit den Fingerspitzen die Schläfen. Einige Strähnen ihres
dunkelbraunen glatten Haares fielen über den Handrücken. »Dort ist niemand.«
Als sie die Augen öffnete, wirkten die grünbraunen Iriden zunächst wie verschleiert.
»Oder?«
Lloyd/Tschubai bestätigte den Eindruck.
»Warten wir trotzdem noch wenige Minuten«, forderte Clun'stal. »Sollte sich ein Netzweber in
einiger Entfernung aufhalten, wird er sich womöglich aus Neugierde nähern.«
»Falls er unsere Ankunft wahrnimmt«, meinte Shanda skeptisch.
Der Kristallingenieur gab ein undefinierbares Geräusch von sich. Ein Lachen? »Vor allem wenn
wir sein Interesse zu wecken vermögen, das dürfte eher das Problem sein.« Er ging quer durch die
Zentrale. Die zahllosen Kristalle seines Kopfes veränderten unablässig ihre Position.
Rhodan fragte sich, ob es sich dabei um ein Zeichen innerer Erregung und Unruhe handelte -
noch kannte er Esnur und Essa Nur zu wenig, um das einschätzen zu können. Er hatte zu viel
Erfahrung mit ähnlich fremdartigen Wesen gesammelt, um sich zu einem übereilten Urteil hinreißen
zu lassen.
Dennoch fragte er sich, ob Clun'stal wohl einer erneuten Begegnung mit einem Netzweber
entgegenfieberte. Und wenn ja, ließen sich aus diesem Verhalten irgendwelche Rückschlüsse auf die
wahre Natur dieser fremdartigen Wesen ziehen? Hatten sie während der ersten mentalen
Verschmelzung etwas in dem Kristallgeschöpf zurückgelassen?
Rhodan konnte nicht leugnen, dass ihm unwohl war, wenn er an mögliche Konsequenzen einer
Begegnung mit den Netzwebern dachte. Doch das änderte nichts daran, dass er die düsteren
Prognosen für Schwarzmalerei einiger Extremisten hielt. Zahllose Intelligenzen in Anthuresta
hatten sich bereits auf diese Weise räumlich versetzen lassen, ohne dass sie danach über
irgendetwas klagten.
»Noch immer nichts«, sagte Shanda Sarmotte wenig später. Sie lehnte an einem Pult, wirkte
völlig entspannt.
In den nächsten Minuten erzählte sie einiges über ihr Leben, sprach von ihrer frühen Kindheit
und den Visionen, die ihr Heranwachsen zu einer jungen Frau begleitet hatten. Als sie endlich
akzeptierte, was es für sie bedeutete, dass ihre Eltern damals von dem goldenen Funkenregen
getroffen worden waren, war es fast zu spät gewesen. Der Siganese und ehemalige Administrator
Vorremar Corma hatte sie töten wollen; gemeinsam mit dessen früherem Freund Huslik Valting war
sie schließlich nach Talanis geflohen.
Kaum endete sie, drängte Lloyd/ Tschubai auf einen Weiterflug. »Immerhin hat Clun'stal zwei
weitere Koordinatensätze geliefert, die wir besuchen können.«
Rhodan stimmte zu. »Wenn wir den Treffpunkt um zwei Uhr in der Nacht einhalten wollen, dürfen
wir keine Zeit mehr verlieren. Hoffen wir, dass wir das nächste Mal mehr Glück haben.«
Doch auch die zweite Etappe brachte nichts als eine Enttäuschung. Als sie die letzte Position
anflogen, ging Rhodan schon davon aus, dass er diesen Teil seines Plans ebenfalls als gescheitert
ansehen musste. Die Idee, Kontakt mit einem Netzweber aufzunehmen, war ihm erst während
Clun'stals Erzählungen gekommen, zumal der Esnur gleich noch die Koordinatensätze hatte liefern
können.
Doch kaum fiel MIKRU-JON erneut in den Normalraum zurück, gab Shanda ein leises Ächzen von
sich. »Da ... ist etwas.«
Rhodan eilte zu der jungen Frau. »Was genau fühlst du?«
Sie erwiderte seinen Blick völlig ruhig. »Eine mentale Ausstrahlung. So schwach, dass ich sie
nicht exakt erkennen oder
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